Motorradtour durch das Weserbergland

Auf den Spuren der Weserrenaissance (2. Teil)

Ca. 280 km durch das Weserbergland bis zur Weserquelle: Hannoversch Münden. Das ist in aller Kürze das Tagesziel. Wieder stehen einige Schlösser aus der Zeit der Weserrenaissance auf dem Programm, denn auch der zweite Tag folgt der Haupt- und Nebenroute der Straße der Weserrenaissance.

Motorradtour Weserbergland

Das Weserbergland ist eine Mittelgebirgsregion in Deutschland, die sich über rund 5.000 Quadratkilometer entlang der Weser erstreckt. Es liegt in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Es wird begrenzt durch Porta Westfalica im Norden und Hannoversch Münden im Süden. Das Weserbergland zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit sanften Hügeln, dichten Wäldern und malerischen Fachwerkstädten aus. Die Landschaft eignet sich hervorragend zum Wandern und Radfahren, doch diesmal zieht es mich allein mit dem Motorrad auf die sanft geschwungenen Straßen. Bis zu 530 Meter ragen die Hügel des Mittelgebirges in den Himmel.

Insgesamt eine Region, die Motorradfahrer nicht unterschätzen sollten, denn auch der Teutoburger Wald und der Naturpark Solling-Vogler sind mit dem Motorrad gut zu erkunden.

Von Bad Salzuflen führt mich die Navi-App zunächst ins nahe Lemgo zum Sitz des Weserrenaissance-Museums: Schloss Brake.

Schloss Brake

Schloss Brake hat eine lange Geschichte und wurde erst später im Stil der Weserrenaissance umgestaltet. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, findet im Schloss auch das Weserrenaissance-Museum, das den Besuchern zeigt, wie es im Weserraum zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg zuging. Das Museum selbst habe ich bei der Tour ausgelassen, aber ich habe es schon bei anderen Gelegenheiten besucht und kann es nur empfehlen. Man muss nicht mehrere Stunden investieren und bekommt trotzdem einen bildhaften Eindruck vom Leben und auch von der Kunst zur Zeit der Weserrenaissance.

Gerade die ersten Points of Interest reihen sich dicht an dicht auf der Route des heutigen Tages und so erreiche ich nach einem kurzen Sprint das Hermannsdenkmal.

Hermannsdenkmal

Es gehört nicht zur Weserrenaissance, ist aber unübersehbar und deshalb kaum zu übersehen: Das Hermannsdenkmal bei Detmold. Die Statue des Cheruskerfürsten Armenius wurde 1875 errichtet und war damals für 10 Jahre die höchste Statue der westlichen Welt. Dann wurde die Freiheitsstatue in New York fertiggestellt.

Die Statue erinnert an Armenius den Cheruskerfürsten, der hier irgendwo, wir sind hier im südlichen Teutoburger Wald, die berühmte Schlacht gegen die Römer geführt haben soll.

Quasi einen Steinwurf vom Herrmannsdenkmal entfernt bieten die Externsteine einen Anblick, den man sich einfach nicht entgehen lassen sollte.

Externsteine

Die Externsteine eine faszinierend anzuschauende Sandsteinformation. Via Treppen und Brücken lässt sich die Formation auch aus der erklimmen. Das werde ich sicher nochmal nachholen denn bei Temperaturen nahe 30 Grad Celsius stehe ich schon nach dem Weg vom Parkplatz hierher in meiner Kombi in vollem Saft.

Die anschließende Etappe auf kleinen Sträßchen, die sich entspannt durch die Landschaft schlängeln, bringt angenehmen Fahrtwind und Fahrspaß. Um diesen nicht zu lange zu unterbrechen, steige ich am nächsten POI gar nicht erst aus.

Schloss Schwöbber

Das Schloss geht auf Hilmar von Münchhausen zurück. Dieser kam als Söldnerführer zu ungeheurem Reichtum und legte das Geld unter anderem in diesem Anwesen, aber auch in Rinteln und Aerzen an.

Heute ist Schloss Schwöbber ein Luxushotel mit angeschlossenem Golfplatz. Gerne hätte ich hier übernachtet, aber rund 250 Euro pro Nacht sind für eine Motorradtour doch etwas viel – zumindest für mich.

Für den Eisbecher am Mittag muss ich aber nicht weit fahren, denn das nächste Schloss auf meiner Route hat ein nettes Café mit Blick auf das Schloss vor der Tür.

Schloss Hämelschenburg

Als Meisterwerk der Weserrenaissance gilt das Schloss Hämelschenburg. Man kann es auch von Innen besichtigen, muss sich aber dafür einer der Führungen anschließen. Aber auch schon der Anblick vom Burggraben aus, oder eben vom Café gegenüber, ist wirklich imposant und lässt den Reichtum der Region zur damaligen Zeit erahnen.

Bad Pyrmont sollte man auch gesehen haben aber damit ich auch irgendwann meinem Tagesziel näherkomme, passiere ich die Stadt lediglich.

Schloss Thienhausen

Das in Privatbesitz befindliche Schloss Thienhausen ist für mich eines der romantischsten Schlösser der Tour. Es entstand hier ab 1606 unter Einbeziehung weiterer älterer Gebäudeteile. Auf Einladung des damaligen Schlossherrn August von Haxthausen sollen hier unter anderem die Brüder Grimm zeitweise gelebt und gearbeitet haben.

Heute ist im Schloss auch die Außenstelle eines Standesamtes untergebracht, normalerweise darf man das Gelände wohl nicht betreten. Von der Straße aus ist die Zufahrt wohl auch deshalb leicht zu übersehen.

Eine ganze Weile fahre ich nun Richtung Süden, begleitet von weiten Ausblicken in die Hügellandschaft des Weserberglandes. Kurz vor Kassel klappe ich zum vorletzten Mal für heute den Seitenständer aus.

Schloss Wilhelmsthal

Keine zehn Minuten vom Flughafen Kassel entfernt liegt das 1761 fertiggestellte Lustschloss Wilhelmsthal des Landgrafen Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Es gehört zwar nicht zur Weserrenaissance, ist aber dennoch für Interessierte spannend, da es zu den bedeutendsten Rokokoschlössern nördlich des Mains zählt.

Wieder im Sattel biege ich kurz vor Kassel grob nach Nordosten ab und folge der Fulda bis Hannoversch Münden. Mein Tagesziel für heute und südliche Grenze des Weserberglandes.

Hannoversch Münden: Der Ursprung der Weser

Alexander von Humboldt soll über die Stadt gesagt haben: „eine der sieben schönst gelegenen Städte der Welt!“. Ob das wirklich stimmt oder ihm in den Mund gelegt wurde, darüber darf spekuliert werden denn es gibt wohl keine schriftlichen Quellen darüber.

Auf jeden Fall ist die Stadt sehr schön gelegen, denn hier vereinen sich Fulda und Werra und fließen ab hier gemeinsam als Weser dem Meer entgegen. Mit seiner historischen Altstadt und den vielen Fachwerkhäusern ist Hann. Münden ein idealer Ort, um einen langen Tourtag mit einem guten Essen und einer Erkundungstour ausklingen zu lassen.

Lust auf mehr?

Dann lies direkt, wie es weiter geht auf meiner Tour entlang der Straße der Weserrenaissance. Im letzten Teil geht es weiter durch das bezaubernde Weserbergland.

Oder möchtest du weiter nördlich einen Blütenzauber erleben? Dann komm mit zur Obstblüte ins Alte Land oder zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz.