Motorradtour ins Weserbergland

Auf den Spuren der Weserrenaissance (1. Teil)

Dreieinhalb Tage bin ich auf der Straße der Weserrenaissance unterwegs. Eine Motorradtour durch das Weserbergland inklusive Anreise aus Norddeutschland, denn die Themenroute führt mich von Bremen nach Hildesheim. Auf rund 800 Kilometern lerne ich einige Stationen kennen, die dieser regionalen Ausprägung der Renaissance ihren Namen gegeben haben. Die ersten eineinhalb Tage führen mich von der Hansestadt Bremen nach Bad Salzuflen.

Die Weserrenaissance

Die Weserrenaissance ist eine Kunst- und Architekturbewegung, die sich im 16. Jahrhundert als regionale Ausprägung der Renaissance entwickelte und insbesondere entlang der Weser zu finden ist. Die Weserrenaissance ist bekannt für ihre charakteristischen Stilelemente wie Erker, reich verzierte Giebel, teilweise Fachwerk, oft Ornamentik und häufig die Verwendung von regionalem Sandstein. Beeindruckende Bauwerke dieser Epoche finden sich in großer Zahl entlang der Weser, so dass es sogar die Straße der Weserrenaissance als Themenstraße gibt, an der ich mich bei der Tourenplanung weitgehend orientiert habe. Da die Themenroute aber nicht immer den schönsten Motorradstrecken folgt, habe ich die Route etwas angepasst.

Da ich in der Nähe von Bremen wohne, beginne ich meine Tour mit einem Ausflug in die quirlige Hansestadt, die sich so schön an den Fluss schmiegt, den ich mehr oder weniger 800 Kilometer hinauffahren werde.

Bremen

Die Hansestadt Bremen ist an sich schon eine Reise wert und bietet unter anderem mit dem Rathaus eines der bedeutendsten Bauwerke der Backsteingotik und der Weserrenaissance.

Das gotische Rathaus entstand um 1400 und wurde rund 200 Jahre später im Stil der Weserrenaissance umgestaltet. Ursprünglich waren die Arkaden und die großen Fenster spitzbogig. Auch der in der Mitte vorspringende Gebäudeteil mit seinem imposanten Giebel und den Fenstern entstand in seiner heutigen Form erst in dieser Zeit.

Wer schon in Bremen ist, kann sich die Böttcherstraße direkt anschauen. Obwohl nicht aus der Zeit der Weserrenaissance, ist die Böttcherstraße ein 108 Meter langes Gesamtkunstwerk und ein Highlight in Bremen.

Ermöglicht wurde das Gebäudeensemble in den 1920er und 30er Jahren durch den wohlhabenden Kaffeekaufmann Ludwig Roselius. Der mit Kaffee HAG den ersten koffeinfreien Kaffee der Welt anbot. Alle Handwerksbetriebe, Geschäfte und Institutionen, die heute hier zu finden sind, wurden handverlesen hier angesiedelt. Heute gehören die Gebäude einer Stiftung.

Wer dann noch Zeit hat, sollte sich den ältesten noch erhaltenen Teil der Stadt nicht entgehen lassen: Das Schnoorviertel mit seinen teilweisen sehr engen Gassen bietet viel Kunsthandwerk, kleine Restaurants und viel Kitsch.

Der Name Schnoor stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet „Schnur“ – eine Anspielung darauf, dass die kleinen Häuser hier, wie Perlen auf einer Schnur dicht an dicht aufgereiht sind.

Bis zum nächsten Ausflugsziel sind es nur wenige Kilometer aus der Stadt heraus.

Schloss Erbhof Thedinghausen

Der Erbhof Thedinghausen wurde 1619 als Lustschloss des damaligen Bremer Erzbischofs Johann Friedrich für seine Mätresse Gertrud von Hermeling-Heimbruch erbaut. Diese erlebte die Fertigstellung tragischerweise nicht mehr. Heute kann der Backsteinbau mit seinen Säulen, Bossenquadern und Giebeln aus verziertem Naturstein einmal im Monat nach Voranmeldung im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Von hier aus geht es weiter durch die weniger spektakuläre niedersächsische Tiefebene immer in Richtung Wesergerbland.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, dem Tor nach Westfalen, dem Weserdurchbruch, ist 88 Meter hoch und wurde 1896 fertiggestellt. Ich habe Glück und kann bei strahlendem Sonnenschein die kilometerweite Aussicht genießen.

Mit der Porta Westfalica erreiche ich auch das Weserbergland und damit deutlich mehr Gelegenheiten, auch die Ränder meiner Reifen aufzurauen.

Schloss Bückeburg

Das imposante Schloss Bückeburg stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und wurde seitdem mehrfach umgebaut. Nach einem Brand im Jahre 1732 wurde vieles erneuert und bis ins 19. Jahrhundert umgebaut. Noch heute ist es Stammsitz des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe.

Bad Salzuflen

Nach einigen weiteren versöhnlichen Kurvenabschnitten erreiche ich mit Bad Salzuflen mein erstes Tagesziel. Der Kurort Bad Salzuflen verfügt unter anderem über ein Gradierwerk. Hier wird Sole über feine Äste geleitet. Früher wurde das Wasser auf diese Weise verdunstet und die Salzkonzentration im Wasser erhöht, um später Salz aus der Sole zu gewinnen. In der Umgebung von Gradierwerken ist die Luft feucht, kühl und salzhaltig. Heute nutzt man dies wegen der positiven Wirkung auf die Atemwege.

Sehenswert ist auch die schöne Altstadt. Das Gebäudeensemble rund um das Rathaus bspw. ist ebenfalls im Stil der Renaissance gehalten.

Lust auf mehr?

Dann lies direkt, wie es weiter geht auf meiner Tour entlang der Straße der Weserrenaissance. Im nächsten Teil tauche ich dann ein in dann Weserbergland.

Ansonsten ist der Harz auch nicht weit vom Weserbergland entfernt. Begleite mich gern auf meiner Harzreise.