Die fünf schönsten Altstädte im Harz

Eine Motorradtour durch Geschichte und Fachwerkromantik

Die Strecken und Straßen stehen zumeist im Mittelpunkt einer Motorradtour, aber diese ziehen eben schnell an uns vorbei und Einzelheiten bleiben uns nicht besonders lange im Gedächtnis. Anders ist das, wenn wir besonders schöne Stopps auf unserer Reise haben. Ganz oben rangieren dabei besonders schöne Altstädte bei mir. Ich habe mich auf den Weg gemacht und wollte die schönsten Altstädte im Harz finden und hier findet ihr mein Ergebnis.

Es ist ein noch frischer Morgen Ende April, aber, die Sonne bringt das junge Grün der Pflanzen schon perfekt zur Geltung. Ein strahlend blauer Himmel betupft mit ein paar Schäfchenwolken begleitet mich durch den Tag. Ein idealer Weckruf für eine besondere Tour: Fünf der schönsten Altstädte im Harz warten darauf, entdeckt zu werden. Bei diesem Roadtrip geht es nicht nur um kurvige Straßen und spektakuläre Aussichten, sondern auch um Geschichte, Architektur und Atmosphäre. Der Harz bietet all das im Überfluss – und was wäre eine Motorradtour ohne ein paar charmante Stopps in den verwinkelten Gassen mittelalterlicher Städte?

Goslar – Der perfekte Startpunkt

Meine Reise beginnt in Goslar, und schon der erste Eindruck versetzt einen in eine andere Zeit. Die Stadt hat mehr als 1.000 Jahre Geschichte auf dem Buckel, und das merkt man auf Schritt und Tritt. Mein erster Stopp ist die imposante Kaiserpfalz, ein mächtiger Bau aus dem 11. Jahrhundert, der nicht nur architektonisch beeindruckt, sondern auch einen tiefen Einblick in die deutsche Geschichte bietet. Gemeinsam mit der Altstadt und dem Bergwerk Rammelsberg gehört die Kaiserpfalz zum UNESCO-Welterbe – und das völlig zu Recht.

Die Altstadt von Goslar ist ein wahres Fachwerkparadies. Mehr als 1.500 liebevoll restaurierte Häuser, die teils bedrohlich schief wirken, prägen das Stadtbild. Ich schlendere durch die engen Gassen, die mich in eine andere Epoche katapultieren, und halte am Marktplatz für einen Kaffee. Die Gebäude hier haben Geschichten zu erzählen, von einer Zeit, als der Harz mit seinem Bergbau blühte.

Die Bewertung

Jede der Altstädte im Harz und so auch die fünf in diesem Video haben ihre Stärken und jede ist mindestens einen Besuch wert. Zu einem Ranking gehört es aber nun Mal, dass ich die Städte in eine Reihenfolge bringe. Ein Ranking der schönsten Altstädte ist in jedem Fall subjektiv, aber um für euch meine Wahl transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten, habe ich mir folgende Bewertungssystematik überlegt:

Jede Altstadt werde ich anhand von drei Kriterien bewerten. Erstes Kriterium sind die Gebäudesubstanz und Architektur der Altstadt. Das zweite ist die Vielfalt und Qualität des gastronomischen Angebots dort. Als drittes und besonders unscharfes Kriterium möchte ich die Atmosphäre in den Altstädten bewerten. Diese ist besonders schwer zu fassen, aber wenn Orte überlaufen sind, wie eine leere Kulisse oder aber besonders authentisch und gemütlich wirken, dann sollte sich das in der Bewertung niederschlagen, so meine Idee. Für jede dieser Kriterien werde ich maximal 5 Sterne vergeben. Insgesamt kann eine Altstadt also in meinem Ranking 15 Sterne erreichen.

Wie lautet nun meine Bewertung für die Altstadt von Goslar? In Sachen Architektur legt Goslar ganz schön vor. Mit der Kaiserpfalz und den 1.500 Fachwerkhäusern in dem etwa einen Quadratkilometer großen Altstadtkern vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.

Die gastronomische Auswahl und Qualität lässt kaum zu wünschen übrig und beherbergt, soweit ich es einschätzen konnte auch nur wenige Touristenfallen. Auch hier vergebe ich vier von fünf Sternen.

Die verwinkelten, teils schmalen, aber nicht überfüllten Gassen und die zusammenhängende Gebäudeensembles machen auf mich den Eindruck einer belebten Stadt, die nicht primär als Kulisse für die Touristen wie mich betrieben wird. Wieder vier Sterne und damit insgesamt 12 Sterne für Goslar. Eine satte Vorlage für die anderen Kandidatinnen.

Osterode am Harz – Zwischen Historie und Melancholie

Nur wenige Kilometer weiter liegt Osterode am Harz, mein nächster Halt. Die Stadt hat weniger als halb so viele Einwohner wie Goslar, und das spürt man sofort. Osterode ist ruhiger, fast schon verschlafen. Am historischen Kornmarkt parke ich meine Maschine direkt vor dem alten Rathaus, einem Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert. Hier, von wo einst die Bergleute mit Getreide versorgt wurden, lässt sich die Geschichte hautnah erleben.

Trotz der schönen Altstadt wirkt Osterode ein wenig melancholisch. Viele der Fachwerkhäuser stehen leer, und die Gassen sind oft menschenleer. Es fehlt die Lebendigkeit, wie sie beispielsweise Goslar versprüht. Dennoch strahlt die Stadt einen gewissen Charme aus, besonders für diejenigen, die einen ruhigen Ort zum Verweilen suchen. Für Wanderer ist Osterode jedoch ein wichtiger Ausgangspunkt, denn hier beginnt der Harzer-Hexen-Stieg, der sich auf bis zu 150 Kilometern durch den Harz schlängelt.

Auch heute noch finden sich in der Altstadt wunderschöne Fachwerkgebäude und alte Bausubstanz wie das alte Rathaus nahe dem Kornmarkt. Leider nicht in der Fülle wie in Goslar und auch stehen viele dieser Gebäude leer. Entsprechend allein läuft man durch die Straßen. Im Vergleich kann ich hier bei Architektur drei Sterne vergeben und bei Gastronomie und Atmosphäre leider nur jeweils zwei Sterne. In meinem Ranking erreicht Osterode also insgesamt sieben Sterne – eine charmante, aber ruhige Stadt mit viel ungenutztem Potenzial.

Stolberg – Ein Juwel inmitten der Zeit

Als ich nach einigen weiteren Kurven und malerischen Streckenabschnitten in Stolberg ankomme, fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehengeblieben. Dieser winzige Ort mit nur etwa 1.300 Einwohnern wirkt wie eine einzige große Altstadt auch wenn das „Stadtrecht“ lange nicht mehr zählt. Die gepflasterten Straßen, die urigen Fachwerkhäuser und das prächtige Schloss Stolberg schaffen eine Kulisse, die fast zu kitschig ist, um wahr zu sein.

Stolberg ist überschaubar – hier könnte man die Altstadt in kurzer Zeit zu Fuß erkunden. Doch die Atmosphäre ist einmalig. Während die größeren Städte wie Goslar und Wernigerode immer auch einen modernen Teil haben, fühlt sich Stolberg an wie ein Ort, der komplett im Mittelalter verhaftet geblieben ist. Die Geschichte ist hier allgegenwärtig, von den Kämpfen des Deutschen Bauernkriegs bis zu den Spuren der Reformation. Für mich zählt vor allem die Authentizität. Drei Sterne für Architektur, drei für Gastronomie und vier für die Atmosphäre – insgesamt also zehn Sterne für diesen versteckten Schatz.

Quedlinburg – Ein Filmset am Rande des Harzes

Mein vierter Stopp führt mich nach Quedlinburg, und schnell ist klar: Diese Stadt spielt fast in einer eigenen Liga. Über 2.100 Fachwerkhäuser aus 800 Jahren prägen das Stadtbild, und der gesamte Stadtkern gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es fühlt sich fast surreal an, als ich durch die Gassen gehe, die oft als Filmkulisse dienen. Hier wurde Geschichte wirklich konserviert.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss auf dem Schlossberg, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Die romanische Stiftskirche Sankt Servatii thront über der Stadt und verleiht Quedlinburg zusätzlich einen Hauch von Erhabenheit. Auch das gastronomische Angebot kann sich sehen lassen – zahlreiche kleine Cafés und Restaurants locken mit regionalen Spezialitäten. Quedlinburg erreicht in meinem Ranking die volle Punktzahl für Architektur und Atmosphäre und verpasst nur knapp die Höchstwertung in der Gastronomie. Insgesamt kommen hier satte 14 Sterne zusammen – die unangefochtene Spitzenreiterin dieser Tour.

Wernigerode – Die „bunte Stadt am Harz“

Zum Abschluss geht es nach Wernigerode, der „bunten Stadt am Harz“. Das Rathaus am Marktplatz ist wohl eines der bekanntesten Postkartenmotive der Region und das Schloss Wernigerode bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und bei gutem Wetter bis zum Brocken, dem höchsten Gipfel des Harzes. Die Stadt ist lebendig, aber nicht überlaufen, und die Mischung aus modernem Stadtleben und historischer Altstadt funktioniert hier sehr gut.

Mit seinen verwinkelten Gassen, der lebhaften Atmosphäre und den vielen Ausflugsmöglichkeiten ist Wernigerode ein würdiger Abschluss meiner Altstadttour. Wie in Goslar gebe ich auch hier 12 Sterne, vor allem wegen der tollen Architektur und der beeindruckenden Kulisse.

Fazit – Fünf Städte, fünf Geschichten

Der Harz hat mich mit seiner Mischung aus Geschichte, Natur und Kurven verzaubert. Jede der fünf Altstädte, die ich besucht habe, erzählt ihre eigene Geschichte und bietet einzigartige Erlebnisse. Doch in meinem Ranking sichert sich Quedlinburg mit 14 Sternen den ersten Platz, gefolgt von Goslar und Wernigerode mit je 12 Sternen. Stolberg schließt mit 10 Sternen ab und Osterode bildet mit sieben Sternen das Schlusslicht.

Wer den Harz auf zwei Rädern erkunden möchte, sollte unbedingt auch diese Orte besuchen. Und vielleicht habt ihr ja noch eure eigenen Favoriten? Lasst es mich wissen – ich freue mich auf eure Tipps und Geschichten!

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder noch mehr Touren im Harz?