ride4awhile https://ride4awhile.com Motorradtouren Fri, 05 Dec 2025 15:27:43 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://ride4awhile.com/wp-content/uploads/2023/03/cropped-Logo-rund-32x32.png ride4awhile https://ride4awhile.com 32 32 Mit dem Motorrad durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) https://ride4awhile.com/mit-dem-motorrad-durch-den-landkreis-rotenburg-wuemme/ Fri, 05 Dec 2025 15:27:37 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1634

250 Kilometer norddeutsche Entschleunigung

Mit dem Motorrad durch den Landkreis Rotenburg (Wümme)

Wer beim Stichwort „Motorradreise“ direkt an Alpenpässe, Schwarzwaldkurven oder Küstenstraßen denkt, hat wahrscheinlich nicht den Landkreis Rotenburg (Wümme) auf dem Zettel. Dabei lohnt sich genau hier, zwischen Hamburg und Bremen, ein ganz eigener Blick – und vor allem: eine entspannte Motorradtour. Ich habe 250 Kilometer für euch geplant – mit Stopps zum Staunen, Verweilen, Genießen.

Startpunkt: Rotenburg (Wümme) – Stadt mit Geschichte

Los geht’s auf dem Marktplatz von Rotenburg (Wümme), der an Markttagen mit Leben gefüllt ist. Die Stadt selbst wirkt ruhig, fast verschlafen – doch bei genauerem Hinsehen offenbart sie spannende Geschichten. Gleich drei Flüsse durchziehen den Ort: Rodau, Wiedau und die Wümme – namensgebend für Stadt und Landkreis.

Wer sich für Kunst und Architektur interessiert, wird hier fündig: Das Rudolf-Schäfer-Haus zeigt wechselnde Ausstellungen, die neugotische Stadtkirche und das Kantor-Helmke-Haus sind beeindruckende Bauwerke aus dem 19. Jahrhundert. Und was von der namensgebenden „Rodeburg“ – also der roten Burg – noch übrig ist, lässt sich heute durch Heckenbepflanzung zu erahnen.

Kleine Straßen, weite Landschaft – Entspanntes Cruisen im Flachland

Der Landkreis ist keine Kurven-Region, aber er hat seinen ganz eigenen Reiz: Viele kleine Straßen, Alleen wie grüne Tunnel und eine ruhige, fast mystische Landschaft erinnern mich oft an die Gemälde von Otto Modersohn, der nur wenige Kilometer entfernt in Worpswede und Fischerhude lebte.

Zur Lavendelblüte zieht es mich zum Feld in Stapel – ein echter Geheimtipp, der kurzzeitig südfranzösische Vibes aufkommen lässt. Wer früh unterwegs ist, teilt sich das Feld nur mit summenden Insekten und dem Duft von Sommer.

Kaffee, Kuchen und Kultur – Stopps mit Mehrwert

Die Strecke ist gespickt mit charmanten Einkehrmöglichkeiten. Besonders empfehlen kann ich das Oste-Café Eitzmühlen – ein liebevoll geführtes Landcafé in einer alten Wassermühle. Wer zur falschen Uhrzeit kommt, wie ich, muss sich leider bis zum nächsten Stück Kuchen gedulden. Aber allein das Ambiente lohnt den Halt.

Ein nachdenklicher Moment erwartet mich an der Gedenkstätte Lager Sandbostel. Das ehemalige Kriegsgefangenenlager erzählt mit seiner Dauerausstellung eindrücklich von den Schrecken der Vergangenheit – ein Stopp, der bewegt.

Natur erleben – vom Moor bis zum Melkhus

Ein weiteres Highlight: das Tister Bauernmoor. Per Moorbahn geht es entspannt durch die stille Landschaft bis zum Aussichtsturm. Besonders eindrucksvoll ist es hier zur Zeit des Kranichzugs – dann teilen sich Ornithologen, Fotograf*innen und Naturfans die Stille der frühen Morgenstunden.

Wer es kulinarisch ländlich mag, sollte bei einem der typischen „Melkhüs“ halten – kleinen Raststationen auf Milchhöfen mit frischen Produkten direkt vom Hof. Kuchen, Eis, Joghurt: regionaler geht’s kaum.

Abschluss am Bullensee – oder noch ein paar Extra-Kilometer?

Am Ende meiner Tour wartet der Bullensee – perfekt für eine kurze Abkühlung oder einfach ein Picknick am Wasser. Wer mehr will: Die Nordpfade bieten tolle Wanderungen für jeden Anspruch. Und für Motorradfahrer oder eben Rennradfahrer lohnen sich auch auch die vom Touristikverband ausgearbeiteten Rennradtouren. Viele davon sind auch für Zweiräder mit Motor spannend.

Fazit: Entspannung statt Serpentinen

Der Landkreis Rotenburg (Wümme) ist kein Hotspot auf der Motorradkarte – aber vielleicht genau deswegen so reizvoll. Die Tour verbindet Natur, Geschichte, regionale Küche und viele ruhige Momente auf dem Bike. Ob für einen Tagesausflug oder ein ganzes Wochenende – es lohnt sich, den Blick auf diese unterschätzte Region zu richten.

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Zwischen Klippen und Kurven: Korsikas Süden und Zentrum entdecken https://ride4awhile.com/zwischen-klippen-und-kurven-korsikas-sueden-und-zentrum-entdecken/ Fri, 07 Nov 2025 16:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1608

Motorradtour Korsika (Teil 2)

Zwischen Klippen und Kurven: Korsikas Süden und Zentrum entdecken

Vom Süden bis ins Hochgebirge – Im zweiten Teil meiner Motorradtour führt mich Korsika von den spektakulären Kalksteinfelsen Bonifacios über einsame Strände und malerische Altstädte bis hoch zu den Pässen und Tälern im Inselinneren. Zwischen mediterraner Küste, schattigen Bergwäldern und kurvigen Traumstraßen zeigt sich die Insel noch einmal von einer ganz anderen Seite.

Nach den Kilometern entlang des Cap Corse und der Westküste im ersten Teil wartet nun der Süden Korsikas – und er hält, was er verspricht.

Bonifacio – Stadt auf den Kalksteinfelsen

Die weiße Perle im Süden thront auf bis zu 80 Meter hohen Klippen, nur einen Steinwurf von Sardinien entfernt. Früh am Morgen schlendere ich durch fast leere Gassen, bevor der Touristenstrom einsetzt. Die Altstadt wirkt wie ein Freilichtmuseum: verwinkelte Gassen, historische Mauern und Ausblicke, die den Atem rauben.

Eine Bootstour entlang der Steilküste und in kleine Grotten offenbart, wie wehrhaft und gleichzeitig malerisch Bonifacio liegt. Der Abstieg über die legendäre Treppe des Königs von Aragon – knapp 190 Stufen direkt in den Fels geschlagen – führt bis ans glasklare Wasser.

Von der Küste ins Grüne

Die Route führt weiter Richtung Porto Vecchio. Ein kleiner Offroad-Abstecher belohnt mit der Plage de Balistra – ein Strand wie aus dem Bilderbuch, fast menschenleer und von türkisfarbenem Wasser umspült.

Später wechselt die Szenerie ins Inselinnere. Kork- und Steineichenwälder, mächtige Schwarzkiefern und der Duft der Macchia begleiten mich. Die korsische Natur ist vielfältig und oft noch unberührt, denn ein Drittel der Insel steht unter Schutz.

Am Stausee von l’Ospedale glitzert das Wasser zwischen den Bäumen, Kühe stehen gemütlich im Uferbereich, und über allem liegt eine friedliche Stille.

Porto Vecchio – Altstadt mit Ausblick

Am Nachmittag erreiche ich Porto Vecchio. Die erhöhte Altstadt ist schnell zu Fuß erkundet, bietet aber von der Zitadelle einen weiten Blick über Hafen, Salinen und das bergige Umland.

Über Corte ins Hochgebirge

Am nächsten Tag geht es Richtung Corte, der ehemaligen Hauptstadt des unabhängigen Korsikas. Unterwegs zeigt sich der raue Charme des korsischen Straßenverkehrs: flott, direkt und manchmal ungeduldig, aber immer souverän.

Corte selbst empfängt mich mit steilen Gassen, der Zitadelle und viel Geschichte. Hier, im Herzen der Insel, scheint die Zeit langsamer zu laufen.

Wandern im Restonica-Tal

Von Corte aus starte ich eine Wanderung ins Restonica-Tal. Felsige Pfade, natürliche Pools im klaren Gebirgswasser und weite Ausblicke über die Täler machen die Tour zu einem Highlight abseits des Motorradsattels.

Col de Vergio und Asco-Tal

Zurück auf dem Motorrad geht es hoch zum Col de Vergio – mit 1.467 Metern der höchste befahrbare Pass Korsikas und dann ins wilde Asco-Tal. Die kurvige D147 endet am Fuße des Monte Cinto, dem höchsten Berg der Insel. Hier herrscht alpine Stimmung: schroffe Felsen, kühle Luft und absolute Ruhe.

Abschied in Bastia

Der letzte Fahrtag führt noch einmal durch die Berge, bevor ich in Bastia ankomme und auf die Fähre gehe. Hinter mir liegen zwölf Tage, sieben davon auf dem Motorrad – und unzählige Kurven, Eindrücke und Begegnungen.

Korsika hat mich nicht nur als Motorradfahrer begeistert, sondern auch mit seiner Mischung aus ungezähmter Natur, bewegter Geschichte und mediterranem Lebensgefühl. Eine Insel, die ich jederzeit wieder bereisen würde.

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Vom Cap Corse bis Ajaccio: Mein Start ins Korsika-Abenteuer https://ride4awhile.com/motorradtour-korsika-von-bastia-ueber-cap-corse-bis-ajaccio/ Sat, 01 Nov 2025 05:44:54 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1582

Motorradtour Korsika (Teil 1)

Vom Cap Corse bis Ajaccio: Mein Start ins Korsika-Abenteuer

Mit dem Motorrad quer über Korsika – Von der Überfahrt mit der Fähre nach Bastia über die einsamen Panoramastraßen am Cap Corse bis hin zu den Hafenorten Saint-Florent und Île Rousse: Im ersten Teil meiner Motorradtour erlebe ich die wilde Schönheit Korsikas hautnah. Kurvenreich, vielfältig und immer mit Blick aufs Mittelmeer.

Korsika: für viele die schönste Mittelmeerinsel, für Motorradfahrer ein wahres Paradies. Mehr als zwei Drittel der Insel sind von Gebirgen bedeckt, die Küste wechselt zwischen sanften Buchten und dramatischen Felsformationen. Für mich war schnell klar: Diese wilde Schönheit möchte ich auf zwei Rädern erleben.

Anreise mit der Fähre

Meine Reise startet in Savona, unweit von Genua. Mit der Nachtfähre setze ich nach Bastia über Ein kleines Abenteuer für sich. Mein Kabinenfenster gibt den Blick auf den Hafen frei, während wir mit Verspätung ablegen. Am nächsten Morgen rollen wir pünktlich von Bord. Die Sonne scheint, 22 Grad, eine leichte Mittelmeerbrise und der perfekte Auftakt für eine Motorradtour auf Korsika.

Fahrt entlang des Cap Corse

Der erste Fahrtag führt mich direkt ins Herz des Motorradfahrer-Glücks: das Cap Corse, der „Zeigefinger“ Korsikas. Die Straßen winden sich eng zwischen Meer und Bergen, immer wieder öffnen sich spektakuläre Ausblicke. Nach einem Frühstücksstopp im charmanten Erbalunga, wo sich früh am Morgen vor allem Einheimische im Café treffen, geht es weiter entlang einsamer Küstenabschnitte.

Saint-Florent – das Saint-Tropez Korsikas

Mittags erreiche ich Saint-Florent. Der Küstenort mit seiner Promenade und den vielen Yachten trägt den Beinamen „Saint-Tropez von Korsika“. Normalerweise meide ich Jetset-Atmosphäre, aber die frischen Muscheln direkt am Hafen machen eine Ausnahme lohnenswert.

Über das Landesinnere nach Île Rousse

Hinter Saint-Florent führt die Strecke ins bergige Landesinnere. In Murato lege ich einen Fotostopp an der romanischen Kirche San Michele ein – ein Muster aus grünen und weißen Steinen, das im Sonnenlicht fast leuchtet. Am späten Nachmittag erreiche ich Île Rousse. Hier erwartet mich ein Leuchtturm-Spaziergang auf der Île de la Pietra und ein Picknick mit korsischem Wein, Käse und Oliven.

Zweiter Fahrtag: 250 km Kurven

Der Morgen beginnt in Richtung Ajaccio. Die Straßen bleiben kurvig, oft mit Blick auf das Meer, dann wieder tief ins Landesinnere hinein. Für die Mittagspause halte ich am Plage de Caspiu am Golf von Porto – eine kleine, ruhige Badebucht fernab des Trubels.

Ankunft in Ajaccio

Am Nachmittag erreiche ich Ajaccio, Geburtsstadt Napoleons und Verwaltungssitz Korsikas. Die Stadt verbindet mediterranes Flair mit Geschichte: das Musée Fesch mit einer beeindruckenden Sammlung italienischer Meister, Napoleons Geburtshaus, die Zitadelle und die Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption.

Natürlich darf auch das Mittelmeer nicht fehlen: Ein Sprung ins glasklare Wasser vor der Altstadt ist die perfekte Abkühlung.

Auf dem Weg nach Bonifacio

Am dritten Fahrtag stehen rund 190 km bis Bonifacio an. Die Route führt durch das bergige Hinterland und macht einen Zwischenstopp in Sartène, der „korsischsten aller korsischen Städte“.

In Bonifacio endet mein erster Teil der Motorradtour Korsika – eine Insel, die mich schon jetzt mit ihren Straßen, Landschaften und Menschen begeistert. Ob sie dieses Niveau halten kann, erfahrt ihr im zweiten Teil meiner Reise.

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Frühling auf zwei Rädern – eine kleine Kaffeetour mit Tiefgang https://ride4awhile.com/fruehling-auf-zwei-raedern-eine-kleine-kaffeetour-mit-tiefgang/ Wed, 10 Sep 2025 16:20:39 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1519

Rhabarberkuchentour nach Dangast

Frühling auf zwei Rädern – eine kleine Kaffeetour mit Tiefgang

Ein Frühlingstag, wie er im Buche steht: rund 20 Grad, wolkenloser Himmel und Sonnenschein. Kurz gesagt: ideales Motorradwetter. Nicht zu heiß für längere Pausen in der Kombi, aber warm genug für längere Touren. Ich kontrolliere noch schnell den Luftdruck – und dann geht’s los: auf eine kleine, aber besondere Tagestour durch Norddeutschland.

Knapp 190 Kilometer liegen vor mir. Eine Strecke die vollgepackt ist mit Geschichte, Weite, Küstenflair und natürlich einem verdienten Stück Rhabarberkuchen.

Auftakt mit Gänsehaut: Der U-Boot-Bunker Valentin

Mein Startpunkt wiegt schwer – der U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge. Dieses kolossale Bauwerk steht direkt an der Weser und wirkt auf den ersten Blick wie ein Relikt aus einer fernen Industrie-Ära. Doch die Geschichte dahinter ist düsterer, als man es sich vorstellen mag.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs plante das NS-Regime hier die Serienproduktion von U-Booten des Typs XXI – Hightech seiner Zeit. 426 Meter lang, bis zu 33 Meter hoch und errichtet aus über 500.000 Kubikmetern Beton – ein gigantisches Vorhaben. Und doch wurde der Bunker nie fertiggestellt, kein einziges U-Boot lief je vom Stapel.

Was blieb, ist ein Mahnmal. Ein Ort, der an über 10.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge erinnert, die unter katastrophalen Bedingungen hier schuften mussten. Viele überlebten das nicht. Heute steht der Bunker allen offen, die sich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen wollen – kostenlos oder gegen Spende.

Ich halte kurz inne, laufe durch die kühlen Schatten dieses grauen Monuments, und als ich wieder aufs Motorrad steige, begleitet mich ein stiller Kloß im Hals auf die ersten Kilometer.

Hanseatische Ruhe auf schmalen Wegen

Norddeutsche Nebenstraßen sind keine Alpenpässe – das ist klar. Die Kurven sind sanft, die Landschaft weit. Aber genau das bringt eine ganz eigene Form von Gelassenheit mit sich. Die kleinen Straßen schlängeln sich durch die flache Wesermarsch, vorbei an Feldern, Höfen und ab und zu einem Bauerngarten in voller Frühlingsblüte. Man nimmt automatisch das Tempo raus – weil’s einfach besser passt.

Inselflair auf Harriersand

Wenig später erreiche ich Harriersand – eine langgestreckte, schmale Flussinsel mitten in der Weser. Über eine kleine Brücke am Ostufer ist sie mit dem Festland verbunden. Die Insel war lange ein Geheimtipp, ist aber auch heute noch kein Ort für Massentourismus.

Schilfgürtel säumen das Ufer, Möwen kreischen über den Sandbänken, irgendwo klappert ein Fahnenmast im Wind. Es ist ruhig hier – fast zu ruhig, um direkt weiterzufahren. Auf der einzigen Straße, einem schmalen Singletrack, tuckere ich gemächlich über die Insel. Ein idealer Ort, um kurz abzusteigen, durchzuatmen und die Natur auf sich wirken zu lassen.

Ein kleines Café, die Strandhalle, lädt zum Verweilen ein. Ich spare mir den Kaffee zwar für später auf, aber die Aussicht ist trotzdem ein Genuss. Und wer mag, kann hier schon das erste Mal maritimes Flair schnuppern.

Mit der Fähre über die Weser – und weiter nach Dangast

Die Strecke zwischen Bremen und Bremerhaven am östlichen Weserufer ist beliebt – vielleicht sogar zu beliebt, wenn man sich die vielen Lärmwarnschilder ansieht. Aber wer gesittet fährt und Respekt für die Region zeigt, kann gut nachvollziehen, warum Motorradfahrer hier so gern unterwegs sind.

Ein paar Kilometer weiter nehme ich in Sandstedt die Fähre. Etwa alle 20 Minuten pendelt sie über die Weser nach Brake und zurück – und auch wenn der Wesertunnel weiter flussabwärts auch eine Variante wäre: Ich liebe Fährfahrten. Sie holen einen raus aus dem Tempo, lassen Raum zum Innehalten. Nach dem Übersetzen rolle ich auf kleinen, teils kurvigen Straßen durchs ländliche Umland.

Dangast: Kuchen, Kunst und Küstengefühl

Dann endlich: der Jadebusen. Genauer gesagt – Dangast. Der Ort ist alt, charmant und an diesem sonnigen Frühlingstag vor allem eins: brechend voll. Kein Wunder – nach dem langen Winter scheint halb Norddeutschland rauszuwollen.

Bei meinem primären Tagesziel mache ich natürlich dennoch Halt – allein schon wegen des legendären Rhabarberkuchens im Kurhaus. Der wird hier in dicken Blechen gebacken und mit einer Schicht Baiser veredelt. Draußen ist Selbstbedienung angesagt, und obwohl die Schlange lang ist, lohnt sich das Anstehen. Viele Gäste nehmen gleich mehrere Stücke mit – eins zum Essen, zwei für daheim.

Frisch gestärkt mache ich noch einen kleinen Gang runter an den Strand. Dort steht auch die bekannte Phallus-Skulptur des Künstlers Eckart Grenzer – 3,20 Meter hoch, 4,5 Tonnen schwer. Sie markiert symbolisch die Grenze zwischen dem „männlichen“ Land und dem „weiblichen“ Meer. Norddeutscher Humor trifft auf provokante Kunst.

Zwischen Baumschulen und Wurstmühle

Nach dem Küstenstopp geht’s weiter Richtung Bad Zwischenahn. Kurz vor dem Ort steht ein bekanntes Fotomotiv: die Rügenwalder Mühle – bekannt aus der Fernsehwerbung, wo die reale Mühle tatsächlich eher spät Einzug hielt. Die Mühle ist kein historisches Original, sondern wurde 2012 vom gleichnamigen Unternehmen errichtet. Heute gehört das Gelände samt Veranstaltungszentrum zum Unternehmen, welches in der Nähe seine Zentrale hat. Das berühmte Firmenlogo gab es allerdings schon lange vor der realen Mühle.

Leider ist auch Bad Zwischenahn an diesem Tag gut gefüllt. Ich beschließe, keine längere Pause einzulegen, sondern fahre weiter – vorbei an einem ganz besonderen Highlight, das im Video leider fehlt: die großen Baumschulen rund um die Region. Kilometerweit säumen akkurat frisierte Büsche, Bäume und Pflanzen die Straßen – als würde man durch eine riesige Gartenausstellung cruisen. Wer ein Auge für Details hat, kommt hier voll auf seine Kosten.

Letzte Etappe durch die Wesermarsch

Ich passiere Oldenburg und tauche wieder ein in die stille, weite Landschaft der Wesermarsch. Hier ist die Welt noch ländlich im besten Sinne: Dörfer mit alten Bauernhäusern, Trecker und Straßen, die Fahrwerk und Fahrer fordern. Der Belag ist streckenweise ruppig – aber das gehört hier irgendwie dazu. Man fährt langsamer, sieht mehr, entspannt mehr.

Als ich mich der Stadtgrenze von Bremen nähere, passiere ich die Werften Lürssen und Abeking & Rasmussen – Hightech-Schmieden für Yachten und Marineschiffe. Ein letzter Weser-Übergang bringt mich nach Vegesack, mitten hinein in die Stadt – und zurück in den Alltag.

Fazit: Kleine Tour, große Wirkung

Diese Tagestour war keine Herausforderung für Mensch und Maschine – aber dafür eine echte Erlebnisfahrt. Geschichte, Natur, Kultur, Kulinarik – auf knapp 200 Kilometern gab’s ein bisschen von allem.

Genau das liebe ich an Norddeutschland: Es drängt sich nicht auf. Aber wenn man sich drauf einlässt, erzählt es seine Geschichten – ganz ohne große Worte. Man muss nur zuhören. Oder losfahren.

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Wie wäre es dann mit der Apfelblüte im Alten Land oder zur Rapsblüte in den Norden?

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Sandbaden zur Heideblüte https://ride4awhile.com/motorradtour-in-die-heide/ Sat, 01 Feb 2025 16:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1480

Motorradtour in die Heide

Sandbaden zur Heideblüte

Etwas südlich von Hamburg beginnt eine Landschaft, die Naturliebhaber und Offroad-Begeisterte aus ganz Deutschland anlockt: Die Lüneburger Heide und der Naturpark Südheide. Passend zur Heideblüte habe ich der Region einen Besuch abgestattet und auf einer rund 340 Kilometern langen Rundtour geschaut, ob sich auch eine Motorradtour hier lohnt. Meist auf normalen Straßen, aber auch ein wenig Offroad habe ich eine leuchtend violett blühende Kulturlandschaft erfahren. Zu Fuß bin ich dann noch tiefer eingetaucht auf einer Wanderung in die Lüneburger Heide und die Salzstadt Lüneburg.

Frühstart zur Heideblüte: Anfahrt zum Wilseder Berg

Früh morgens ging es los. Um die Lüneburger Heide in der besten Lichtstimmung zu erleben und den hohen Tagestemperaturen etwas zu entgehen, startete ich früh und wurde mit goldenen Morgensonnenstrahlen belohnt. Neben den weitläufigen Heideflächen erstrecken sich hier auch dichte Wälder – Überbleibsel der großen Aufforstungen im 19. Jahrhundert.

Die Heide hat eine lange Geschichte: Was heute ein Rückzugsort für Naturliebhaber ist, war einst eine karge, vom Menschen geformte Landschaft. Bereits um 500 vor Christus begannen Menschen, die ursprünglichen Eichen- und Birkenwälder für den Bau und die Landwirtschaft zu roden. Das Ergebnis? Eine einmalige Kulturlandschaft, die jedoch heute streng geschützt und gepflegt werden muss.

Wanderung zum Wilseder Berg

Neben dem 223 km langen Heidschnuckenweg gibt es inzwischen auch zwölf Rundwanderwege, sogenannte Heideschleifen. Auf der Heideschleife Wilseder Berg erwandere ich mir auf rund 15 Kilometern das Herz der Lüneburger Heide.

Der Wilseder Berg ist mit seinen 169 Metern die höchste Erhebung der Lüneburger Heide und ein beliebtes Ausflugsziel. Während der Heideblüte (zwischen Anfang August und Anfang September) ist es hier recht voll – aber die Aussicht auf das lila Blütenmeer macht das absolut wett.

Von dort führte mich der Wanderweg weiter in den autofreien Ort Wilsede, wo ich eine wohlverdiente Stärkung einlegte: Typisch für die Region sind Spezialitäten mit Heidschnucke – ein absolutes Muss (es sei denn, man isst kein Fleisch)! Wilsede hat mit seinen alten Reetdachhäusern einen ganz besonderen Charme, und man erreicht den Ort nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Pferdekutsche.

Ein weiteres Kleinod der Tour war der Totengrund, ein sagenumwobener Talkessel, der heute eines der schönsten Heidepanoramen bietet. Fotografen schätzen diesen Ort vor allem zu den magischen Stunden rund um Sonnenauf- und Untergang – und das völlig zu Recht.

Von der Heide in die Hansezeit: Lüneburg entdecken

Nach meiner Wanderung führte mich die Route weiter Richtung Lüneburg. Die historische Hansestadt ist nicht nur für Motorradfahrer ein tolles Ziel, sondern auch für Kulturfans: Lüneburg verdankt seinen einstigen Reichtum der Salzproduktion, die im Mittelalter als „weißes Gold“ galt. Besonders beeindruckend ist der mittelalterliche Marktplatz mit dem Luna-Brunnen – hier trifft Geschichte auf lebendige Gegenwart mit Cafés und Boutiquen.

Die Altstadt ist ein wahres Backstein-Juwel: Über 1300 denkmalgeschützte Gebäude prägen das Stadtbild, und während meines Spaziergangs durch die schmalen Gassen fühlte ich mich fast ins Mittelalter zurückversetzt.

Die mittelalterlichen Giebelhäuser, die sich am Stintmarkt und Fischmarkt an die Ilmenau pressen, haben mir am besten gefallen. Wer in Lüneburg das leibliche Wohl bedienen möchte, ist hier sicher am schönsten Fleckchen in der Stadt hierfür.

Offroad durch die Heide

Zurück auf dem Motorrad wurde der Weg durch die Heide abwechslungsreicher: Während der erste Teil meiner Route über asphaltierte Landstraßen führte, wurde es später „wilder“. Abseits der Hauptstraßen warteten Sandwege und verdichtete Mineralpfade – ideal für alle, die sich auch Offroad ausprobieren möchten. Meist sandig und von Wäldern beschattet, konnte ich mich an teerfreien Untergrund herantasten.

Ein besonderes Highlight für mich war die Durchfahrt der kleinen Lachte – eine willkommene Abkühlung an einem heißen Tag mit 30 Grad Celsius. Nach einem kurzen Halt an einem Aussichtsturm ging es weiter über unbefestigte Wege.

Kleine Entdeckungen am Wegesrand

Unterwegs entdeckte ich auch Buchweizenfelder, ein traditionelles Anbauprodukt der Region. Buchweizen wird heute wieder beliebter, vor allem wegen seiner glutenfreien Eigenschaften und seiner Vielseitigkeit in der Küche – in den Cafés der Region gibt es oft leckeren Buchweizen-Kuchen.

Wer mit Familie unterwegs ist, kann die Motorradtour auch mit einem Besuch im Vogelpark Walsrode oder im Heide Park Soltau verbinden. Alternativ lohnt sich ein Abstecher nach Celle mit seinen hübschen Fachwerkhäusern oder ins Erdölmuseum Wietze.

Fazit: Tour mit Potenzial zur Wiederholung

Meine Tour durch die Lüneburger Heide war ein Mix aus Entspannung und Abenteuer. Vor allem die Offroad-Passagen haben Lust auf mehr gemacht. Bei einem nächsten Besuch, würde ich eindeutig hierauf den Fokus legen. Falls du Tipps hast, wie ich Offroad-Routen noch komfortabler planen kann oder welche Strecken ich unbedingt ausprobieren sollte, freue ich mich über deine Nachricht!

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Wie wäre es dann mit einer Suche nach den schönsten Altstädten im Harz oder zur Rapsblüte in den Norden?

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Eine Motorradtour durch Geschichte und Fachwerkromantik https://ride4awhile.com/die-schoensten-altstaedte-im-harz/ https://ride4awhile.com/die-schoensten-altstaedte-im-harz/#comments Sun, 06 Oct 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1453

Die fünf schönsten Altstädte im Harz

Eine Motorradtour durch Geschichte und Fachwerkromantik

Die Strecken und Straßen stehen zumeist im Mittelpunkt einer Motorradtour, aber diese ziehen eben schnell an uns vorbei und Einzelheiten bleiben uns nicht besonders lange im Gedächtnis. Anders ist das, wenn wir besonders schöne Stopps auf unserer Reise haben. Ganz oben rangieren dabei besonders schöne Altstädte bei mir. Ich habe mich auf den Weg gemacht und wollte die schönsten Altstädte im Harz finden und hier findet ihr mein Ergebnis.

Es ist ein noch frischer Morgen Ende April, aber, die Sonne bringt das junge Grün der Pflanzen schon perfekt zur Geltung. Ein strahlend blauer Himmel betupft mit ein paar Schäfchenwolken begleitet mich durch den Tag. Ein idealer Weckruf für eine besondere Tour: Fünf der schönsten Altstädte im Harz warten darauf, entdeckt zu werden. Bei diesem Roadtrip geht es nicht nur um kurvige Straßen und spektakuläre Aussichten, sondern auch um Geschichte, Architektur und Atmosphäre. Der Harz bietet all das im Überfluss – und was wäre eine Motorradtour ohne ein paar charmante Stopps in den verwinkelten Gassen mittelalterlicher Städte?

Goslar – Der perfekte Startpunkt

Meine Reise beginnt in Goslar, und schon der erste Eindruck versetzt einen in eine andere Zeit. Die Stadt hat mehr als 1.000 Jahre Geschichte auf dem Buckel, und das merkt man auf Schritt und Tritt. Mein erster Stopp ist die imposante Kaiserpfalz, ein mächtiger Bau aus dem 11. Jahrhundert, der nicht nur architektonisch beeindruckt, sondern auch einen tiefen Einblick in die deutsche Geschichte bietet. Gemeinsam mit der Altstadt und dem Bergwerk Rammelsberg gehört die Kaiserpfalz zum UNESCO-Welterbe – und das völlig zu Recht.

Die Altstadt von Goslar ist ein wahres Fachwerkparadies. Mehr als 1.500 liebevoll restaurierte Häuser, die teils bedrohlich schief wirken, prägen das Stadtbild. Ich schlendere durch die engen Gassen, die mich in eine andere Epoche katapultieren, und halte am Marktplatz für einen Kaffee. Die Gebäude hier haben Geschichten zu erzählen, von einer Zeit, als der Harz mit seinem Bergbau blühte.

Die Bewertung

Jede der Altstädte im Harz und so auch die fünf in diesem Video haben ihre Stärken und jede ist mindestens einen Besuch wert. Zu einem Ranking gehört es aber nun Mal, dass ich die Städte in eine Reihenfolge bringe. Ein Ranking der schönsten Altstädte ist in jedem Fall subjektiv, aber um für euch meine Wahl transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten, habe ich mir folgende Bewertungssystematik überlegt:

Jede Altstadt werde ich anhand von drei Kriterien bewerten. Erstes Kriterium sind die Gebäudesubstanz und Architektur der Altstadt. Das zweite ist die Vielfalt und Qualität des gastronomischen Angebots dort. Als drittes und besonders unscharfes Kriterium möchte ich die Atmosphäre in den Altstädten bewerten. Diese ist besonders schwer zu fassen, aber wenn Orte überlaufen sind, wie eine leere Kulisse oder aber besonders authentisch und gemütlich wirken, dann sollte sich das in der Bewertung niederschlagen, so meine Idee. Für jede dieser Kriterien werde ich maximal 5 Sterne vergeben. Insgesamt kann eine Altstadt also in meinem Ranking 15 Sterne erreichen.

Wie lautet nun meine Bewertung für die Altstadt von Goslar? In Sachen Architektur legt Goslar ganz schön vor. Mit der Kaiserpfalz und den 1.500 Fachwerkhäusern in dem etwa einen Quadratkilometer großen Altstadtkern vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.

Die gastronomische Auswahl und Qualität lässt kaum zu wünschen übrig und beherbergt, soweit ich es einschätzen konnte auch nur wenige Touristenfallen. Auch hier vergebe ich vier von fünf Sternen.

Die verwinkelten, teils schmalen, aber nicht überfüllten Gassen und die zusammenhängende Gebäudeensembles machen auf mich den Eindruck einer belebten Stadt, die nicht primär als Kulisse für die Touristen wie mich betrieben wird. Wieder vier Sterne und damit insgesamt 12 Sterne für Goslar. Eine satte Vorlage für die anderen Kandidatinnen.

Osterode am Harz – Zwischen Historie und Melancholie

Nur wenige Kilometer weiter liegt Osterode am Harz, mein nächster Halt. Die Stadt hat weniger als halb so viele Einwohner wie Goslar, und das spürt man sofort. Osterode ist ruhiger, fast schon verschlafen. Am historischen Kornmarkt parke ich meine Maschine direkt vor dem alten Rathaus, einem Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert. Hier, von wo einst die Bergleute mit Getreide versorgt wurden, lässt sich die Geschichte hautnah erleben.

Trotz der schönen Altstadt wirkt Osterode ein wenig melancholisch. Viele der Fachwerkhäuser stehen leer, und die Gassen sind oft menschenleer. Es fehlt die Lebendigkeit, wie sie beispielsweise Goslar versprüht. Dennoch strahlt die Stadt einen gewissen Charme aus, besonders für diejenigen, die einen ruhigen Ort zum Verweilen suchen. Für Wanderer ist Osterode jedoch ein wichtiger Ausgangspunkt, denn hier beginnt der Harzer-Hexen-Stieg, der sich auf bis zu 150 Kilometern durch den Harz schlängelt.

Auch heute noch finden sich in der Altstadt wunderschöne Fachwerkgebäude und alte Bausubstanz wie das alte Rathaus nahe dem Kornmarkt. Leider nicht in der Fülle wie in Goslar und auch stehen viele dieser Gebäude leer. Entsprechend allein läuft man durch die Straßen. Im Vergleich kann ich hier bei Architektur drei Sterne vergeben und bei Gastronomie und Atmosphäre leider nur jeweils zwei Sterne. In meinem Ranking erreicht Osterode also insgesamt sieben Sterne – eine charmante, aber ruhige Stadt mit viel ungenutztem Potenzial.

Stolberg – Ein Juwel inmitten der Zeit

Als ich nach einigen weiteren Kurven und malerischen Streckenabschnitten in Stolberg ankomme, fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehengeblieben. Dieser winzige Ort mit nur etwa 1.300 Einwohnern wirkt wie eine einzige große Altstadt auch wenn das „Stadtrecht“ lange nicht mehr zählt. Die gepflasterten Straßen, die urigen Fachwerkhäuser und das prächtige Schloss Stolberg schaffen eine Kulisse, die fast zu kitschig ist, um wahr zu sein.

Stolberg ist überschaubar – hier könnte man die Altstadt in kurzer Zeit zu Fuß erkunden. Doch die Atmosphäre ist einmalig. Während die größeren Städte wie Goslar und Wernigerode immer auch einen modernen Teil haben, fühlt sich Stolberg an wie ein Ort, der komplett im Mittelalter verhaftet geblieben ist. Die Geschichte ist hier allgegenwärtig, von den Kämpfen des Deutschen Bauernkriegs bis zu den Spuren der Reformation. Für mich zählt vor allem die Authentizität. Drei Sterne für Architektur, drei für Gastronomie und vier für die Atmosphäre – insgesamt also zehn Sterne für diesen versteckten Schatz.

Quedlinburg – Ein Filmset am Rande des Harzes

Mein vierter Stopp führt mich nach Quedlinburg, und schnell ist klar: Diese Stadt spielt fast in einer eigenen Liga. Über 2.100 Fachwerkhäuser aus 800 Jahren prägen das Stadtbild, und der gesamte Stadtkern gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es fühlt sich fast surreal an, als ich durch die Gassen gehe, die oft als Filmkulisse dienen. Hier wurde Geschichte wirklich konserviert.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss auf dem Schlossberg, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Die romanische Stiftskirche Sankt Servatii thront über der Stadt und verleiht Quedlinburg zusätzlich einen Hauch von Erhabenheit. Auch das gastronomische Angebot kann sich sehen lassen – zahlreiche kleine Cafés und Restaurants locken mit regionalen Spezialitäten. Quedlinburg erreicht in meinem Ranking die volle Punktzahl für Architektur und Atmosphäre und verpasst nur knapp die Höchstwertung in der Gastronomie. Insgesamt kommen hier satte 14 Sterne zusammen – die unangefochtene Spitzenreiterin dieser Tour.

Wernigerode – Die „bunte Stadt am Harz“

Zum Abschluss geht es nach Wernigerode, der „bunten Stadt am Harz“. Das Rathaus am Marktplatz ist wohl eines der bekanntesten Postkartenmotive der Region und das Schloss Wernigerode bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und bei gutem Wetter bis zum Brocken, dem höchsten Gipfel des Harzes. Die Stadt ist lebendig, aber nicht überlaufen, und die Mischung aus modernem Stadtleben und historischer Altstadt funktioniert hier sehr gut.

Mit seinen verwinkelten Gassen, der lebhaften Atmosphäre und den vielen Ausflugsmöglichkeiten ist Wernigerode ein würdiger Abschluss meiner Altstadttour. Wie in Goslar gebe ich auch hier 12 Sterne, vor allem wegen der tollen Architektur und der beeindruckenden Kulisse.

Fazit – Fünf Städte, fünf Geschichten

Der Harz hat mich mit seiner Mischung aus Geschichte, Natur und Kurven verzaubert. Jede der fünf Altstädte, die ich besucht habe, erzählt ihre eigene Geschichte und bietet einzigartige Erlebnisse. Doch in meinem Ranking sichert sich Quedlinburg mit 14 Sternen den ersten Platz, gefolgt von Goslar und Wernigerode mit je 12 Sternen. Stolberg schließt mit 10 Sternen ab und Osterode bildet mit sieben Sternen das Schlusslicht.

Wer den Harz auf zwei Rädern erkunden möchte, sollte unbedingt auch diese Orte besuchen. Und vielleicht habt ihr ja noch eure eigenen Favoriten? Lasst es mich wissen – ich freue mich auf eure Tipps und Geschichten!

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder noch mehr Touren im Harz?

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Der sonnige Schulweg: Eine Motorradreise über Dijon nach Lyon https://ride4awhile.com/motorradtour-lyon/ Fri, 08 Mar 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1314

Motorradtour Dijon und Lyon

Der sonnige Schulweg: Eine Motorradreise über Dijon nach Lyon

Die richtig coolen Kids kommen mit dem Motorrad zu Schule! Das Alter habe ich zwar nicht mehr, aber mir wird zumindest noch oft genug quittiert, dass ich kindisch sei. So ist eine Woche Sprachurlaub in Lyon gebucht und ich reise natürlich mit dem Motorrad an. Erst über das Elsass und die Vogesen und dann nochmal über Dijon nach Lyon, wo ich neben der Stadt auch die Kurven im Umland erkunden möchte. Eine Reise, von der mir nicht nur die Vokabeln im Gedächtnis bleiben.

Auch wenn die ersten Kilometer hinter Villersexel aussehen wie die Agrarlandschaft der niedersächsischen Tiefebene, so freue ich mich dennoch auf den Tag. Der eintönig blaue Himmel spricht früh eine Schönwettergarantie aus und ich nähere mich schnell dem Parc national de forêts, also einem Waldnationalpark. Schmale Straßen, ein paar einsteigerfreundliche Kurven und sehr wenige Menschen verkürzen mir den Weg bis in die französischen Senf-Hauptstadt Dijon. Ich habe keine Eile und hier zwei Übernachtungen, um mich wenigstens einen ganzen Tag umschauen zu können.

Stippvisite in Dijon

Die lichtdurchflutete Innenstadt mit dem dominierenden hellen Kalkstein bringt mir Ende Oktober den Sommer nochmal zurück aus der Erinnerung. Die Stadt im Herzen des Burgunds zieht Gourmets sicher nicht nur wegen ihres Senfs in die Stadt. Kochen und Lebensmittel machen mir Freude und so geht es morgens direkt in die Markthalle von Dijon, die so aussieht, als hätte der wohl berühmteste Sohn der Stadt, Alexandre Gustave Eiffel, sie persönlich entworfen. Hier eine Duftwolke frischer mediterraner Kräuter, dort die Farbpracht in Würde gereiften Gemüses und wenige Schritte weiter die würzige Melange dutzender Käses-Aromen. Diese Vielfalt der frischen Lebensmittel auf solchen Märkten, einfach herrlich!

Nach diesem multisensorischen Feuerwerk geht es für ein rein visuelles ins Musée des Beaux-Arts und das Musée Magnin. Frisch bepackt mit ein paar Beutestücken aus einer hübschen kleinen Pâtisserie, lassen wir uns anschließend mit einem Kaffee im Jardin Darcy nieder. Beim folgenden Besuch der gotischen Kathedrale von Dijon von 1792 hatten wir das Glück, dass gerade ein riesiger Chor den passenden Soundtrack für die Besichtigung anstimmte. Danach streifen wir nur noch etwas ziellos durch die Gassen und lassen den Tag ausklingen.

Route des Grands Crus

Eigentlich als reine Transfährfahrt geplant, entpuppt sich die Weiterfahrt nach Lyon doch als abwechslungsreicher als gedacht. Kaum sind wir aus der Stadt raus, befinden wir uns auf der Route des Grands Crus. Auf Deutsch bedeutet das so viel wie Die Straße der großen Gewächse, also der edlen Weine.

An dieser insgesamt etwa 60 Kilometer langen Themenstraße befindet sich eines der führenden Weinanbaugebiete Frankreichs. Wobei nicht jeder einzelne Wein hier super sein muss, denn „Grand Cru“ ist zunächst eine Bezeichnung für die Lage. Je nach Region oder Land wird diese Bezeichnung auch noch anders verwendet. Die Bezeichnung „Großes Gewächs“ gibt es so beispielsweise auch in Deutschland, aber hier wird sie allein als höchste Klassifikationsstufe verwendet und nicht als Bezeichnung für eine Lage.

Die kleinen historischen Ortschaften des Burgunds und die langen Hänge, die golden im Morgenlicht glänzen, sind traumhaft anzuschauen und eine eindrucksvolle Erklärung, wieso dieses Département „Côte-d’Or“, also Goldhang heißt. Für die Eiligen verläuft auch eine Schnellstraße in der Gegend und so hat man auf der eigentlichen Route seine Ruhe und teilt sich die Straße mit Einheimischen und Winzern.

Einige Kilometer begleitete mich der künstliche Canal du Centre auf meinem Weg. Hier sind einige Freizeitkapitäne mit etwas mehr als Schrittgeschwindigkeit unterwegs und genießen die Landschaft links und rechts der Wasserstraße. Hier verläuft auch ein Radweg, an dem ich mir eine kleine Pause auf einem Rastplatz genehmige und ein paar Kurven später komme ich in Lyon an und freue mich auf das klimatisierte Appartement, denn im langsamen Stadtverkehr und in praller Sonne läuft mir der Schweiß.

Erkundung in Lyon

Neben dem Französischunterricht, der täglich etwa bis 13 Uhr geht, wird die Stadt zu Fuß erkundet und sie hat viel zu bieten. Lyon ist eine große Stadt mit viel Geschichte und bietet sicher jedem etwas. Ab dem Jahr 43 vor Christus war die Stadt römisches Verwaltungszentrum.

Das eigentliche Zentrum der Stadt ist die Presqu’île, die Halbinsel, die von den Flüssen Rhone und der Saône umflossen wird. Hier befinden sich beispielsweise die Oper mit ihrer markanten tonnenförmigen Kuppel, das Rathaus und das Musée des Beaux-Arts.

Am westlichen Ufer der Saône geht es steil bergauf auf den Hügel Fourvière. Auf dem oben die Basilika Notre-Dame de Fourvière und der, dem Eifelturm nachempfundene Tour métallique thronen. Unweit der Basilika finden sich auch noch die Reste eines römischen Theaters. Die heutige Basilika wurde 1872 fertiggestellt aber schon seit dem Jahr 1168 stand an diesem Ort eine Marienkapelle.

Auf derselben Saône-Seite befindet sich auch der 30 Hektar großen Stadtteil Vieux Lyon. Hier stehen noch rund 500 Häuser, die aus dem Mittelalter und der Renaissance stammen. Eines der größten und besterhaltenen Altstadtensembles in Frankreich.

Unbedingt sehenswert ist auch der Parc de la Tête d’Or. Angeblich ist auf der Parkgelände eine goldene Nachbildung vom Kopf Christi vergraben. Daher auch der Name des Parks: Park des goldenen Kopfes. Das Gelände hieß auch schon so, bevor der eigentliche Park hier 1857 eröffnet wurde. Aber auch ohne versteckten Schatz ist der Park mit seinem botanischen Garten oder den kostenlosen Zooanlagen einen Besuch wert.

Zur Anlage gehört auch ein 16 Hektar großer See. An dessen Ufer mache ich es mir gemütlich, um mit meinem neuen Messer eine Flasche Wein aus der Region zu öffnen und diesen mit etwas Wurst, Oliven und Baguette zu genießen.

Motorradtour Lyon

Trotz des intensiven Französischkurses und der vielfältigen Sehenswürdigkeiten in Lyon selbst, zog es mich hinaus auf die Straße. An meinem letzten Tag ließ die Stadt hinter mir und fand mich auf überraschend einsamen Wegen wieder, die direkt vor den Toren der Großstadt beginnen. Sobald ich Lyon in südlicher Richtung verließ, eröffneten sich kurvenreiche Strecken entlang der Rhone. Hier genoss ich die kurvigen Landstraßen, die mich sanft wieder ins Motorradfahren einführten.

Griffige Straßen schlängelten sich durch die, vom langen Sommer ausgetrocknete, Landschaft und die vielversprechenden Weinlagen. Gelegentlich bot sich ein Blick auf die Rhone, bevor die Straßen enger und die Ortschaften seltener wurden. Ein besonderer Moment war die Pause als einzige Gäste in einem einsamen Café in einer kleinen Ortschaft – ein ruhiger Kontrast zur lebendigen Stadt.

Wenige Kurven später hatte mich die Stadt zurück. Dann wurden nur noch bei einem Glas Wein die Sachen gepackt und am nächsten Morgen klingelte schon um 6 Uhr der Wecker und nach einem letzten Pain au Chocolat, die in Frankreich so wunderbar schmecken und in Deutschland leider meist überhaupt nicht, ging heimwärts. Über Bundesstraßen und Autobahnen mit einer Zwischenübernachtung ging es zurück nach Norddeutschland. Meine letzte größere Tour im Jahr 2023 war damit zu ende.

Übrigens: Mein liebgewonnenes Opinel-Messer, welches ich in Straßburg erwarb, verbleibt auf Anraten meiner Frau nun einfach im Tankrucksack, so dass ich es (theoretisch) nie wieder auf einer Tour vergessen kann.

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Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder mit dem Motorrad zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz?

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Zwischen Herbstsonne und historischen Pfaden: Motorradabenteuer durch das Elsass und die Vogesen https://ride4awhile.com/motorradtour-elsass-und-vogesen/ Fri, 26 Jan 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1216

Französischer Charme und sanfte Kurven

Zwischen Herbstsonne und historischen Pfaden: Motorradabenteuer durch das Elsass und die Vogesen

Kurven, Kultur und Kulinarisches: Wie gut, dass so viele Motorradreiseregionen dies so wunderbar vereinen. So kann auch meine Herbsttour ins Elsass und durch die Vogesen hier drei von drei Haken auf der imaginären Checkliste machen. Auf rund 700 Kilometern erkunde ich zum ersten Mal diese Region von Nord nach Süd und bin direkt vernarrt in diesen kulturell einzigartigen Landstrich: Bezaubernde Altstädte in den Tälern und kilometerweiten Aussichten von den Gipfeln entlang der Route des Crêtes. Doppelt so lange möchte ich bleiben, aber ich bin nur auf der Durchreise.

Nach rund siebenstündiger, pausenarmer Autobahnanreise überquerte ich die deutsch-französische-Grenze bei Weißenburg (frz. Wissembourg). Die Stadt gehört seit 2008 zu den 100 „Schönsten Umwegen Frankreichs“ und ich nutze die Gelegenheit für eine längere Pause und der ersten Bestellung in einem Café seit zu langer Zeit auf Französisch. Unter strahlender Herbstsonne schlendere ich vorbei am historischem Salzhaus und durch die kleine Gasse „Le Schlupf“ an der Lauter, bevor es in die nördlichen Vogesen geht, um mich und meine Tiger langsam wieder an Kurven zu gewöhnen.

Motorradtour Elsass und Vogesen

Ich tauche also endlich ein, in das Elsass; eine Region ganz im Osten Frankreichs. Sie grenzt im Süden an der Schweiz und im Osten an Deutschland. Der Rhein bildet hier die Grenze. Das heutige Elsass hat eine Nord-Süd-Ausdehnung von rund 190 Kilometern und misst von West nach Ost etwa 50 Kilometer. Die Vogesen als französisches Mittelgebirge liegen zum Großteil im Elsass und prägen die Region landschaftlich stark. Wohltuend die leeren Straßen, die Fachwerkhäuschen in den Ortschaften sowie den leuchtenden Geranien in den prall gefüllten Blumenkästen der Ortschaften. So nähere ich mich Straßburg, checke entschleunigt im Hotel ein und freue mich, am nächsten Tag die Stadt zu Fuß kennenzulernen. Am Abend schaffe ich es zumindest noch für ein Abendessen in die Altstadt.

Straßburg – Europa zum Anfassen

Als offizieller Sitz des Europarates, des Europaparlaments, des Europäischen Gerichtshof für Menschenrechte und des Fernsehsenders ARTE (um nur einige Institutionen zu nennen) ist Straßburg so europäisch, wie es eine Stadt nur sein kann. So international ist dann auch das Publikum. Ob das an den vielen Institutionen und seinen Beschäftigten, der Grenznähe zu Deutschland oder den vielen Touristen liegt, vermag ich aber nicht abzuschätzen.

Die alles überragende Sehenswürdigkeit der Stadt ist das Straßburger Münster. Auf Französisch heißt sie „Cathédrale Notre-Dame de Strasbourg“. Sie zählt zu den bedeutendsten Kathedralen der europäischen Architekturgeschichte und zudem zu den größten Sandsteinbauten der Welt.

Monumente der Detailverliebtheit wie beispielsweise die Fensterrose über dem Hauptportal mit ihrem Durchmesser von über 13 Metern, der Engelssäule und der astronomischen Uhr direkt nebendran beeindrucken Millionen Besucher jährlich.

Die 1439 fertiggestellte Kathedrale im überwiegend gotischen Stil war mit seinem 142 Meter hohen Nordturm mindestens von 1647 bis 1874 das höchste Gebäude der Welt und ist zudem das höchste von der Menschheit errichtete Bauwerk im Mittelalter.

The Quest – Was wäre Frankreich ohne Wein?

Es war mir schon am Vortag schmerzlich bewusst geworden. Ich hatte die letzten Wochen viel zu tun. Die Route zu planen und die Sachen zu packen musste schnell gehen. Vor meinem geistigen Auge hatte ich mir allerdings schon oft vorgestellt, wie ich auf der Reise irgendwann und irgendwo eine Flasche Wein öffnen und mit einem Baguette, einer Salami oder Käse und Oliven an einem schönen Plätzchen einfach eine gute Zeit haben würde. Aber ich hatte vergessen ein Taschenmesser einzupacken. Nicht dass ich so ein Messernarr wäre, aber ich habe schon zwei, drei Taschenmesser und sogar ein Leatherman. Sie alle lagen trocken, sicher und nun für mich völlig nutzlos zuhause.

So war es mein Ziel für diesen Tag irgendwo ein Taschenmesser mit Korkenzieher zu erwerben. Diese geheime Mission hatte ich schon beim Frühstück im Kopf. Nachdem ich das Straßburger Münster bestaunt hatte, zog ich direkt durch jedes Souvenirgeschäft am Platz auf der Suche nach meinem neuen Messer. Ich blieb erfolglos –vorerst.

La Petit France und Europaparlament

Einer der beliebtesten Hot-Spots in Straßburg ist sicher das Viertel Petit France, also Klein-Frankreich. Das mit Kanälen durchzogene Viertel auf der Altstadtinsel hat noch viele gut erhaltene alte Fachwerkhäuser aus dem 16. und 17. Jahrhundert.

Hier kehre ich ein und lasse mir am Rande einer der kleinen Kanäle unweit der Brücke Ponts Couverts einen Flammkuchen mit Munster-Käse und ein Glas Gewürztraminer schmecken. Obwohl es schon Ende September ist, bin ich froh über den Sonnenschirm, denn trotz T-Shirt und kurzer Hose ist es noch sehr heiß.

Kurz zuvor hatte ich es in einem Schaufenster erblickt: Ein Taschenmesser, mit Flaschenöffner und Korkenzieher der französischen Marke Opinel: Es muss Bestimmung gewesen sein. Die Mission war erfüllt. Meine Frau rollte mit den Augen, aber ich war glücklich und konnte den Urlaub entspannt fortsetzen.

Nach dem Mittagessen ging es auf einen längeren Fußweg zum Europaparlament. Leider waren gerade keinen Sitzungen und das Parlament nahezu ausgestorben, aber zumindest kam man nun recht schnell durch die Sicherheitsschleuse. Taschenmesser darf man sogar hinterlegen und nach seinem Besuch wieder abholen. Es war den Sicherheitsleuten zwar anzusehen, dass dies nicht oft vorkommt, aber es ist möglich.

Raus aus der Stadt und rein in die Vogesen

Ein kurzes Stück Schnellstraße aus der Stadt heraus und schon bin ich im ländlichen Idyll des Elsass. Weinberge und malerische Ortschaften mit viel Fachwerk liegen am Wege.

Das Elsass, ist eben auch eine bezaubernde Weinregion und berühmt für ihre hügeligen Landschaften und erstklassigen Weine. Dank eines einzigartigen Mikroklimas, gedeihen hier Trauben, die für ihren charakteristischen Geschmack bekannt sind. Besonders bekannt sind die elsässischen Weißweine, darunter Riesling, Gewürztraminer und Pinot Gris und einige mehr.

Die Straßen des Elsass schlängeln sich durch traditionelle Dörfer und vorbei an historischen Weinbergen, die einen tiefen Einblick in die jahrhundertealte Weinbautradition bieten. Diese malerischen Routen sind nicht nur ein Paradies für Weinliebhaber, sondern auch für uns Motorradfahrer, die die Schönheit dieser Landschaft auf zwei Rädern erleben möchten.

Rast an der Hohkönigsburg

Die Hohkönigsburg thront majestätisch auf einem hohen Bergkamm und bietet einen atemberaubenden Blick über das Rheintal, die elsässische Ebene und bei klarem Wetter sogar bis zum Schwarzwald. Mit einer halben Millionen Besuchern pro Jahr einer der Besuchermagneten im Elsass und in Frankreich überhaupt. Dieser strategische Standort hat seit Jahrhunderten dazu beigetragen, dass die Burg eine bedeutende Rolle in der regionalen Geschichte spielte.

Ursprünglich im 12. Jahrhundert erbaut, wurde sie im Laufe der Zeit mehrmals zerstört und wiederaufgebaut. Ihre heutige Form erhielt die Burg Anfang des 20. Jahrhunderts unter der Ägide Kaiser Wilhelms II., der sie, wie er es sah, als Symbol der deutschen Macht und des Wiedererstarkens im Elsass wiederaufbauen ließ.

Die Architektur der Burg spiegelt eine Mischung aus mittelalterlichen Strukturen und modernen Elementen der damaligen Zeit wider, was sie zu einem einzigartigen Denkmal macht. Die Hohkönigsburg ist nicht nur ein Zeugnis der wechselvollen deutsch-französischen Geschichte, sondern bietet auch Einblicke in das Leben mehrerer Epochen.

Im Herzen Europas

Würde es das Elsass nicht schon geben, man müsste es erfinden: Eingebettet im Herzen Europas, ist es bekannt für eine bewegte Vergangenheit. Im Laufe der Jahrhunderte wechselte das Elsass mehrfach zwischen deutscher und französischer „Herrschaft“, was zu einer einzigartigen Verschmelzung von Kulturen geführt hat. Für uns Deutsche ist das Elsass nicht nur ein geographischer Nachbar, sondern auch ein kultureller Brückenschlag, der auch unsere gemeinsame, und leider oft blutige Geschichte widerspiegelt.

Die elsässische Kultur ist ein Kaleidoskop aus deutschen und französischen Einflüssen. Hier findet man charmante Fachwerkhäuser neben moderner französischer Architektur. Die elsässische Küche um Brezel, Sauerkraut, Gugelhupf, Flammkuchen, Wein und vielem Mehr kommt mir oft merkwürdig vertraut und doch irgendwie anders vor.

Die ersten Gipfel

Ab dem Col du Bonhomme bin ich auf der Vogesenkammstraße, der bekannten Routes des Crêtes, unterwegs. Auf dem 1.139 Meter hohen Col de la Schlucht mache ich eine kurze Pause und biege dann ab Richtung Colmar. Statt dem direkten Weg nehme ich noch einen Abstecher zum Lac Blanc. Dieser glasklare Bergsee hat eine Fläche von 29 Hektar und misst an der tiefsten Stelle 72 Meter. Unweit vom Ufer kann ich Fische (vielleicht sind es Forellen oder Saiblinge?) beobachten, wie sie gemächlich ihre Runden ziehen.

Dann geht es weiter zu meinem Tagesziel Colmar. Für die letzten Kilometer dieses Tages haben die Straßenbauer nochmal feinstes Asphaltband in die Landschaft drapiert.

Colmar

Die drittgrößte Stadt des Elsass wirkt wie aus dem Bilderbuch. Architektur aus über sechs Jahrhunderten kann hier bestaunt werden und egal ob in der Altstadt oder dem Viertel Petit Venise, also klein Venedig, man weiß eigentlich nie, wohin man zuerst schauen soll. Da wir erste am späten Nachmittag ankommen, kann ich mir die Markthalle nur von außen anschauen. So schön es dort ist, man teilt sich die Stadt dann aber eben auch mit unzähligen anderen Besuchern.

Am Abend stärke ich mich dann mit dem elsässischen Sauerkraut-Klassiker „Choucroute garnie“ was so viel heißt wie garniertes Sauerkraut. Ein wunderbarer Kalorienvorschuss für den nächsten Tag.

Routes des Crêtes

Ich fahre einem einwöchigen Französischkurs in Lyon entgegen. Das bedeutet, dass meine Tour durch das Elsass lediglich ein bezaubernder Teil meiner Anreise ist. Heute ist also schon mein letzter Tag auch in den Vogesen, aber den genieße ich und fahre unter anderem noch den Rest der Routes des Crêtes entlang. Dazu geht es zunächst noch einmal die D417 aber diesmal bergauf zum Col de la Schlucht und ab dort bin ich wieder auf der Routes des Crêtes.

Nach wenigen Kilometern verlasse ich diese allerdings für ein paar Kilometer, um mir kleineren und kurvigere Straßen anzuschauen. Route des Américains und Rue des Bramont sind hier die passenden Stichwörter. Aber schaut gerne unten in die GPX-Daten für den genauen Streckenverlauf.

Das Wetter meint es gut mit mir und verwöhnt mich nicht nur mit warmer Herbstsonne, sondern auch mit kilometerweiten Ausblicken. Die Route des Crêtes schlängelt sich entlang der Gipfel der Vogesen. Der höchste Gipfel hier ist mit 1.424 Metern der Grand Ballon. Knapp hundert Meter tiefer, auf 1.325 Metern verläuft die zugehörige Passstraße.

Grand Ballon hat übrigens nichts mit einem Ballon zu tun. Auf Deutsch heißt der Berg „Großer Belchen“. Im Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz gibt es insgesamt fünf Gipfel, die „Belchen“ im Namen tragen. Eine Theorie dahinter: Der Name wurde vom Keltischen Sonnengott „Belenus“ abgeleitet und die Berge fungierten in vorchristlicher Zeit als gigantischer Sonnenkalender. Vom Ballon d’Alsace aus gesehen kann man zum Beispiel am 1. Mai die Sonne genau über dem Grand Ballon aufgehen sehen.

Ursprünglich im Ersten Weltkrieg als militärische Versorgungsroute angelegt, hat sich die Route des Crêtes zu einer der beliebtesten Straßen für Motorradfahrer und Naturliebhaber entwickelt. Sie erstreckt sich über rund 77 Kilometer und verläuft vom Col du Bonhomme im Norden bis nach Cernay im Süden. Bei gutem Wetter hat man an vielen Stellen eine kilometerweite Aussicht. Immer wieder taucht man aber auf den geschwungenen Straßen auch in das satte Grün der allgegenwärtigen Wälder und Wiesen ein, die diese Region auszeichnen.

Das Elsass und die Vogesen bieten deutlich mehr, als ich in diesen wenigen Tagen auf der Durchreise angemessen würdigen kann.  Ein Wiedersehen ist da schon vorprogrammiert. Denn in jedem Fall hat die Zeit gereicht, um mich für diese Region zu begeistern. Fast schon etwas wehmütig genieße ich die letzten Rundungen der Vogesen. Meine nächste Unterkunft ist in Villersexel. Von da geht meiner Tour weiter über Dijon bis nach Lyon aber dazu gibt es dann einen eigenen Bericht und eine neue Reisereportage auf YouTube. Übrigens: Das Opinel-Messer kam dann in diesem zweiten Teil meiner Tour in Dijon und Lyon auch noch zum Einsatz.

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Das Ende der Reise – Mystische Orte und Abschied von den Highlands https://ride4awhile.com/motorradtour-schottland-teil-4/ Fri, 08 Sep 2023 16:16:44 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1049

Motorradtour Schottland (4/4)

Das Ende der Reise - Mystische Orte und Abschied von den Highlands

In diesem vierten und letzten Teil meines Reiseberichtes von Schottland starte ich mit einer Tour über die Insel Skye. Bevor es für mich zur Fähre nach Newcastle und somit heimwärts geht, beziehe ich zudem noch Station in der schönen Küstenstadt Oban und Schottlands größter Stadt Glasgow. Kurz zuvor besuche ich noch die mystische Kanzel des Teufels.

Nach Edinburgh ist Dornie die einzige Unterkunft, in der ich zwei Nächte übernachte. Das man abends in das wahnsinnig authentische The Clachan gehen und nach dem Abendessen in fünf Minuten zum Eilean Donan Castle gehen kann, das tagsüber ein Touristenmagnet und abends geradezu einsam auf seinem Felsen thront, finde ich eine unschlagbare Kombination.

Die Insel Skye

Die Koffer bleiben also ausnahmsweise im Zimmer, während ich mich startklar mache. Graue Wolken hängen tief und Regen scheint mir heute gewiss. Über die nahe Brücke setze ich über auf die Insel Skye. Für Skye-Besucher gibt es sicher irgendwo eine To-Do-Liste, welche Orte man gesehen haben muss, denn die Insel quillt über von Touristen, die alle die selbe Liste abzuarbeiten scheinen. Der erste Punkt auf dieser Liste auch für mich: Die Sligachan Bridge ist eine Steinbrücke, die um 1820 über den gleichnamigen Fluss erbaut wurde. Viele Wandertouren starten hier an diesem beliebten Fotomotiv. Die Brücke liegt in Sichtweite der A87 am Abzweig der A863. Wer auf die Isle of Skye fährt, kann diese Brücke also mit hoher Wahrscheinlichkeit auch gar nicht übersehen.

Im Fünfminutentakt wechselt das Wetter zwischen Nieselregen und Regenpause, daher schaue ich nur vom Parkplatz Richtung Fairy Pools. Diese Feenbecken, die als unterschiedliche große Wasserbecken über kleine Wasserfälle miteinander verbunden sind, kenne ich somit weiterhin nur von Fotos, denn den Fußweg möchte ich in Motorradklamotten samt atmungsunfähiger Regenkleidung drüber nicht auf mich nehmen. Ich habe nichts gegen Wanderetappen, aber bei dem Wetter spare ich mir die halbe Stunde pro Weg.

Einer der Hot Spots auf Skye und mein nächstes Ziel ist sicher die Halbinsel Neist Point mit ihren spektakulären Klippen und dem 1909 errichteten Leuchtturm auf der äußersten Spitze. Mit dem Motorrad findet man hier gut ein Plätzchen, wo man sich hinstellen kann. Autofahrer müssen mitunter schon mehrfach auf und ab fahren, bis sie einen freien Parkplatz ergattern.

Auf dem Weg nach Portree, dem Hauptort der Insel, finde ich dann doch noch einige der kleinen und idyllischen Sträßchen auf Skye. Mit seiner bunten Häuserzeile am Hafen ist Portree vielen bestimmt schon einmal als Foto begegnet. Mit seinen vielleicht 2.500 bis 3.000 Einwohnern und heute geschätzten doppelten Menge an Besuchern finde ich selbst mit Motorrad kaum einen Parkplatz. Viele stören sich nicht daran, aber ich kann mit solchen Menschenmassen nicht viel anfangen und gebe meiner Tiger bei Zeiten wieder die Sporen.

Auf meiner Weiterfahrt zur nächsten Sehenswürdigkeit wird es mir zu bunt. Das Navigationssystem zeigt mit noch vier Kilometer bis zu meinem Ziel an, aber ich stehe im Stau. Ich könnte mich zwar vorbei schlängeln, aber ich will eigentlich keinen Ort besuchen, an dem schon so viele andere Leute herumstehen. Ich drehe um. Ich fahre also zurück nach Portree und verlasse über die die A87 die Insel Skye.

Als wollte sich Schottland versöhnlich zeigen, kommt nachmittags bis zum Abend noch einmal die Sonne heraus. Nach einem guten Abendessen und zwei großen IPA im The Clachan spaziere ich nocheinmal zum Eilean Donan Castle und genieße den Abend.

Durch das Glen Coe bis nach Oban

Das Glenfinnan Viadukt aus Harry Potter findest du in den GPX-Daten zu dieser Tour am Ende des Artikels. Ich lasse es links liegen und mache mich direkt auf in das beeindruckende Tal Glen Coe. Eine urtypischere Schottland-Landschaft ist wohl schwer zu finden, wurden hier doch gleich mehrerer Filme gedreht Braveheart, Rob Roy, James Bond Skyfall, Highlander und Harry Potter und der Gefangene von Askaban. Leider hängen die Wolken auch an diesem Tag tief und ich kann die Regenklamotten erst in Oban ausziehen, aber in Sachen Dramatik ist dies das i-Tüpfelchen für diesen Ort. Falls du dieselbe Pose wie Daniel Craig in Skyfall hier einnehmen möchtest, findest du auch diesen Punkt in den GPX-Daten.

Die Gegend ist ein Paradis für Outdoor-Fans: Etliche Wanderwege und Skipisten verlaufen in diesem Tal und der Ben Nevis, mit 1.345 m höchster Berg Schottlands und Großbritanniens, ist nicht weit weg.

Das Tal hat wie viele Gegenden Schottlands auch eine düstere Vergangenheit. Es ist auch als Tal der Tränen bekannt, seit 1692 Clans-Streitigkeiten zu einem hinterlistigen Massaker (dem Massaker von Glencoe) führten. Mindestens 38 Männer wurden ermordet und mutmaßlich 40 Frauen und Kinder starben bei ihrer Flucht, weil sie schutzlos keine Chance gegen die Witterung im Februar hatten.

Ich verlasse nach einiger Zeit die A82, die durch das Glen Coe führt und finde mich schnell auf wesentlich leereren Single Track Roads wieder. Nicht weniger mystisch geht es hier durch eine nahezu menschenleere Idylle.

Auf kleinen verschlungenen Pfaden durch etliche Nutztierweiden nähere ich mich Oban. Die Stadt hat keine 10.000 Einwohner, liegt an einer geschützten Bucht an der Westküste Schottlands und bietet alles, was man so braucht.

An einer Stelle steht genau auf der anderen Seite eines Weidegitters auf der Straße ein schottisches Hochlandrind mit respekteinflößenden Hörnern samt Kälbchen. Ich beobachte die Situation längere Zeit, aber das Tier scheint gemütlich wiederzukäuen und keinerlei Interesse daran zu haben, sich jemals wieder einen Schritt in irgendeine Richtung zu bewegen. Einen örtlichen E-Bike-Fahrer lässt die Situation völlig kalt und er fährt einfach mit Schmackes zwischen Rind und Kalb hindurch, ohne auf die Hörner genommen zu werden. Ich tue es ihm gleich.

Der Himmel klarte auf den letzten Kilometern schon deutlich auf und in Oban angekommen, gab es dann blauen Himmel und frühlingshafte Temperaturen.

Direkt neben meinem Hotel war die St. Columba’s Cathedral. Wir waren zu dieser Zeit die einzigen Besucher: Das hat etwas Faszinierendes ist aber auch ein wenig gruselig. Im Jahr 1932 wurde der Grundstein gelegt, aber der zweite Weltkrieg verzögerte den neogotischen Bau wohl, der 1952 fertiggestellt wurde.

Der Stadtrundgang führt mich unter anderem zum McCaig’s Tower. 1897 hat der wohlhabende Bankier John Stuart McCaig diesen Tower, der dem Kolosseum in Rom nachempfunden ist, in Auftrag gegeben. Fünf Jahre wurde daran gebaut, fertig gestellt wurde es allerdings nie, denn nach seinem Tod wurden die Bauarbeiten eingestellt. Das Bauwerk mit rund 200 m Durchmesser sollte der Familie wohl ein Monument setzen und gleichzeitig Arbeitsplätze schaffen. Allein durch die Lage ist der Tower einen Ausflug wert, denn man hat eine schöne Aussicht von hier oben auf ganz Oban und über die Bucht und den Hafen.

Tourismus Schottland

Am nächsten Tag scheint die Sonne und ich scheine wieder ein gutes Händchen für meine Tourplanung gehabt zu haben. Ich fahre auf verkehrsarmen leicht geschwungenen Straßen durch bildschöne Landschaften.

Dass man diese Landschaften nicht immer für sich hat, hat mir unter anderem der Tag auf Skye gezeigt. Es hat sich eben auf der Welt herumgesprochen, wie schön dieses Land ist. Pro Jahr verzeichnet Schottland zwischen 14 und 15 Millionen Besucher. Davon kommen etwa 13 % aus Deutschland.

Am Tourismus hingen im Jahr 2015 rund 217.000 Arbeitsplätze. Das waren 9 % aller Arbeitsplätze in Schottland.

Der Erfolg kommt nicht von Ungefähr. Zahlreiche Filme und Serien wurden zum Teil in Schottland gedreht. Im Jahr 2012 startete zudem die nationale Tourismus-Strategie „Tourism Scotland 2020“. Davon sollten gerade die strukturschwachen ländlichen Regionen wie auf den Inseln vom Tourismus profitieren.

Zum Glück ist Schottland groß und vielerorts merkt man nicht so sehr, wie viele andere zeitgleich in diesem wunderschönen Land unterwegs sind.

Loch Awe und Ardchonnel Castle

An der Ostseite des wenig bekannten aber 37 km langen Loch Awe rolle ich von Süd nach Nord und stoppe auf der Höhe einer kleinen Insel. Diese beherbergt wahrscheinlich schon seit dem 13. Jahrhundert Ardchonnel Castle, welches aber schon seit Jahrhunderten dem Verfall preisgegeben ist und stark zugewachsen.

Wirtschaft Schottland

Neben dem Tourismus sind die Ölförderung, die Whisky-Produktion, die erneuerbaren Energien und dann die Landwirtschaft samt Jagd-Tourismus die treibenden Wirtschaftssektoren in Schottland.

Die Landverteilung in Schottland ist wohl höchst ungerecht: Laut einer auf Wikipedia zitierten Quelle von 2009 gehören 10 % Schottlands allein 18 Personen. Diese Ungleichheit geht wohl zurück auf das 16. Jahrhundert, als die Ländereien der Kirche unter den mächtigsten Adligen aufgeteilt wurden. Es gab Initiativen dies zu ändern aber wie weit diese gekommen sind, habe ich nicht weiter recherchiert.

Loch Lomond

Langsam werden die Straßen wieder reichlich voll. Ich nähere mich Loch Lomond. Dieser ist mit seinen 71 Quadratkilometern der flächenmäßig größte See der Insel Großbritannien. Zudem ist er ein beliebtes Reiseziel auch für die Briten und bietet bei gutem Wetter entsprechendes Urlaubsflair, dass mich jedes Mal ein wenig an Italien erinnert.

Devil's Pulpit

Nahe Glasgow hatte ich noch eine, wie ich finde, besondere Sehenswürdigkeit recherchiert: „Devil’s Pulpit“ also die „Teufelskanzel“.

Der Finnich Glen hat eine tiefe Schlucht mit steilen Wänden in die Landschaft gespült. Hier soll der Teufel zu seinen Jüngern gesprochen und Druiden wilde Rituale abgehalten haben. Mit seinem fast roten Wasser und den grünen Pflanzen überall ist dies in jedem Fall ein ganz besonders mystischer Ort.

Der Abstieg ist steil und mit Vorsicht zu genießen, aber der Anblick lohnt sich.

Glasgow

In Glasgow bin ich einigermaßen platt und schaue mir lediglich die St. Mungo’s Cathedral an, die in direkter Nachbarschaft zur Unterkunft liegt. Die Kathedrale wurde im 13. Jahrhundert erbaut und nach dem ersten Bischof von Glasgow benannt.

Neben einem kurzen Abendessen bleibt mir leider nicht viel mehr Zeit in Glasgow. Wirklich schade, die Stadt hätte noch mehr Dinge zu bieten, die mich interessieren. Die Zeichen sprechen dafür, dass ich mindestens noch einmal nach Schottland fahren sollte.

Um die Stadt und ihren Speckgürtel zu verlassen, schwinge ich mich zunächst kurz auf die Autobahn. Danach geht es auf mal mehr mal weniger beschaulichen Landstraßen langsam, aber sicher Richtung Südosten. Ich habe versucht mir einen Straßenmix herauszuarbeiten, die mich rechtzeitig an der Fähre ankommen aber nicht nur geradeaus fahren lassen.

Offroad

Dann führt mich meine Tourplanung noch auf den letzten Kilometern in Schottland auf eine kleine Offroad-Passage. Das hatte ich so gar nicht auf dem Schirm macht aber schon Spaß, es war ja auch ein schönes Fleckchen und gutes Wetter. Allerdings mit Passagier und drei Koffern bin ich dann doch eher gemäßigt unterwegs. Zudem steht mein erstes Offroad-Fahrtraining erst nach meinem Schottlandtrip im Kalender.

Schottlands Grenze

Die schottisch-englische-Grenze passiere ich lediglich im Vorbeifahren und winke zum Abschied. Bald darauf geht es schon wieder zurück auf die Fähre. Da sehnt man sich eine Tour so lange herbei, recherchiert und plant. Dann geht es endlich los und einen Wimpernschlag später ist die Tour auch schon so gut wie vorbei.

Fähre und Abschied

Die Fähre ist wie schon auf der Hinfahrt mächtig gefüllt und die Motorräder parken dicht an dicht und man kann sich selbst kaum durch die Reihen zwängen. Mit Gepäck macht das richtig Spaß und auch das Abspannen des Motorrads ist nicht so einfach bei so wenig Raum.

Mensch und Technik ist nichts passiert, alle sind wohlbehalten wieder zurück auf der Fähre: Da fallen tatsächlich auch immer ein paar Sorgen von mir ab. Mit einem Bier und ein paar Chips schaue ich mir tiefenentspannt an, wie unsere Fähre den Hafen von Newcastle verlässt. Ich freue mich auf das reichhaltige Buffet samt ein, zwei weiterer Bier. Die Wetterprognose prophezeit eine ruhige Überfahrt. Was will man mehr?

Die Autobahnfahrt zurück nach Deutschland könnt ihr euch lebhaft auch ohne meine Beschreibung vorstellen, daher erspare ich euch das.

Ich freue mich, dass ihr mich auf YouTube, den anderen Social-Media-Kanälen oder hier begleitet habt.

Gebt mir gerne über YouTube oder via E-Mail Feedback und schaut gerne wieder rein. Macht es gut!

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Entlang der Küste – Stürmische See und sanfte Hügel https://ride4awhile.com/motorradtour-schottland-teil-3/ Fri, 01 Sep 2023 15:26:30 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1015

Motorradtour Schottland (3/4)

Entlang der Küste - Stürmische See und sanfte Hügel

Entlang der rauen Westküste Schottlands folge ich in diesem Teil oft der Küstenstraße NC500 (North Coast 500). Dabei mache ich Station in Gairloch, fahre über die Halbinsel Applecross und überquere den Bealach-na-Bà-Pass. Dann bleibe ich für zwei Nächte in Dornie nahe eines von Schottlands beliebtesten Fotomotiven: Eilean Donan Castle.

Abschied von Bettyhill

Der Aufbruch in Bettyhill fällt schwer. Ob man einen Ort in seinem Leben noch einmal wiedersehen wird, dass weiß man nie wirklich. Ich habe nun schon zum zweiten Mal das Glück diesen Ort besuchen zu dürfen. Ich stehe extra morgens um 6 Uhr auf, um mir vor dem Frühstück den Aussichtspunkt auf die Farr Bay anzuschauen, der mich schon vor fünf Jahren so beeindruckt hat. Schau dir gerne das Video, um zu verstehen was mich hier beeindruckt hat.

Nach dem Frühstück fahre ich auf der NC500 südwärts und genieße den Blick auf die raue zerklüftete Landschaft der Westküste. Strahlender Sonnenschein, Schäfchenwolken und spiegelglatte Seen begleiten mich heute.

Schottlands Wildnis

Wer die teils menschenleeren Gegenden in Schottland sieht, könnte meinen, dies sei unberührte Natur. Leider könnte man kaum falscher liegen. „Caledonia“, die lateinische Bezeichnung der Römer für Schottland, heißt so viel wie Wald auf den Höhen. Das lässt schon erahnen, dass es hier einmal ganz anders ausgesehen hat. Schon seit der Steinzeit siedeln hier Menschen und die holzten im großen Maßstab die gigantischen Waldflächen ab, um Feuerholz zu gewinnen, Holzkohle zu produzieren, Eisen zu verarbeiten oder ganze Schiffsflotten zu bauen.

Die weiten Steppen, die mit Heide oder gelbem Stechginstern bewachsen sind, werden von den zahllosen Schafen und hohen Rotwildbeständen weitgehend von Bäumen freigehalten, da jeder aufkeimende Baum umgehend gefressen wird. Die hohe Dichte an kapitalen Hirschen ist zudem auch kein Zeichen für eine intakte Natur. Sie werden hier herangezüchtet für den äußerst lukrativen Jagdtourismus.

Dennoch gibt es auch starke Naturschutzbemühungen der Schotten in Nationalparks die verbliebenen Baum- und Wildtierbestände zu schützen und auszubauen. Die Artenvielfalt rund um Steinadler, Moorhuhn, Otter und Wildkatze und Co. soll so eine Zukunft ermöglicht werden. Auch um die Gewässer ist es vergleichsweise gut bestellt: Schottland zählt 200 Lachsflüsse, die zum größten Teil als unverschmutzt gelten.

llt Chranaidh Waterfall

Der auch als „Wailing Widow Falls“ bekannte Wasserfall ist nicht weit entfernt von der NC500 und kann nach einem kurzen Fußweg von unten oder oben betrachtet werden. Je nach Wetter kann der Weg aber eine kleine Rutschpartie werden. Trittsicherheit ist in jedem Fall empfehlenswert.

Der 30 Meter hohe Wasserfall verdankt seinen Beinamen einer Legende. Demnach stürzte ein Jäger bei nebligem Wetter hier in den Tod und seine Leiche wurde von seiner Frau hier entdeckt, eben der weinenden Witwe.

Motorradtour Schottland: Für Anfänger geeignet?

Das Motorradfahren hier empfinde ich übrigens meist als äußerst meditativ und ich kann Schottland auch Motorradanfängern als Reiseziel empfehlen. Die Straßen sind oft gut ausgebaut und der Straßenbelag ist meist sehr rau und auch bei Nässe entsprechend griffig.

Dazu kommt, dass man nicht andauernd auf sein Navigationssystem schauen muss. Gerade in den Highlands gibt es oft gar nicht so viele Abbiegemöglichkeiten, dass man aus Versehen mal eine verpassen könnte.

Die Single Track Roads, also die einspurigen Straßen sind oft ein Zeichen dafür, dass es Gott sei Dank nicht so viel Verkehr gibt. Ist doch Mal jemand vor oder auch hinter einem, der eine andere Reisegeschwindigkeit bevorzugt, nutzt man die „Passing Places“. Als Motorradfahrer wird man meist an so einem Ausweichpunkt von vor einem fahrenden Fahrzeug vorbei gewunken. Habe ich jemandem im Rückspiegel, der es eiliger hat, halte ich kurz an einem „Passing Place“ und winken ihn oder sie vorbei.

Kommen sich zwei Fahrzeuge entgegen, wartet der, der am nächsten an einem „Passing Place“ dran ist. Oft warten Autos, Lastwagen und Camper aber auch und signalisieren einem auf dem Motorrad, dass man weiterfahren kann und sie einen durchlassen.

Beim Thema Linksverkehr kann man schwer pauschalisieren. Ich komme mit dem Wechsel auf den Linksverkehr meist gut klar. Mit dem Motorrad nochmal deutlich besser als mit dem Auto.

Etwas schwieriger sind der Stadtverkehr und die vielen Kreisverkehre hier. Insgesamt fahren die Einheimischen zuvorkommend und verzeihen Ausländern auch mal ihre Unerfahrenheit und gewähren Vorfahrt, wo man keine hat.

Häufiger, als dass ich mich im Linksverkehr vertue, passiert mir das, wenn ich zurück in Deutschland bin. In einem unkonzentrierten Moment muss ich kurz am Kreisverkehr überlegen, wie rum ich nun hineinfahren muss.

In Gairloch liegt mein Hotel noch näher am Meer als schon in Bettyhill. Ich muss nur einmal die Straßenseite wechseln. Das Hotel ist deutlich darauf ausgelegt, die Urlauber in organisierten Busreisen abzufertigen, aber das tut der Qualität keinen Abbruch. Einfach an der Rezeption nach den Essenszeiten der Reisegruppen erkundigen und diese dann im hoteleigenen Restaurant vermeiden, und man hat Ruhe und Frieden.

Am nächsten Tag geht es für einen kurzen Stopp an die schottischen Victoria Falls, nicht zu verwechseln mit ihrem großen Vorbild in Afrika. Die Victoria Wasserfälle des Sambesi an der Grenze zwischen Simbabwe und Sambia gehören zum Weltnaturerbe der UNESCO und dürften nochmal deutlich beeindruckender sein. Immerhin gibt es eine thematische Verbindung: Die Wasserfälle in Afrika wurden von einem Schotten für die Europäer entdeckt, dem Missionar und Afrikareisenden David Livingstone. Nach ihm benannt ist auch die Stadt, die auf der Seite von Sambia an den Wasserfällen liegt.

Applecross und der Bealach-na-Bà-Pass

Eines der Ziele, das die meisten Schottland-Reisenden auf der Liste haben, ist sicherlich die Halbinsel Applecross. Dort, wo der Fluss Applecross in die Applecross-Bucht mündet und wo die meisten Leute dann einfach an einer Häuserreihe an der Shore Street halten, fragt sich vielleicht mancher: Was ist denn nun Applecross und was das hier alles mit Äpfeln zu tun?

Nun, es ist kompliziert: Eigentlich wird eben die gesamte Halbinsel Applecross genannt. Der Name wird heute häufig für die kleine Siedlung direkt am Wasser benutzt. Der Name ist schon rund 1300 Jahre alt und leitet sich vom piktischen Namen“ Aporcrosan“ ab. Das bedeutet wohl so viel wie „Zusammenfluss des [Fluss] Crossan“. Er hat also nichts mit Äpfeln zu tun.

Bis ins frühe 20. Jahrhundert war Applecross nur per Boot erreichbar. Später über die legändere Bealach-na-Bà-Passstraße, die damals zu einer der schwierigsten Straßen Schottlands zählte. Über den Pass fahre ich auch, aber ich komme zuerst von Norden von der Küstenstraße über Torridon. 

Die Häuserreihe an der Küste selbst ist einigermaßen unspektakulär, aber wegen ihrer berühmten Lage ist die Gastronomie gut besucht. Auch ich kann nicht anders und stelle mich an für einen Kaffee und einen klebrig süßen Brownie.

Anschließend verlasse ich die Applecross Halbinsel über die berühmt berüchtigte Bealach-na-Bà-Passstraße. Bealach-na-Bà heißt dabei so viel wie Viehpass und steigt auf 626 Meter an. Sowohl was die Höhe anbelangt als auch die Anzahl der Serpentinen, kann es der Pass lange nicht mit den Alpenpässen aufnehmen. Trotzdem sind die baumlose Landschaft und die Aussicht einen Blick wert.

Eilean Donan Castle

Der Tourtag und dieser dritte Reisebericht enden für mich am Eilean Donan Castle beziehungsweise im nahegelegenen Dornie, wo ich zwei Nächste bleiben werde.

Eilean Donan Castle ist sicher eines der meistfotografierten Schlösser in Schottland und ganz Großbritannien. Strategisch günstig liegt es an drei Seen auf einem Felsen, der eigentlich nur bei Ebbe erreichbar war. Heute kommt man auch bei Flut über eine steinerne Brücke trockenen Fußes zum Schloss. Ich genehmige mir hier eine Besichtigung, einen Cappucino und ein Stück saftigen Karottenkuchen im Visitor Center, bevor ich meine Unterkunft beziehe.

Nachdem das Schloss selbst für Besucher geschlossen hat, komme ich noch einmal her, um den Anblick in Ruhe zu genießen. Nach den offiziellen Öffnungszeiten kommt man nämlich nicht mehr in das Schloss, aber sehr wohl auf die kleine Insel, auf der das Schloss steht und das ist wirklich empfehlenswert. Nur sehr wenige Menschen sind dann hier und man kann diesen schönen Platz richtig genießen. Es sei denn, es ist windstill. Dann teilt man sich diese Kulisse mit Milliarden von Midges. Diese kaum zwei Millimeter großen Mücken beißen einen zur Verzweiflung, also unbedingt Insektenschutz der Wahl auch mit ins Schottland-Reisegepäck!

Eilean Donan Castle ist der Sitz des Clan McCrae. Die Ursprünge der Burg stehen hier schon seit über 800 Jahren. So wie sie heute dort steht, wurde sie erst im 20. Jahrhundert wieder hergestellt von den McCrae’s. Die Burg ist wahrscheinlich dem ein oder anderen von euch bekannt aus dem Film „Highlander“ oder auch aus James-Bond „Die Welt ist nicht genug“ mit Pierce Brosnan als James Bond.

Im nächsten und letzten Teil meines Reiseberichtes geht dann auf die Insel Skye und langsam aber sicher heimwärts. Bevor ich auf die Fähre rolle, mache ich noch Station in Oban und Glasgow: Schaut also gerne wieder vorbei!

Lust auf mehr?

Hier geht es zum vierten und letzten Teil zu meiner Motorradtour durch Schottland. Schon jetzt genug von Schottland? Wie wäre es dann mit einem Ausflug ins Weserbergland? Den passenden Artikel und die dazugehörigen GPX-Daten findet ihr hier: Auf den Spuren der Weserrenaissance (1. Teil)

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