Frankreich – ride4awhile https://ride4awhile.com Thu, 25 Apr 2024 04:47:45 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.7.1 https://ride4awhile.com/wp-content/uploads/2023/03/cropped-Logo-rund-32x32.png Frankreich – ride4awhile https://ride4awhile.com 32 32 Der sonnige Schulweg: Eine Motorradreise über Dijon nach Lyon https://ride4awhile.com/motorradtour-lyon/ Fri, 08 Mar 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1314

Motorradtour Dijon und Lyon

Der sonnige Schulweg: Eine Motorradreise über Dijon nach Lyon

Die richtig coolen Kids kommen mit dem Motorrad zu Schule! Das Alter habe ich zwar nicht mehr, aber mir wird zumindest noch oft genug quittiert, dass ich kindisch sei. So ist eine Woche Sprachurlaub in Lyon gebucht und ich reise natürlich mit dem Motorrad an. Erst über das Elsass und die Vogesen und dann nochmal über Dijon nach Lyon, wo ich neben der Stadt auch die Kurven im Umland erkunden möchte. Eine Reise, von der mir nicht nur die Vokabeln im Gedächtnis bleiben.

Auch wenn die ersten Kilometer hinter Villersexel aussehen wie die Agrarlandschaft der niedersächsischen Tiefebene, so freue ich mich dennoch auf den Tag. Der eintönig blaue Himmel spricht früh eine Schönwettergarantie aus und ich nähere mich schnell dem Parc national de forêts, also einem Waldnationalpark. Schmale Straßen, ein paar einsteigerfreundliche Kurven und sehr wenige Menschen verkürzen mir den Weg bis in die französischen Senf-Hauptstadt Dijon. Ich habe keine Eile und hier zwei Übernachtungen, um mich wenigstens einen ganzen Tag umschauen zu können.

Stippvisite in Dijon

Die lichtdurchflutete Innenstadt mit dem dominierenden hellen Kalkstein bringt mir Ende Oktober den Sommer nochmal zurück aus der Erinnerung. Die Stadt im Herzen des Burgunds zieht Gourmets sicher nicht nur wegen ihres Senfs in die Stadt. Kochen und Lebensmittel machen mir Freude und so geht es morgens direkt in die Markthalle von Dijon, die so aussieht, als hätte der wohl berühmteste Sohn der Stadt, Alexandre Gustave Eiffel, sie persönlich entworfen. Hier eine Duftwolke frischer mediterraner Kräuter, dort die Farbpracht in Würde gereiften Gemüses und wenige Schritte weiter die würzige Melange dutzender Käses-Aromen. Diese Vielfalt der frischen Lebensmittel auf solchen Märkten, einfach herrlich!

Nach diesem multisensorischen Feuerwerk geht es für ein rein visuelles ins Musée des Beaux-Arts und das Musée Magnin. Frisch bepackt mit ein paar Beutestücken aus einer hübschen kleinen Pâtisserie, lassen wir uns anschließend mit einem Kaffee im Jardin Darcy nieder. Beim folgenden Besuch der gotischen Kathedrale von Dijon von 1792 hatten wir das Glück, dass gerade ein riesiger Chor den passenden Soundtrack für die Besichtigung anstimmte. Danach streifen wir nur noch etwas ziellos durch die Gassen und lassen den Tag ausklingen.

Route des Grands Crus

Eigentlich als reine Transfährfahrt geplant, entpuppt sich die Weiterfahrt nach Lyon doch als abwechslungsreicher als gedacht. Kaum sind wir aus der Stadt raus, befinden wir uns auf der Route des Grands Crus. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie Die Straße der großen Gewächse, also der edlen Weine.

An dieser insgesamt etwa 60 Kilometer langen Themenstraße befindet sich eines der führenden Weinanbaugebiete Frankreichs. Wobei nicht jeder einzelne Wein hier super sein muss, denn „Grand Cru“ ist zunächst eine Bezeichnung für die Lage. Je nach Region oder Land wird diese Bezeichnung auch noch anders verwendet. Die Bezeichnung „Großes Gewächs“ gibt es so beispielsweise auch in Deutschland, aber hier wird sie allein als höchste Klassifikationsstufe verwendet und nicht als Bezeichnung für eine Lage.

Die kleinen historischen Ortschaften des Burgunds und die langen Hänge, die golden im Morgenlicht glänzen, sind traumhaft anzuschauen und eine eindrucksvolle Erklärung, wieso dieses Département „Côte-d’Or“, also Goldhang heißt. Für die Eiligen verläuft auch eine Schnellstraße in der Gegend und so hat man auf der eigentlichen Route seine Ruhe und teilt sich die Straße mit Einheimischen und Winzern.

Einige Kilometer begleitete mich der künstliche Canal du Centre auf meinem Weg. Hier sind einige Freizeitkapitäne mit etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit unterwegs und genießen die Landschaft links und rechts der Wasserstraße. Hier verläuft auch ein Radweg, an dem ich mir eine kleine Pause auf einem Rastplatz genehmige und ein paar Kurven später komme ich in Lyon an und freue mich auf das klimatisierte Appartement, denn im langsamen Stadtverkehr und in praller Sonne läuft mir der Schweiß.

Erkundung in Lyon

Neben dem Französischunterricht, der täglich etwa bis 13 Uhr geht, wird die Stadt zu Fuß erkundet und sie hat viel zu bieten. Lyon ist eine große Stadt mit viel Geschichte und bietet sicher jedem etwas. Ab dem Jahr 43 vor Christus war die Stadt römisches Verwaltungszentrum.

Das eigentliche Zentrum der Stadt ist die Presqu’île, die Halbinsel, die von den Flüssen Rhone und der Saône umflossen wird. Hier befinden sich beispielsweise die Oper mit ihrer markanten tonnenförmigen Kuppel, das Rathaus und das Musée des Beaux-Arts.

Am westlichen Ufer der Saône geht es steil bergauf auf den Hügel Fourvière. Auf dem oben die Basilika Notre-Dame de Fourvière und der, dem Eifelturm nachempfundene Tour métallique thronen. Unweit der Basilika finden sich auch noch die Reste eines römischen Theaters. Die heutige Basilika wurde 1872 fertiggestellt aber schon seit dem Jahr 1168 stand an diesem Ort eine Marienkapelle.

Auf derselben Saône-Seite befindet sich auch der 30 Hektar großen Stadtteil Vieux Lyon. Hier stehen noch rund 500 Häuser, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen. Eines der größten und besterhaltenen Altstadtensembles in Frankreich.

Unbedingt sehenswert ist auch der Parc de la Tête d’Or. Angeblich ist auf der Parkgelände eine goldene Nachbildung vom Kopf Christi vergraben. Daher auch der Name des Parks: Park des goldenen Kopfes. Das Gelände hieß auch schon so, bevor der eigentliche Park hier 1857 eröffnet wurde. Aber auch ohne versteckten Schatz ist der Park mit seinem botanischen Garten oder den kostenlosen Zooanlagen einen Besuch wert.

Zur Anlage gehört auch ein 16 Hektar großer See. An dessen Ufer mache ich es mir gemütlich, um mit meinem neuen Messer eine Flasche Wein aus der Region zu öffnen und diesen mit etwas Wurst, Oliven und Baguette zu genießen.

Motorradtour Lyon

Trotz des intensiven Französischkurses und der vielfältigen Sehenswürdigkeiten in Lyon selbst, zog es mich hinaus auf die Straße. An meinem letzten Tag ließ die Stadt hinter mir und fand mich auf überraschend einsamen Wegen wieder, die direkt vor den Toren der Großstadt beginnen. Sobald ich Lyon in südlicher Richtung verließ, eröffneten sich kurvenreiche Strecken entlang der Rhone. Hier genoss ich die kurvigen Landstraßen, die mich sanft wieder ins Motorradfahren einführten.

Griffige Straßen schlängelten sich durch die, vom langen Sommer ausgetrocknete, Landschaft und die vielversprechenden Weinlagen. Gelegentlich bot sich ein Blick auf die Rhone, bevor die Straßen enger und die Ortschaften seltener wurden. Ein besonderer Moment war die Pause als einzige Gäste in einem einsamen Café in einer kleinen Ortschaft – ein ruhiger Kontrast zur lebendigen Stadt.

Wenige Kurven später hatte mich die Stadt zurück. Dann wurden nur noch bei einem Glas Wein die Sachen gepackt und am nächsten Morgen klingelte schon um 6 Uhr der Wecker und nach einem letzten Pain au Chocolat, die in Frankreich so wunderbar schmecken und in Deutschland leider meist überhaupt nicht, ging heimwärts. Über Bundesstraßen und Autobahnen mit einer Zwischenübernachtung ging es zurück nach Norddeutschland. Meine letzte größere Tour im Jahr 2023 war damit zu ende.

Übrigens: Mein liebgewonnenes Opinel-Messer, welches ich in Straßburg erwarb, verbleibt auf Anraten meiner Frau nun einfach im Tankrucksack, so dass ich es (theoretisch) nie wieder auf einer Tour vergessen kann.

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder mit dem Motorrad zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz?

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Zwischen Herbstsonne und historischen Pfaden: Motorradabenteuer durch das Elsass und die Vogesen https://ride4awhile.com/motorradtour-elsass-und-vogesen/ Fri, 26 Jan 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1216

Französischer Charme und sanfte Kurven

Zwischen Herbstsonne und historischen Pfaden: Motorradabenteuer durch das Elsass und die Vogesen

Kurven, Kultur und Kulinarisches: Wie gut, dass so viele Motorradreiseregionen dies so wunderbar vereinen. So kann auch meine Herbsttour ins Elsass und durch die Vogesen hier drei von drei Haken auf der imaginären Checkliste machen. Auf rund 700 Kilometern erkunde ich zum ersten Mal diese Region von Nord nach Süd und bin direkt vernarrt in diesen kulturell einzigartigen Landstrich: Bezaubernde Altstädte in den Tälern und kilometerweiten Aussichten von den Gipfeln entlang der Route des Crêtes. Doppelt so lange möchte ich bleiben, aber ich bin nur auf der Durchreise.

Nach rund siebenstündiger, pausenarmer Autobahnanreise überquerte ich die deutsch-französische-Grenze bei Weißenburg (frz. Wissembourg). Die Stadt gehört seit 2008 zu den 100 „Schönsten Umwegen Frankreichs“ und ich nutze die Gelegenheit für eine längere Pause und der ersten Bestellung in einem Café seit zu langer Zeit auf Französisch. Unter strahlender Herbstsonne schlendere ich vorbei am historischem Salzhaus und durch die kleine Gasse „Le Schlupf“ an der Lauter, bevor es in die nördlichen Vogesen geht, um mich und meine Tiger langsam wieder an Kurven zu gewöhnen.

Motorradtour Elsass und Vogesen

Ich tauche also endlich ein, in das Elsass; eine Region ganz im Osten Frankreichs. Sie grenzt im Süden an der Schweiz und im Osten an Deutschland. Der Rhein bildet hier die Grenze. Das heutige Elsass hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 190 Kilometern und misst von West nach Ost etwa 50 Kilometer. Die Vogesen als französisches Mittelgebirge liegen zum Großteil im Elsass und prägen die Region landschaftlich stark. Wohltuend die leeren Straßen, die Fachwerkhäuschen in den Ortschaften sowie den leuchtenden Geranien in den prall gefüllten Blumenkästen der Ortschaften. So nähere ich mich Straßburg, checke entschleunigt im Hotel ein und freue mich, am nächsten Tag die Stadt zu Fuß kennenzulernen. Am Abend schaffe ich es zumindest noch für ein Abendessen in die Altstadt.

Straßburg – Europa zum Anfassen

Als offizieller Sitz des Europarates, des Europaparlaments, des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und des Fernsehsenders ARTE (um nur einige Institutionen zu nennen) ist Straßburg so europäisch, wie es eine Stadt nur sein kann. So international ist dann auch das Publikum. Ob das an den vielen Institutionen und seinen Beschäftigten, der Grenznähe zu Deutschland oder den vielen Touristen liegt, vermag ich aber nicht abzuschätzen.

Die alles überragende Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Straßburger Münster. Auf Französisch heißt sie „Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg“. Sie zählt zu den bedeutendsten Kathedralen der europäischen Architekturgeschichte und zudem zu den größten Sandsteinbauten der Welt.

Monumente der Detailverliebtheit wie beispielsweise die Fensterrose über dem Hauptportal mit ihrem Durchmesser von über 13 Metern, der Engelssäule und der astronomischen Uhr direkt nebendran beeindrucken Millionen Besucher jährlich.

Die 1439 fertiggestellte Kathedrale im überwiegend gotischen Stil war mit seinem 142 Meter hohen Nordturm mindestens von 1647 bis 1874 das höchste Gebäude der Welt und ist zudem das höchste von der Menschheit errichtete Bauwerk im Mittelalter.

The Quest – Was wäre Frankreich ohne Wein?

Es war mir schon am Vortag schmerzlich bewusst geworden. Ich hatte die letzten Wochen viel zu tun. Die Route zu planen und die Sachen zu packen musste schnell gehen. Vor meinem geistigen Auge hatte ich mir allerdings schon oft vorgestellt, wie ich auf der Reise irgendwann und irgendwo eine Flasche Wein öffnen und mit einem Baguette, einer Salami oder Käse und Oliven an einem schönen Plätzchen einfach eine gute Zeit haben würde. Aber ich hatte vergessen ein Taschenmesser einzupacken. Nicht dass ich so ein Messernarr wäre, aber ich habe schon zwei, drei Taschenmesser und sogar ein Leatherman. Sie alle lagen trocken, sicher und nun für mich völlig nutzlos zuhause.

So war es mein Ziel für diesen Tag irgendwo ein Taschenmesser mit Korkenzieher zu erwerben. Diese geheime Mission hatte ich schon beim Frühstück im Kopf. Nachdem ich das Straßburger Münster bestaunt hatte, zog ich direkt durch jedes Souvenirgeschäft am Platz auf der Suche nach meinem neuen Messer. Ich blieb erfolglos –vorerst.

La Petit France und Europaparlament

Einer der beliebtesten Hot-Spots in Straßburg ist sicher das Viertel Petit France, also Klein-Frankreich. Das mit Kanälen durchzogene Viertel auf der Altstadtinsel hat noch viele gut erhaltene alte Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Hier kehre ich ein und lasse mir am Rande einer der kleinen Kanäle unweit der Brücke Ponts Couverts einen Flammkuchen mit Munster-Käse und ein Glas Gewürztraminer schmecken. Obwohl es schon Ende September ist, bin ich froh über den Sonnenschirm, denn trotz T-Shirt und kurzer Hose ist es noch sehr heiß.

Kurz zuvor hatte ich es in einem Schaufenster erblickt: Ein Taschenmesser, mit Flaschenöffner und Korkenzieher der französischen Marke Opinel: Es muss Bestimmung gewesen sein. Die Mission war erfüllt. Meine Frau rollte mit den Augen, aber ich war glücklich und konnte den Urlaub entspannt fortsetzen.

Nach dem Mittagessen ging es auf einen längeren Fußweg zum Europaparlament. Leider waren gerade keinen Sitzungen und das Parlament nahezu ausgestorben, aber zumindest kam man nun recht schnell durch die Sicherheitsschleuse. Taschenmesser darf man sogar hinterlegen und nach seinem Besuch wieder abholen. Es war den Sicherheitsleuten zwar anzusehen, dass dies nicht oft vorkommt, aber es ist möglich.

Raus aus der Stadt und rein in die Vogesen

Ein kurzes Stück Schnellstraße aus der Stadt heraus und schon bin ich im ländlichen Idyll des Elsass. Weinberge und malerische Ortschaften mit viel Fachwerk liegen am Wege.

Das Elsass, ist eben auch eine bezaubernde Weinregion und berühmt für ihre hügeligen Landschaften und erstklassigen Weine. Dank eines einzigartigen Mikroklimas, gedeihen hier Trauben, die für ihren charakteristischen Geschmack bekannt sind. Besonders bekannt sind die elsässischen Weißweine, darunter Riesling, Gewürztraminer und Pinot Gris und einige mehr.

Die Straßen des Elsass schlängeln sich durch traditionelle Dörfer und vorbei an historischen Weinbergen, die einen tiefen Einblick in die jahrhundertealte Weinbautradition bieten. Diese malerischen Routen sind nicht nur ein Paradies für Weinliebhaber, sondern auch für uns Motorradfahrer, die die Schönheit dieser Landschaft auf zwei Rädern erleben möchten.

Rast an der Hohkönigsburg

Die Hohkönigsburg thront majestätisch auf einem hohen Bergkamm und bietet einen atemberaubenden Blick über das Rheintal, die elsässische Ebene und bei klarem Wetter sogar bis zum Schwarzwald. Mit einer halben Millionen Besuchern pro Jahr einer der Besuchermagneten im Elsass und in Frankreich überhaupt. Dieser strategische Standort hat seit Jahrhunderten dazu beigetragen, dass die Burg eine bedeutende Rolle in der regionalen Geschichte spielte.

Ursprünglich im 12. Jahrhundert erbaut, wurde sie im Laufe der Zeit mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Ihre heutige Form erhielt die Burg Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Ägide Kaiser Wilhelms II., der sie, wie er es sah, als Symbol der deutschen Macht und des Wiedererstarkens im Elsass wiederaufbauen ließ.

Die Architektur der Burg spiegelt eine Mischung aus mittelalterlichen Strukturen und modernen Elementen der damaligen Zeit wider, was sie zu einem einzigartigen Denkmal macht. Die Hohkönigsburg ist nicht nur ein Zeugnis der wechselvollen deutsch-französischen Geschichte, sondern bietet auch Einblicke in das Leben mehrerer Epochen.

Im Herzen Europas

Würde es das Elsass nicht schon geben, man müsste es erfinden: Eingebettet im Herzen Europas, ist es bekannt für eine bewegte Vergangenheit. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Elsass mehrfach zwischen deutscher und französischer „Herrschaft“, was zu einer einzigartigen Verschmelzung von Kulturen geführt hat. Für uns Deutsche ist das Elsass nicht nur ein geographischer Nachbar, sondern auch ein kultureller Brückenschlag, der auch unsere gemeinsame, und leider oft blutige Geschichte widerspiegelt.

Die elsässische Kultur ist ein Kaleidoskop aus deutschen und französischen Einflüssen. Hier findet man charmante Fachwerkhäuser neben moderner französischer Architektur. Die elsässische Küche um Brezel, Sauerkraut, Gugelhupf, Flammkuchen, Wein und vielem Mehr kommt mir oft merkwürdig vertraut und doch irgendwie anders vor.

Die ersten Gipfel

Ab dem Col du Bonhomme bin ich auf der Vogesenkammstraße, der bekannten Routes des Crêtes, unterwegs. Auf dem 1.139 Meter hohen Col de la Schlucht mache ich eine kurze Pause und biege dann ab Richtung Colmar. Statt dem direkten Weg nehme ich noch einen Abstecher zum Lac Blanc. Dieser glasklare Bergsee hat eine Fläche von 29 Hektar und misst an der tiefsten Stelle 72 Meter. Unweit vom Ufer kann ich Fische (vielleicht sind es Forellen oder Saiblinge?) beobachten, wie sie gemächlich ihre Runden ziehen.

Dann geht es weiter zu meinem Tagesziel Colmar. Für die letzten Kilometer dieses Tages haben die Straßenbauer nochmal feinstes Asphaltband in die Landschaft drapiert.

Colmar

Die drittgrößte Stadt des Elsass wirkt wie aus dem Bilderbuch. Architektur aus über sechs Jahrhunderten kann hier bestaunt werden und egal ob in der Altstadt oder dem Viertel Petit Venise, also klein Venedig, man weiß eigentlich nie, wohin man zuerst schauen soll. Da wir erste am späten Nachmittag ankommen, kann ich mir die Markthalle nur von außen anschauen. So schön es dort ist, man teilt sich die Stadt dann aber eben auch mit unzähligen anderen Besuchern.

Am Abend stärke ich mich dann mit dem elsässischen Sauerkraut-Klassiker „Choucroute garnie“ was so viel heißt wie garniertes Sauerkraut. Ein wunderbarer Kalorienvorschuss für den nächsten Tag.

Routes des Crêtes

Ich fahre einem einwöchigen Französischkurs in Lyon entgegen. Das bedeutet, dass meine Tour durch das Elsass lediglich ein bezaubernder Teil meiner Anreise ist. Heute ist also schon mein letzter Tag auch in den Vogesen, aber den genieße ich und fahre unter anderem noch den Rest der Routes des Crêtes entlang. Dazu geht es zunächst noch einmal die D417 aber diesmal bergauf zum Col de la Schlucht und ab dort bin ich wieder auf der Routes des Crêtes.

Nach wenigen Kilometern verlasse ich diese allerdings für ein paar Kilometer, um mir kleineren und kurvigere Straßen anzuschauen. Route des Américains und Rue des Bramont sind hier die passenden Stichwörter. Aber schaut gerne unten in die GPX-Daten für den genauen Streckenverlauf.

Das Wetter meint es gut mit mir und verwöhnt mich nicht nur mit warmer Herbstsonne, sondern auch mit kilometerweiten Ausblicken. Die Route des Crêtes schlängelt sich entlang der Gipfel der Vogesen. Der höchste Gipfel hier ist mit 1.424 Metern der Grand Ballon. Knapp hundert Meter tiefer, auf 1.325 Metern verläuft die zugehörige Passstraße.

Grand Ballon hat übrigens nichts mit einem Ballon zu tun. Auf Deutsch heißt der Berg „Großer Belchen“. Im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz gibt es insgesamt fünf Gipfel, die „Belchen“ im Namen tragen. Eine Theorie dahinter: Der Name wurde vom Keltischen Sonnengott „Belenus“ abgeleitet und die Berge fungierten in vorchristlicher Zeit als gigantischer Sonnenkalender. Vom Ballon d’Alsace aus gesehen kann man zum Beispiel am 1. Mai die Sonne genau über dem Grand Ballon aufgehen sehen.

Ursprünglich im Ersten Weltkrieg als militärische Versorgungsroute angelegt, hat sich die Route des Crêtes zu einer der beliebtesten Straßen für Motorradfahrer und Naturliebhaber entwickelt. Sie erstreckt sich über rund 77 Kilometer und verläuft vom Col du Bonhomme im Norden bis nach Cernay im Süden. Bei gutem Wetter hat man an vielen Stellen eine kilometerweite Aussicht. Immer wieder taucht man aber auf den geschwungenen Straßen auch in das satte Grün der allgegenwärtigen Wälder und Wiesen ein, die diese Region auszeichnen.

Das Elsass und die Vogesen bieten deutlich mehr, als ich in diesen wenigen Tagen auf der Durchreise angemessen würdigen kann.  Ein Wiedersehen ist da schon vorprogrammiert. Denn in jedem Fall hat die Zeit gereicht, um mich für diese Region zu begeistern. Fast schon etwas wehmütig genieße ich die letzten Rundungen der Vogesen. Meine nächste Unterkunft ist in Villersexel. Von da geht meiner Tour weiter über Dijon bis nach Lyon aber dazu gibt es dann einen eigenen Bericht und eine neue Reisereportage auf YouTube. Übrigens: Das Opinel-Messer kam dann in diesem zweiten Teil meiner Tour in Dijon und Lyon auch noch zum Einsatz.

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder mit dem Motorrad zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz?

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