Motorradtour Dijon und Lyon

Der sonnige Schulweg: Eine Motorradreise über Dijon nach Lyon

Die richtig coolen Kids kommen mit dem Motorrad zu Schule! Das Alter habe ich zwar nicht mehr, aber mir wird zumindest noch oft genug quittiert, dass ich kindisch sei. So ist eine Woche Sprachurlaub in Lyon gebucht und ich reise natürlich mit dem Motorrad an. Erst über das Elsass und die Vogesen und dann nochmal über Dijon nach Lyon, wo ich neben der Stadt auch die Kurven im Umland erkunden möchte. Eine Reise, von der mir nicht nur die Vokabeln im Gedächtnis bleiben.

Auch wenn die ersten Kilometer hinter Villersexel aussehen wie die Agrarlandschaft der niedersächsischen Tiefebene, so freue ich mich dennoch auf den Tag. Der eintönig blaue Himmel spricht früh eine Schönwettergarantie aus und ich nähere mich schnell dem Parc national de forêts, also einem Waldnationalpark. Schmale Straßen, ein paar einsteigerfreundliche Kurven und sehr wenige Menschen verkürzen mir den Weg bis in die französischen Senf-Hauptstadt Dijon. Ich habe keine Eile und hier zwei Übernachtungen, um mich wenigstens einen ganzen Tag umschauen zu können.

Stippvisite in Dijon

Die lichtdurchflutete Innenstadt mit dem dominierenden hellen Kalkstein bringt mir Ende Oktober den Sommer nochmal zurück aus der Erinnerung. Die Stadt im Herzen des Burgunds zieht Gourmets sicher nicht nur wegen ihres Senfs in die Stadt. Kochen und Lebensmittel machen mir Freude und so geht es morgens direkt in die Markthalle von Dijon, die so aussieht, als hätte der wohl berühmteste Sohn der Stadt, Alexandre Gustave Eiffel, sie persönlich entworfen. Hier eine Duftwolke frischer mediterraner Kräuter, dort die Farbpracht in Würde gereiften Gemüses und wenige Schritte weiter die würzige Melange dutzender Käses-Aromen. Diese Vielfalt der frischen Lebensmittel auf solchen Märkten, einfach herrlich!

Nach diesem multisensorischen Feuerwerk geht es für ein rein visuelles ins Musée des Beaux-Arts und das Musée Magnin. Frisch bepackt mit ein paar Beutestücken aus einer hübschen kleinen Pâtisserie, lassen wir uns anschließend mit einem Kaffee im Jardin Darcy nieder. Beim folgenden Besuch der gotischen Kathedrale von Dijon von 1792 hatten wir das Glück, dass gerade ein riesiger Chor den passenden Soundtrack für die Besichtigung anstimmte. Danach streifen wir nur noch etwas ziellos durch die Gassen und lassen den Tag ausklingen.

Route des Grands Crus

Eigentlich als reine Transfährfahrt geplant, entpuppt sich die Weiterfahrt nach Lyon doch als abwechslungsreicher als gedacht. Kaum sind wir aus der Stadt raus, befinden wir uns auf der Route des Grands Crus. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie Die Straße der großen Gewächse, also der edlen Weine.

An dieser insgesamt etwa 60 Kilometer langen Themenstraße befindet sich eines der führenden Weinanbaugebiete Frankreichs. Wobei nicht jeder einzelne Wein hier super sein muss, denn „Grand Cru“ ist zunächst eine Bezeichnung für die Lage. Je nach Region oder Land wird diese Bezeichnung auch noch anders verwendet. Die Bezeichnung „Großes Gewächs“ gibt es so beispielsweise auch in Deutschland, aber hier wird sie allein als höchste Klassifikationsstufe verwendet und nicht als Bezeichnung für eine Lage.

Die kleinen historischen Ortschaften des Burgunds und die langen Hänge, die golden im Morgenlicht glänzen, sind traumhaft anzuschauen und eine eindrucksvolle Erklärung, wieso dieses Département „Côte-d’Or“, also Goldhang heißt. Für die Eiligen verläuft auch eine Schnellstraße in der Gegend und so hat man auf der eigentlichen Route seine Ruhe und teilt sich die Straße mit Einheimischen und Winzern.

Einige Kilometer begleitete mich der künstliche Canal du Centre auf meinem Weg. Hier sind einige Freizeitkapitäne mit etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit unterwegs und genießen die Landschaft links und rechts der Wasserstraße. Hier verläuft auch ein Radweg, an dem ich mir eine kleine Pause auf einem Rastplatz genehmige und ein paar Kurven später komme ich in Lyon an und freue mich auf das klimatisierte Appartement, denn im langsamen Stadtverkehr und in praller Sonne läuft mir der Schweiß.

Erkundung in Lyon

Neben dem Französischunterricht, der täglich etwa bis 13 Uhr geht, wird die Stadt zu Fuß erkundet und sie hat viel zu bieten. Lyon ist eine große Stadt mit viel Geschichte und bietet sicher jedem etwas. Ab dem Jahr 43 vor Christus war die Stadt römisches Verwaltungszentrum.

Das eigentliche Zentrum der Stadt ist die Presqu’île, die Halbinsel, die von den Flüssen Rhone und der Saône umflossen wird. Hier befinden sich beispielsweise die Oper mit ihrer markanten tonnenförmigen Kuppel, das Rathaus und das Musée des Beaux-Arts.

Am westlichen Ufer der Saône geht es steil bergauf auf den Hügel Fourvière. Auf dem oben die Basilika Notre-Dame de Fourvière und der, dem Eifelturm nachempfundene Tour métallique thronen. Unweit der Basilika finden sich auch noch die Reste eines römischen Theaters. Die heutige Basilika wurde 1872 fertiggestellt aber schon seit dem Jahr 1168 stand an diesem Ort eine Marienkapelle.

Auf derselben Saône-Seite befindet sich auch der 30 Hektar großen Stadtteil Vieux Lyon. Hier stehen noch rund 500 Häuser, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen. Eines der größten und besterhaltenen Altstadtensembles in Frankreich.

Unbedingt sehenswert ist auch der Parc de la Tête d’Or. Angeblich ist auf der Parkgelände eine goldene Nachbildung vom Kopf Christi vergraben. Daher auch der Name des Parks: Park des goldenen Kopfes. Das Gelände hieß auch schon so, bevor der eigentliche Park hier 1857 eröffnet wurde. Aber auch ohne versteckten Schatz ist der Park mit seinem botanischen Garten oder den kostenlosen Zooanlagen einen Besuch wert.

Zur Anlage gehört auch ein 16 Hektar großer See. An dessen Ufer mache ich es mir gemütlich, um mit meinem neuen Messer eine Flasche Wein aus der Region zu öffnen und diesen mit etwas Wurst, Oliven und Baguette zu genießen.

Motorradtour Lyon

Trotz des intensiven Französischkurses und der vielfältigen Sehenswürdigkeiten in Lyon selbst, zog es mich hinaus auf die Straße. An meinem letzten Tag ließ die Stadt hinter mir und fand mich auf überraschend einsamen Wegen wieder, die direkt vor den Toren der Großstadt beginnen. Sobald ich Lyon in südlicher Richtung verließ, eröffneten sich kurvenreiche Strecken entlang der Rhone. Hier genoss ich die kurvigen Landstraßen, die mich sanft wieder ins Motorradfahren einführten.

Griffige Straßen schlängelten sich durch die, vom langen Sommer ausgetrocknete, Landschaft und die vielversprechenden Weinlagen. Gelegentlich bot sich ein Blick auf die Rhone, bevor die Straßen enger und die Ortschaften seltener wurden. Ein besonderer Moment war die Pause als einzige Gäste in einem einsamen Café in einer kleinen Ortschaft – ein ruhiger Kontrast zur lebendigen Stadt.

Wenige Kurven später hatte mich die Stadt zurück. Dann wurden nur noch bei einem Glas Wein die Sachen gepackt und am nächsten Morgen klingelte schon um 6 Uhr der Wecker und nach einem letzten Pain au Chocolat, die in Frankreich so wunderbar schmecken und in Deutschland leider meist überhaupt nicht, ging heimwärts. Über Bundesstraßen und Autobahnen mit einer Zwischenübernachtung ging es zurück nach Norddeutschland. Meine letzte größere Tour im Jahr 2023 war damit zu ende.

Übrigens: Mein liebgewonnenes Opinel-Messer, welches ich in Straßburg erwarb, verbleibt auf Anraten meiner Frau nun einfach im Tankrucksack, so dass ich es (theoretisch) nie wieder auf einer Tour vergessen kann.

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder mit dem Motorrad zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz?