Deutschland – ride4awhile https://ride4awhile.com Motorradtouren Fri, 05 Dec 2025 15:27:43 +0000 de hourly 1 https://wordpress.org/?v=6.8.3 https://ride4awhile.com/wp-content/uploads/2023/03/cropped-Logo-rund-32x32.png Deutschland – ride4awhile https://ride4awhile.com 32 32 Mit dem Motorrad durch den Landkreis Rotenburg (Wümme) https://ride4awhile.com/mit-dem-motorrad-durch-den-landkreis-rotenburg-wuemme/ Fri, 05 Dec 2025 15:27:37 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1634

250 Kilometer norddeutsche Entschleunigung

Mit dem Motorrad durch den Landkreis Rotenburg (Wümme)

Wer beim Stichwort „Motorradreise“ direkt an Alpenpässe, Schwarzwaldkurven oder Küstenstraßen denkt, hat wahrscheinlich nicht den Landkreis Rotenburg (Wümme) auf dem Zettel. Dabei lohnt sich genau hier, zwischen Hamburg und Bremen, ein ganz eigener Blick – und vor allem: eine entspannte Motorradtour. Ich habe 250 Kilometer für euch geplant – mit Stopps zum Staunen, Verweilen, Genießen.

Startpunkt: Rotenburg (Wümme) – Stadt mit Geschichte

Los geht’s auf dem Marktplatz von Rotenburg (Wümme), der an Markttagen mit Leben gefüllt ist. Die Stadt selbst wirkt ruhig, fast verschlafen – doch bei genauerem Hinsehen offenbart sie spannende Geschichten. Gleich drei Flüsse durchziehen den Ort: Rodau, Wiedau und die Wümme – namensgebend für Stadt und Landkreis.

Wer sich für Kunst und Architektur interessiert, wird hier fündig: Das Rudolf-Schäfer-Haus zeigt wechselnde Ausstellungen, die neugotische Stadtkirche und das Kantor-Helmke-Haus sind beeindruckende Bauwerke aus dem 19. Jahrhundert. Und was von der namensgebenden „Rodeburg“ – also der roten Burg – noch übrig ist, lässt sich heute durch Heckenbepflanzung zu erahnen.

Kleine Straßen, weite Landschaft – Entspanntes Cruisen im Flachland

Der Landkreis ist keine Kurven-Region, aber er hat seinen ganz eigenen Reiz: Viele kleine Straßen, Alleen wie grüne Tunnel und eine ruhige, fast mystische Landschaft erinnern mich oft an die Gemälde von Otto Modersohn, der nur wenige Kilometer entfernt in Worpswede und Fischerhude lebte.

Zur Lavendelblüte zieht es mich zum Feld in Stapel – ein echter Geheimtipp, der kurzzeitig südfranzösische Vibes aufkommen lässt. Wer früh unterwegs ist, teilt sich das Feld nur mit summenden Insekten und dem Duft von Sommer.

Kaffee, Kuchen und Kultur – Stopps mit Mehrwert

Die Strecke ist gespickt mit charmanten Einkehrmöglichkeiten. Besonders empfehlen kann ich das Oste-Café Eitzmühlen – ein liebevoll geführtes Landcafé in einer alten Wassermühle. Wer zur falschen Uhrzeit kommt, wie ich, muss sich leider bis zum nächsten Stück Kuchen gedulden. Aber allein das Ambiente lohnt den Halt.

Ein nachdenklicher Moment erwartet mich an der Gedenkstätte Lager Sandbostel. Das ehemalige Kriegsgefangenenlager erzählt mit seiner Dauerausstellung eindrücklich von den Schrecken der Vergangenheit – ein Stopp, der bewegt.

Natur erleben – vom Moor bis zum Melkhus

Ein weiteres Highlight: das Tister Bauernmoor. Per Moorbahn geht es entspannt durch die stille Landschaft bis zum Aussichtsturm. Besonders eindrucksvoll ist es hier zur Zeit des Kranichzugs – dann teilen sich Ornithologen, Fotograf*innen und Naturfans die Stille der frühen Morgenstunden.

Wer es kulinarisch ländlich mag, sollte bei einem der typischen „Melkhüs“ halten – kleinen Raststationen auf Milchhöfen mit frischen Produkten direkt vom Hof. Kuchen, Eis, Joghurt: regionaler geht’s kaum.

Abschluss am Bullensee – oder noch ein paar Extra-Kilometer?

Am Ende meiner Tour wartet der Bullensee – perfekt für eine kurze Abkühlung oder einfach ein Picknick am Wasser. Wer mehr will: Die Nordpfade bieten tolle Wanderungen für jeden Anspruch. Und für Motorradfahrer oder eben Rennradfahrer lohnen sich auch auch die vom Touristikverband ausgearbeiteten Rennradtouren. Viele davon sind auch für Zweiräder mit Motor spannend.

Fazit: Entspannung statt Serpentinen

Der Landkreis Rotenburg (Wümme) ist kein Hotspot auf der Motorradkarte – aber vielleicht genau deswegen so reizvoll. Die Tour verbindet Natur, Geschichte, regionale Küche und viele ruhige Momente auf dem Bike. Ob für einen Tagesausflug oder ein ganzes Wochenende – es lohnt sich, den Blick auf diese unterschätzte Region zu richten.

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Zwischen Klippen und Kurven: Korsikas Süden und Zentrum entdecken https://ride4awhile.com/zwischen-klippen-und-kurven-korsikas-sueden-und-zentrum-entdecken/ Fri, 07 Nov 2025 16:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1608

Motorradtour Korsika (Teil 2)

Zwischen Klippen und Kurven: Korsikas Süden und Zentrum entdecken

Vom Süden bis ins Hochgebirge – Im zweiten Teil meiner Motorradtour führt mich Korsika von den spektakulären Kalksteinfelsen Bonifacios über einsame Strände und malerische Altstädte bis hoch zu den Pässen und Tälern im Inselinneren. Zwischen mediterraner Küste, schattigen Bergwäldern und kurvigen Traumstraßen zeigt sich die Insel noch einmal von einer ganz anderen Seite.

Nach den Kilometern entlang des Cap Corse und der Westküste im ersten Teil wartet nun der Süden Korsikas – und er hält, was er verspricht.

Bonifacio – Stadt auf den Kalksteinfelsen

Die weiße Perle im Süden thront auf bis zu 80 Meter hohen Klippen, nur einen Steinwurf von Sardinien entfernt. Früh am Morgen schlendere ich durch fast leere Gassen, bevor der Touristenstrom einsetzt. Die Altstadt wirkt wie ein Freilichtmuseum: verwinkelte Gassen, historische Mauern und Ausblicke, die den Atem rauben.

Eine Bootstour entlang der Steilküste und in kleine Grotten offenbart, wie wehrhaft und gleichzeitig malerisch Bonifacio liegt. Der Abstieg über die legendäre Treppe des Königs von Aragon – knapp 190 Stufen direkt in den Fels geschlagen – führt bis ans glasklare Wasser.

Von der Küste ins Grüne

Die Route führt weiter Richtung Porto Vecchio. Ein kleiner Offroad-Abstecher belohnt mit der Plage de Balistra – ein Strand wie aus dem Bilderbuch, fast menschenleer und von türkisfarbenem Wasser umspült.

Später wechselt die Szenerie ins Inselinnere. Kork- und Steineichenwälder, mächtige Schwarzkiefern und der Duft der Macchia begleiten mich. Die korsische Natur ist vielfältig und oft noch unberührt, denn ein Drittel der Insel steht unter Schutz.

Am Stausee von l’Ospedale glitzert das Wasser zwischen den Bäumen, Kühe stehen gemütlich im Uferbereich, und über allem liegt eine friedliche Stille.

Porto Vecchio – Altstadt mit Ausblick

Am Nachmittag erreiche ich Porto Vecchio. Die erhöhte Altstadt ist schnell zu Fuß erkundet, bietet aber von der Zitadelle einen weiten Blick über Hafen, Salinen und das bergige Umland.

Über Corte ins Hochgebirge

Am nächsten Tag geht es Richtung Corte, der ehemaligen Hauptstadt des unabhängigen Korsikas. Unterwegs zeigt sich der raue Charme des korsischen Straßenverkehrs: flott, direkt und manchmal ungeduldig, aber immer souverän.

Corte selbst empfängt mich mit steilen Gassen, der Zitadelle und viel Geschichte. Hier, im Herzen der Insel, scheint die Zeit langsamer zu laufen.

Wandern im Restonica-Tal

Von Corte aus starte ich eine Wanderung ins Restonica-Tal. Felsige Pfade, natürliche Pools im klaren Gebirgswasser und weite Ausblicke über die Täler machen die Tour zu einem Highlight abseits des Motorradsattels.

Col de Vergio und Asco-Tal

Zurück auf dem Motorrad geht es hoch zum Col de Vergio – mit 1.467 Metern der höchste befahrbare Pass Korsikas und dann ins wilde Asco-Tal. Die kurvige D147 endet am Fuße des Monte Cinto, dem höchsten Berg der Insel. Hier herrscht alpine Stimmung: schroffe Felsen, kühle Luft und absolute Ruhe.

Abschied in Bastia

Der letzte Fahrtag führt noch einmal durch die Berge, bevor ich in Bastia ankomme und auf die Fähre gehe. Hinter mir liegen zwölf Tage, sieben davon auf dem Motorrad – und unzählige Kurven, Eindrücke und Begegnungen.

Korsika hat mich nicht nur als Motorradfahrer begeistert, sondern auch mit seiner Mischung aus ungezähmter Natur, bewegter Geschichte und mediterranem Lebensgefühl. Eine Insel, die ich jederzeit wieder bereisen würde.

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Vom Cap Corse bis Ajaccio: Mein Start ins Korsika-Abenteuer https://ride4awhile.com/motorradtour-korsika-von-bastia-ueber-cap-corse-bis-ajaccio/ Sat, 01 Nov 2025 05:44:54 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1582

Motorradtour Korsika (Teil 1)

Vom Cap Corse bis Ajaccio: Mein Start ins Korsika-Abenteuer

Mit dem Motorrad quer über Korsika – Von der Überfahrt mit der Fähre nach Bastia über die einsamen Panoramastraßen am Cap Corse bis hin zu den Hafenorten Saint-Florent und Île Rousse: Im ersten Teil meiner Motorradtour erlebe ich die wilde Schönheit Korsikas hautnah. Kurvenreich, vielfältig und immer mit Blick aufs Mittelmeer.

Korsika: für viele die schönste Mittelmeerinsel, für Motorradfahrer ein wahres Paradies. Mehr als zwei Drittel der Insel sind von Gebirgen bedeckt, die Küste wechselt zwischen sanften Buchten und dramatischen Felsformationen. Für mich war schnell klar: Diese wilde Schönheit möchte ich auf zwei Rädern erleben.

Anreise mit der Fähre

Meine Reise startet in Savona, unweit von Genua. Mit der Nachtfähre setze ich nach Bastia über Ein kleines Abenteuer für sich. Mein Kabinenfenster gibt den Blick auf den Hafen frei, während wir mit Verspätung ablegen. Am nächsten Morgen rollen wir pünktlich von Bord. Die Sonne scheint, 22 Grad, eine leichte Mittelmeerbrise und der perfekte Auftakt für eine Motorradtour auf Korsika.

Fahrt entlang des Cap Corse

Der erste Fahrtag führt mich direkt ins Herz des Motorradfahrer-Glücks: das Cap Corse, der „Zeigefinger“ Korsikas. Die Straßen winden sich eng zwischen Meer und Bergen, immer wieder öffnen sich spektakuläre Ausblicke. Nach einem Frühstücksstopp im charmanten Erbalunga, wo sich früh am Morgen vor allem Einheimische im Café treffen, geht es weiter entlang einsamer Küstenabschnitte.

Saint-Florent – das Saint-Tropez Korsikas

Mittags erreiche ich Saint-Florent. Der Küstenort mit seiner Promenade und den vielen Yachten trägt den Beinamen „Saint-Tropez von Korsika“. Normalerweise meide ich Jetset-Atmosphäre, aber die frischen Muscheln direkt am Hafen machen eine Ausnahme lohnenswert.

Über das Landesinnere nach Île Rousse

Hinter Saint-Florent führt die Strecke ins bergige Landesinnere. In Murato lege ich einen Fotostopp an der romanischen Kirche San Michele ein – ein Muster aus grünen und weißen Steinen, das im Sonnenlicht fast leuchtet. Am späten Nachmittag erreiche ich Île Rousse. Hier erwartet mich ein Leuchtturm-Spaziergang auf der Île de la Pietra und ein Picknick mit korsischem Wein, Käse und Oliven.

Zweiter Fahrtag: 250 km Kurven

Der Morgen beginnt in Richtung Ajaccio. Die Straßen bleiben kurvig, oft mit Blick auf das Meer, dann wieder tief ins Landesinnere hinein. Für die Mittagspause halte ich am Plage de Caspiu am Golf von Porto – eine kleine, ruhige Badebucht fernab des Trubels.

Ankunft in Ajaccio

Am Nachmittag erreiche ich Ajaccio, Geburtsstadt Napoleons und Verwaltungssitz Korsikas. Die Stadt verbindet mediterranes Flair mit Geschichte: das Musée Fesch mit einer beeindruckenden Sammlung italienischer Meister, Napoleons Geburtshaus, die Zitadelle und die Kathedrale Notre-Dame-de-l’Assomption.

Natürlich darf auch das Mittelmeer nicht fehlen: Ein Sprung ins glasklare Wasser vor der Altstadt ist die perfekte Abkühlung.

Auf dem Weg nach Bonifacio

Am dritten Fahrtag stehen rund 190 km bis Bonifacio an. Die Route führt durch das bergige Hinterland und macht einen Zwischenstopp in Sartène, der „korsischsten aller korsischen Städte“.

In Bonifacio endet mein erster Teil der Motorradtour Korsika – eine Insel, die mich schon jetzt mit ihren Straßen, Landschaften und Menschen begeistert. Ob sie dieses Niveau halten kann, erfahrt ihr im zweiten Teil meiner Reise.

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Frühling auf zwei Rädern – eine kleine Kaffeetour mit Tiefgang https://ride4awhile.com/fruehling-auf-zwei-raedern-eine-kleine-kaffeetour-mit-tiefgang/ Wed, 10 Sep 2025 16:20:39 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1519

Rhabarberkuchentour nach Dangast

Frühling auf zwei Rädern – eine kleine Kaffeetour mit Tiefgang

Ein Frühlingstag, wie er im Buche steht: rund 20 Grad, wolkenloser Himmel und Sonnenschein. Kurz gesagt: ideales Motorradwetter. Nicht zu heiß für längere Pausen in der Kombi, aber warm genug für längere Touren. Ich kontrolliere noch schnell den Luftdruck – und dann geht’s los: auf eine kleine, aber besondere Tagestour durch Norddeutschland.

Knapp 190 Kilometer liegen vor mir. Eine Strecke die vollgepackt ist mit Geschichte, Weite, Küstenflair und natürlich einem verdienten Stück Rhabarberkuchen.

Auftakt mit Gänsehaut: Der U-Boot-Bunker Valentin

Mein Startpunkt wiegt schwer – der U-Boot-Bunker Valentin in Bremen-Farge. Dieses kolossale Bauwerk steht direkt an der Weser und wirkt auf den ersten Blick wie ein Relikt aus einer fernen Industrie-Ära. Doch die Geschichte dahinter ist düsterer, als man es sich vorstellen mag.

In den letzten Jahren des Zweiten Weltkriegs plante das NS-Regime hier die Serienproduktion von U-Booten des Typs XXI – Hightech seiner Zeit. 426 Meter lang, bis zu 33 Meter hoch und errichtet aus über 500.000 Kubikmetern Beton – ein gigantisches Vorhaben. Und doch wurde der Bunker nie fertiggestellt, kein einziges U-Boot lief je vom Stapel.

Was blieb, ist ein Mahnmal. Ein Ort, der an über 10.000 Zwangsarbeiter und KZ-Häftlinge erinnert, die unter katastrophalen Bedingungen hier schuften mussten. Viele überlebten das nicht. Heute steht der Bunker allen offen, die sich mit dieser Vergangenheit auseinandersetzen wollen – kostenlos oder gegen Spende.

Ich halte kurz inne, laufe durch die kühlen Schatten dieses grauen Monuments, und als ich wieder aufs Motorrad steige, begleitet mich ein stiller Kloß im Hals auf die ersten Kilometer.

Hanseatische Ruhe auf schmalen Wegen

Norddeutsche Nebenstraßen sind keine Alpenpässe – das ist klar. Die Kurven sind sanft, die Landschaft weit. Aber genau das bringt eine ganz eigene Form von Gelassenheit mit sich. Die kleinen Straßen schlängeln sich durch die flache Wesermarsch, vorbei an Feldern, Höfen und ab und zu einem Bauerngarten in voller Frühlingsblüte. Man nimmt automatisch das Tempo raus – weil’s einfach besser passt.

Inselflair auf Harriersand

Wenig später erreiche ich Harriersand – eine langgestreckte, schmale Flussinsel mitten in der Weser. Über eine kleine Brücke am Ostufer ist sie mit dem Festland verbunden. Die Insel war lange ein Geheimtipp, ist aber auch heute noch kein Ort für Massentourismus.

Schilfgürtel säumen das Ufer, Möwen kreischen über den Sandbänken, irgendwo klappert ein Fahnenmast im Wind. Es ist ruhig hier – fast zu ruhig, um direkt weiterzufahren. Auf der einzigen Straße, einem schmalen Singletrack, tuckere ich gemächlich über die Insel. Ein idealer Ort, um kurz abzusteigen, durchzuatmen und die Natur auf sich wirken zu lassen.

Ein kleines Café, die Strandhalle, lädt zum Verweilen ein. Ich spare mir den Kaffee zwar für später auf, aber die Aussicht ist trotzdem ein Genuss. Und wer mag, kann hier schon das erste Mal maritimes Flair schnuppern.

Mit der Fähre über die Weser – und weiter nach Dangast

Die Strecke zwischen Bremen und Bremerhaven am östlichen Weserufer ist beliebt – vielleicht sogar zu beliebt, wenn man sich die vielen Lärmwarnschilder ansieht. Aber wer gesittet fährt und Respekt für die Region zeigt, kann gut nachvollziehen, warum Motorradfahrer hier so gern unterwegs sind.

Ein paar Kilometer weiter nehme ich in Sandstedt die Fähre. Etwa alle 20 Minuten pendelt sie über die Weser nach Brake und zurück – und auch wenn der Wesertunnel weiter flussabwärts auch eine Variante wäre: Ich liebe Fährfahrten. Sie holen einen raus aus dem Tempo, lassen Raum zum Innehalten. Nach dem Übersetzen rolle ich auf kleinen, teils kurvigen Straßen durchs ländliche Umland.

Dangast: Kuchen, Kunst und Küstengefühl

Dann endlich: der Jadebusen. Genauer gesagt – Dangast. Der Ort ist alt, charmant und an diesem sonnigen Frühlingstag vor allem eins: brechend voll. Kein Wunder – nach dem langen Winter scheint halb Norddeutschland rauszuwollen.

Bei meinem primären Tagesziel mache ich natürlich dennoch Halt – allein schon wegen des legendären Rhabarberkuchens im Kurhaus. Der wird hier in dicken Blechen gebacken und mit einer Schicht Baiser veredelt. Draußen ist Selbstbedienung angesagt, und obwohl die Schlange lang ist, lohnt sich das Anstehen. Viele Gäste nehmen gleich mehrere Stücke mit – eins zum Essen, zwei für daheim.

Frisch gestärkt mache ich noch einen kleinen Gang runter an den Strand. Dort steht auch die bekannte Phallus-Skulptur des Künstlers Eckart Grenzer – 3,20 Meter hoch, 4,5 Tonnen schwer. Sie markiert symbolisch die Grenze zwischen dem „männlichen“ Land und dem „weiblichen“ Meer. Norddeutscher Humor trifft auf provokante Kunst.

Zwischen Baumschulen und Wurstmühle

Nach dem Küstenstopp geht’s weiter Richtung Bad Zwischenahn. Kurz vor dem Ort steht ein bekanntes Fotomotiv: die Rügenwalder Mühle – bekannt aus der Fernsehwerbung, wo die reale Mühle tatsächlich eher spät Einzug hielt. Die Mühle ist kein historisches Original, sondern wurde 2012 vom gleichnamigen Unternehmen errichtet. Heute gehört das Gelände samt Veranstaltungszentrum zum Unternehmen, welches in der Nähe seine Zentrale hat. Das berühmte Firmenlogo gab es allerdings schon lange vor der realen Mühle.

Leider ist auch Bad Zwischenahn an diesem Tag gut gefüllt. Ich beschließe, keine längere Pause einzulegen, sondern fahre weiter – vorbei an einem ganz besonderen Highlight, das im Video leider fehlt: die großen Baumschulen rund um die Region. Kilometerweit säumen akkurat frisierte Büsche, Bäume und Pflanzen die Straßen – als würde man durch eine riesige Gartenausstellung cruisen. Wer ein Auge für Details hat, kommt hier voll auf seine Kosten.

Letzte Etappe durch die Wesermarsch

Ich passiere Oldenburg und tauche wieder ein in die stille, weite Landschaft der Wesermarsch. Hier ist die Welt noch ländlich im besten Sinne: Dörfer mit alten Bauernhäusern, Trecker und Straßen, die Fahrwerk und Fahrer fordern. Der Belag ist streckenweise ruppig – aber das gehört hier irgendwie dazu. Man fährt langsamer, sieht mehr, entspannt mehr.

Als ich mich der Stadtgrenze von Bremen nähere, passiere ich die Werften Lürssen und Abeking & Rasmussen – Hightech-Schmieden für Yachten und Marineschiffe. Ein letzter Weser-Übergang bringt mich nach Vegesack, mitten hinein in die Stadt – und zurück in den Alltag.

Fazit: Kleine Tour, große Wirkung

Diese Tagestour war keine Herausforderung für Mensch und Maschine – aber dafür eine echte Erlebnisfahrt. Geschichte, Natur, Kultur, Kulinarik – auf knapp 200 Kilometern gab’s ein bisschen von allem.

Genau das liebe ich an Norddeutschland: Es drängt sich nicht auf. Aber wenn man sich drauf einlässt, erzählt es seine Geschichten – ganz ohne große Worte. Man muss nur zuhören. Oder losfahren.

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Wie wäre es dann mit der Apfelblüte im Alten Land oder zur Rapsblüte in den Norden?

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Sandbaden zur Heideblüte https://ride4awhile.com/motorradtour-in-die-heide/ Sat, 01 Feb 2025 16:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1480

Motorradtour in die Heide

Sandbaden zur Heideblüte

Etwas südlich von Hamburg beginnt eine Landschaft, die Naturliebhaber und Offroad-Begeisterte aus ganz Deutschland anlockt: Die Lüneburger Heide und der Naturpark Südheide. Passend zur Heideblüte habe ich der Region einen Besuch abgestattet und auf einer rund 340 Kilometern langen Rundtour geschaut, ob sich auch eine Motorradtour hier lohnt. Meist auf normalen Straßen, aber auch ein wenig Offroad habe ich eine leuchtend violett blühende Kulturlandschaft erfahren. Zu Fuß bin ich dann noch tiefer eingetaucht auf einer Wanderung in die Lüneburger Heide und die Salzstadt Lüneburg.

Frühstart zur Heideblüte: Anfahrt zum Wilseder Berg

Früh morgens ging es los. Um die Lüneburger Heide in der besten Lichtstimmung zu erleben und den hohen Tagestemperaturen etwas zu entgehen, startete ich früh und wurde mit goldenen Morgensonnenstrahlen belohnt. Neben den weitläufigen Heideflächen erstrecken sich hier auch dichte Wälder – Überbleibsel der großen Aufforstungen im 19. Jahrhundert.

Die Heide hat eine lange Geschichte: Was heute ein Rückzugsort für Naturliebhaber ist, war einst eine karge, vom Menschen geformte Landschaft. Bereits um 500 vor Christus begannen Menschen, die ursprünglichen Eichen- und Birkenwälder für den Bau und die Landwirtschaft zu roden. Das Ergebnis? Eine einmalige Kulturlandschaft, die jedoch heute streng geschützt und gepflegt werden muss.

Wanderung zum Wilseder Berg

Neben dem 223 km langen Heidschnuckenweg gibt es inzwischen auch zwölf Rundwanderwege, sogenannte Heideschleifen. Auf der Heideschleife Wilseder Berg erwandere ich mir auf rund 15 Kilometern das Herz der Lüneburger Heide.

Der Wilseder Berg ist mit seinen 169 Metern die höchste Erhebung der Lüneburger Heide und ein beliebtes Ausflugsziel. Während der Heideblüte (zwischen Anfang August und Anfang September) ist es hier recht voll – aber die Aussicht auf das lila Blütenmeer macht das absolut wett.

Von dort führte mich der Wanderweg weiter in den autofreien Ort Wilsede, wo ich eine wohlverdiente Stärkung einlegte: Typisch für die Region sind Spezialitäten mit Heidschnucke – ein absolutes Muss (es sei denn, man isst kein Fleisch)! Wilsede hat mit seinen alten Reetdachhäusern einen ganz besonderen Charme, und man erreicht den Ort nur zu Fuß, mit dem Fahrrad oder der Pferdekutsche.

Ein weiteres Kleinod der Tour war der Totengrund, ein sagenumwobener Talkessel, der heute eines der schönsten Heidepanoramen bietet. Fotografen schätzen diesen Ort vor allem zu den magischen Stunden rund um Sonnenauf- und Untergang – und das völlig zu Recht.

Von der Heide in die Hansezeit: Lüneburg entdecken

Nach meiner Wanderung führte mich die Route weiter Richtung Lüneburg. Die historische Hansestadt ist nicht nur für Motorradfahrer ein tolles Ziel, sondern auch für Kulturfans: Lüneburg verdankt seinen einstigen Reichtum der Salzproduktion, die im Mittelalter als „weißes Gold“ galt. Besonders beeindruckend ist der mittelalterliche Marktplatz mit dem Luna-Brunnen – hier trifft Geschichte auf lebendige Gegenwart mit Cafés und Boutiquen.

Die Altstadt ist ein wahres Backstein-Juwel: Über 1300 denkmalgeschützte Gebäude prägen das Stadtbild, und während meines Spaziergangs durch die schmalen Gassen fühlte ich mich fast ins Mittelalter zurückversetzt.

Die mittelalterlichen Giebelhäuser, die sich am Stintmarkt und Fischmarkt an die Ilmenau pressen, haben mir am besten gefallen. Wer in Lüneburg das leibliche Wohl bedienen möchte, ist hier sicher am schönsten Fleckchen in der Stadt hierfür.

Offroad durch die Heide

Zurück auf dem Motorrad wurde der Weg durch die Heide abwechslungsreicher: Während der erste Teil meiner Route über asphaltierte Landstraßen führte, wurde es später „wilder“. Abseits der Hauptstraßen warteten Sandwege und verdichtete Mineralpfade – ideal für alle, die sich auch Offroad ausprobieren möchten. Meist sandig und von Wäldern beschattet, konnte ich mich an teerfreien Untergrund herantasten.

Ein besonderes Highlight für mich war die Durchfahrt der kleinen Lachte – eine willkommene Abkühlung an einem heißen Tag mit 30 Grad Celsius. Nach einem kurzen Halt an einem Aussichtsturm ging es weiter über unbefestigte Wege.

Kleine Entdeckungen am Wegesrand

Unterwegs entdeckte ich auch Buchweizenfelder, ein traditionelles Anbauprodukt der Region. Buchweizen wird heute wieder beliebter, vor allem wegen seiner glutenfreien Eigenschaften und seiner Vielseitigkeit in der Küche – in den Cafés der Region gibt es oft leckeren Buchweizen-Kuchen.

Wer mit Familie unterwegs ist, kann die Motorradtour auch mit einem Besuch im Vogelpark Walsrode oder im Heide Park Soltau verbinden. Alternativ lohnt sich ein Abstecher nach Celle mit seinen hübschen Fachwerkhäusern oder ins Erdölmuseum Wietze.

Fazit: Tour mit Potenzial zur Wiederholung

Meine Tour durch die Lüneburger Heide war ein Mix aus Entspannung und Abenteuer. Vor allem die Offroad-Passagen haben Lust auf mehr gemacht. Bei einem nächsten Besuch, würde ich eindeutig hierauf den Fokus legen. Falls du Tipps hast, wie ich Offroad-Routen noch komfortabler planen kann oder welche Strecken ich unbedingt ausprobieren sollte, freue ich mich über deine Nachricht!

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Wie wäre es dann mit einer Suche nach den schönsten Altstädten im Harz oder zur Rapsblüte in den Norden?

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Eine Motorradtour durch Geschichte und Fachwerkromantik https://ride4awhile.com/die-schoensten-altstaedte-im-harz/ https://ride4awhile.com/die-schoensten-altstaedte-im-harz/#comments Sun, 06 Oct 2024 17:00:00 +0000 https://ride4awhile.com/?p=1453

Die fünf schönsten Altstädte im Harz

Eine Motorradtour durch Geschichte und Fachwerkromantik

Die Strecken und Straßen stehen zumeist im Mittelpunkt einer Motorradtour, aber diese ziehen eben schnell an uns vorbei und Einzelheiten bleiben uns nicht besonders lange im Gedächtnis. Anders ist das, wenn wir besonders schöne Stopps auf unserer Reise haben. Ganz oben rangieren dabei besonders schöne Altstädte bei mir. Ich habe mich auf den Weg gemacht und wollte die schönsten Altstädte im Harz finden und hier findet ihr mein Ergebnis.

Es ist ein noch frischer Morgen Ende April, aber, die Sonne bringt das junge Grün der Pflanzen schon perfekt zur Geltung. Ein strahlend blauer Himmel betupft mit ein paar Schäfchenwolken begleitet mich durch den Tag. Ein idealer Weckruf für eine besondere Tour: Fünf der schönsten Altstädte im Harz warten darauf, entdeckt zu werden. Bei diesem Roadtrip geht es nicht nur um kurvige Straßen und spektakuläre Aussichten, sondern auch um Geschichte, Architektur und Atmosphäre. Der Harz bietet all das im Überfluss – und was wäre eine Motorradtour ohne ein paar charmante Stopps in den verwinkelten Gassen mittelalterlicher Städte?

Goslar – Der perfekte Startpunkt

Meine Reise beginnt in Goslar, und schon der erste Eindruck versetzt einen in eine andere Zeit. Die Stadt hat mehr als 1.000 Jahre Geschichte auf dem Buckel, und das merkt man auf Schritt und Tritt. Mein erster Stopp ist die imposante Kaiserpfalz, ein mächtiger Bau aus dem 11. Jahrhundert, der nicht nur architektonisch beeindruckt, sondern auch einen tiefen Einblick in die deutsche Geschichte bietet. Gemeinsam mit der Altstadt und dem Bergwerk Rammelsberg gehört die Kaiserpfalz zum UNESCO-Welterbe – und das völlig zu Recht.

Die Altstadt von Goslar ist ein wahres Fachwerkparadies. Mehr als 1.500 liebevoll restaurierte Häuser, die teils bedrohlich schief wirken, prägen das Stadtbild. Ich schlendere durch die engen Gassen, die mich in eine andere Epoche katapultieren, und halte am Marktplatz für einen Kaffee. Die Gebäude hier haben Geschichten zu erzählen, von einer Zeit, als der Harz mit seinem Bergbau blühte.

Die Bewertung

Jede der Altstädte im Harz und so auch die fünf in diesem Video haben ihre Stärken und jede ist mindestens einen Besuch wert. Zu einem Ranking gehört es aber nun Mal, dass ich die Städte in eine Reihenfolge bringe. Ein Ranking der schönsten Altstädte ist in jedem Fall subjektiv, aber um für euch meine Wahl transparenter und nachvollziehbarer zu gestalten, habe ich mir folgende Bewertungssystematik überlegt:

Jede Altstadt werde ich anhand von drei Kriterien bewerten. Erstes Kriterium sind die Gebäudesubstanz und Architektur der Altstadt. Das zweite ist die Vielfalt und Qualität des gastronomischen Angebots dort. Als drittes und besonders unscharfes Kriterium möchte ich die Atmosphäre in den Altstädten bewerten. Diese ist besonders schwer zu fassen, aber wenn Orte überlaufen sind, wie eine leere Kulisse oder aber besonders authentisch und gemütlich wirken, dann sollte sich das in der Bewertung niederschlagen, so meine Idee. Für jede dieser Kriterien werde ich maximal 5 Sterne vergeben. Insgesamt kann eine Altstadt also in meinem Ranking 15 Sterne erreichen.

Wie lautet nun meine Bewertung für die Altstadt von Goslar? In Sachen Architektur legt Goslar ganz schön vor. Mit der Kaiserpfalz und den 1.500 Fachwerkhäusern in dem etwa einen Quadratkilometer großen Altstadtkern vergebe ich vier von fünf möglichen Sternen.

Die gastronomische Auswahl und Qualität lässt kaum zu wünschen übrig und beherbergt, soweit ich es einschätzen konnte auch nur wenige Touristenfallen. Auch hier vergebe ich vier von fünf Sternen.

Die verwinkelten, teils schmalen, aber nicht überfüllten Gassen und die zusammenhängende Gebäudeensembles machen auf mich den Eindruck einer belebten Stadt, die nicht primär als Kulisse für die Touristen wie mich betrieben wird. Wieder vier Sterne und damit insgesamt 12 Sterne für Goslar. Eine satte Vorlage für die anderen Kandidatinnen.

Osterode am Harz – Zwischen Historie und Melancholie

Nur wenige Kilometer weiter liegt Osterode am Harz, mein nächster Halt. Die Stadt hat weniger als halb so viele Einwohner wie Goslar, und das spürt man sofort. Osterode ist ruhiger, fast schon verschlafen. Am historischen Kornmarkt parke ich meine Maschine direkt vor dem alten Rathaus, einem Fachwerkbau aus dem 18. Jahrhundert. Hier, von wo einst die Bergleute mit Getreide versorgt wurden, lässt sich die Geschichte hautnah erleben.

Trotz der schönen Altstadt wirkt Osterode ein wenig melancholisch. Viele der Fachwerkhäuser stehen leer, und die Gassen sind oft menschenleer. Es fehlt die Lebendigkeit, wie sie beispielsweise Goslar versprüht. Dennoch strahlt die Stadt einen gewissen Charme aus, besonders für diejenigen, die einen ruhigen Ort zum Verweilen suchen. Für Wanderer ist Osterode jedoch ein wichtiger Ausgangspunkt, denn hier beginnt der Harzer-Hexen-Stieg, der sich auf bis zu 150 Kilometern durch den Harz schlängelt.

Auch heute noch finden sich in der Altstadt wunderschöne Fachwerkgebäude und alte Bausubstanz wie das alte Rathaus nahe dem Kornmarkt. Leider nicht in der Fülle wie in Goslar und auch stehen viele dieser Gebäude leer. Entsprechend allein läuft man durch die Straßen. Im Vergleich kann ich hier bei Architektur drei Sterne vergeben und bei Gastronomie und Atmosphäre leider nur jeweils zwei Sterne. In meinem Ranking erreicht Osterode also insgesamt sieben Sterne – eine charmante, aber ruhige Stadt mit viel ungenutztem Potenzial.

Stolberg – Ein Juwel inmitten der Zeit

Als ich nach einigen weiteren Kurven und malerischen Streckenabschnitten in Stolberg ankomme, fühlt es sich an, als wäre die Zeit stehengeblieben. Dieser winzige Ort mit nur etwa 1.300 Einwohnern wirkt wie eine einzige große Altstadt auch wenn das „Stadtrecht“ lange nicht mehr zählt. Die gepflasterten Straßen, die urigen Fachwerkhäuser und das prächtige Schloss Stolberg schaffen eine Kulisse, die fast zu kitschig ist, um wahr zu sein.

Stolberg ist überschaubar – hier könnte man die Altstadt in kurzer Zeit zu Fuß erkunden. Doch die Atmosphäre ist einmalig. Während die größeren Städte wie Goslar und Wernigerode immer auch einen modernen Teil haben, fühlt sich Stolberg an wie ein Ort, der komplett im Mittelalter verhaftet geblieben ist. Die Geschichte ist hier allgegenwärtig, von den Kämpfen des Deutschen Bauernkriegs bis zu den Spuren der Reformation. Für mich zählt vor allem die Authentizität. Drei Sterne für Architektur, drei für Gastronomie und vier für die Atmosphäre – insgesamt also zehn Sterne für diesen versteckten Schatz.

Quedlinburg – Ein Filmset am Rande des Harzes

Mein vierter Stopp führt mich nach Quedlinburg, und schnell ist klar: Diese Stadt spielt fast in einer eigenen Liga. Über 2.100 Fachwerkhäuser aus 800 Jahren prägen das Stadtbild, und der gesamte Stadtkern gehört seit 1994 zum UNESCO-Weltkulturerbe. Es fühlt sich fast surreal an, als ich durch die Gassen gehe, die oft als Filmkulisse dienen. Hier wurde Geschichte wirklich konserviert.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Schloss auf dem Schlossberg, von dem man einen herrlichen Blick über die Stadt hat. Die romanische Stiftskirche Sankt Servatii thront über der Stadt und verleiht Quedlinburg zusätzlich einen Hauch von Erhabenheit. Auch das gastronomische Angebot kann sich sehen lassen – zahlreiche kleine Cafés und Restaurants locken mit regionalen Spezialitäten. Quedlinburg erreicht in meinem Ranking die volle Punktzahl für Architektur und Atmosphäre und verpasst nur knapp die Höchstwertung in der Gastronomie. Insgesamt kommen hier satte 14 Sterne zusammen – die unangefochtene Spitzenreiterin dieser Tour.

Wernigerode – Die „bunte Stadt am Harz“

Zum Abschluss geht es nach Wernigerode, der „bunten Stadt am Harz“. Das Rathaus am Marktplatz ist wohl eines der bekanntesten Postkartenmotive der Region und das Schloss Wernigerode bietet einen fantastischen Ausblick auf die Stadt und bei gutem Wetter bis zum Brocken, dem höchsten Gipfel des Harzes. Die Stadt ist lebendig, aber nicht überlaufen, und die Mischung aus modernem Stadtleben und historischer Altstadt funktioniert hier sehr gut.

Mit seinen verwinkelten Gassen, der lebhaften Atmosphäre und den vielen Ausflugsmöglichkeiten ist Wernigerode ein würdiger Abschluss meiner Altstadttour. Wie in Goslar gebe ich auch hier 12 Sterne, vor allem wegen der tollen Architektur und der beeindruckenden Kulisse.

Fazit – Fünf Städte, fünf Geschichten

Der Harz hat mich mit seiner Mischung aus Geschichte, Natur und Kurven verzaubert. Jede der fünf Altstädte, die ich besucht habe, erzählt ihre eigene Geschichte und bietet einzigartige Erlebnisse. Doch in meinem Ranking sichert sich Quedlinburg mit 14 Sternen den ersten Platz, gefolgt von Goslar und Wernigerode mit je 12 Sternen. Stolberg schließt mit 10 Sternen ab und Osterode bildet mit sieben Sternen das Schlusslicht.

Wer den Harz auf zwei Rädern erkunden möchte, sollte unbedingt auch diese Orte besuchen. Und vielleicht habt ihr ja noch eure eigenen Favoriten? Lasst es mich wissen – ich freue mich auf eure Tipps und Geschichten!

Lust auf mehr?

Wie wäre es dann mit einer Schottland-Tour  oder noch mehr Touren im Harz?

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Zur Rapsblüte durch die Holsteinische Schweiz https://ride4awhile.com/zur-rapsbluete-durch-die-holsteinische-schweiz/ Sun, 28 May 2023 06:43:11 +0000 http://ride4awhile.com/?p=740

Motorrad-Eldorado an der Ostsee

Mit dem Motorrad zur Rapsblüte durch die Holsteinische Schweiz

Kenner wissen es schon lange: Die Holsteinische Schweiz eignet sich bestens für eine Motorradtour: Nahe an der Ostsee hat die letzte Eiszeit sanfte Hügel in der Landschaft hinterlassen, die Straßenbauer mit vielen schmalen und schön geschwungenen Kurven veredelt haben. Rund 580 km habe ich eingeplant und mir dafür knappe drei Tage reserviert.

Motorradtour Schleswig Holstein

Mit ihren offenen Landschaften, sanften Hügeln und malerischen Seen bietet die Holsteinische Schweiz eine wundervolle Kulisse für eine Motorradtour. Die Straßen sind oft wenig befahren. Manche verlaufen entlang der Küste, andere durch dichte Wälder oder vorbei an weitläufigen Feldern, von denen der blühende Raps von April bis Mai mit gelbem Licht die Landschaft flutet. Hier kann man die Natur in vollen Zügen genießen und die Gedanken schweifen lassen.

Ich starte an einem noch kühlen Freitagmorgen mit einem kurzen Sprung auf der Autobahn bis in die gemütliche Hansestadt Lübeck. Am Wahrzeichen der Hansestand vorbei, dem 1478 erbauten Holstentor, lasse ich das Motorrad erstmal stehen und erkunde Fuß die Altstadt und statte dem europäischen Hansemuseum einen schon langen angedachten Besuch ab. Es gäbe noch viel mehr zu entdecken. Wer eine längere Anreise direkt mit einer ersten Übernachtung in Lübeck verbindet, dürfte das nicht bereuen.

Holsteinische Schweiz

Hinter Lübeck geht es nochmal recht flott Richtung Ostsee. An der Seebrücke Niendorf hole ich mir meine frische Ostseebrise zur Begrüßung direkt am Strand ab. Ich lasse meine Video-Drohne kurz aufsteigen aber hole sie schnell wieder zurück, als Silbermöwen mutmaßlich auf Abfangkurs gehen.

Auf dem Holsteiner Ocean Drive geht es durch Timmendorfer Strand und bis nach Scharbeutz auf gerader Strecke, aber hier gibt es am Wegesrand mit Luxushotels und Strand genug Ablenkung fürs Auge. Landeinwärts werden die Straßen dann schon motorradfreundlicher und auch der Verkehr nimmt ab.

Bad Segeberg durchfahre ich lediglich auf meinem Weg nach Plön. Das Thermometer dürfte vielleicht gerade auf 10 Grad kommen, meist ist es bewölkt und manchmal kommt noch etwas Nieselregen hinzu. Dem, im 17. Jahrhundert erbauten, Plöner Schloss statte ich daher nur einen kurzen, aber interessierten Besuch ab, bevor ich der Unterkunft entgegenfiebere: Der Landgasthof Kasch in Timmdorf ist für zwei Nächte meine Heimatbasis. Nach einer heißen Dusche kann hier der Tag bei Pannfisch (mehlierte oder auch panierte, gebratene Fischfilets) mit Bratkartoffeln und einem wohlverdienten Hefeweizen ausklingen.

Zweiter Tag

Am zweiten Tag strahlt die Sonne bei zwar niedrigen, aber soliden zweistelligen Temperaturen. Bei Sonnenschein ist die gefühlte Temperatur aber deutlich höher. Erster Halt wird Eutin. Das Schloss, der malerische Marktplatz, der Schlossgarten: Alles für sich würde den Besuch der Stadt schon rechtfertigen. In der Stadt, besonders um den Marktplatz herum, finden sich viele Gebäude spätklassizistischer Prägung. Auch Gebäudesubstanz, die noch vom Mittelalter berichten könnte, ist vorhanden. Die Seebühne ist leider abgesperrt, da sie derzeit komplett umgebaut wird. Mit der direkten See-Lage kann man sich aber problemlos vorstellen, dass Veranstaltungen hier ein ganz besonderes Flair bekommen.

Immer wieder durchschneiden die kleinen Sträßchen eine sanft gewellte Landschaft, die kilometerweit gelb leuchtet dank Milliarden von Rapsblüten, die den Bienen den Kopf verdrehen. Lediglich unterbrochen von grünen Baumtupfern verbreitet diese Energiepflanze großflächig gute Laune. Zwischen April und Mai wirkt dieser Zauber in Schleswig-Holstein.

Ganz andere See-Lagen erwarten mich, denn die nächsten Stationen haben direkten Ostsee-Kontakt. Grömitz, Fehmarn und Heiligenhafen bieten beste Ostsee-Urlaubskulisse und schöne Stopps aber die Hügel im Hinterland locken mich doch mehr.

Kleine und kleinste auch mal schroffe Asphaltbändsel, die von wenigen kleinen Orten (eher Siedlungen) unterbrochen werden, führen mich dann an den höchsten Punkt in Schleswig-Holstein: Dem Bungsberg. Die letzten Meter gehen über eine geschotterte Einbahnstraße und ich erreiche den Elisabethturm und eine Gaststätte. Perfekter Gipfel-Kaffee-Stopp, wenn auch nach serpentinenfreier Anfahrt.

Heimreise

Am letzten Tag meiner Tour begrüßt mich noch einmal herrlicher Sonnenschein mit Bilderbuch-Schäfchenwolken. Vorbei am Museums U-Boot und Marine-Ehrenmal in Laboe gibt es noch eine heißte Schokolade in Kiel und Blick auf die Fähren, die unermüdlich ihre Gäste nach Norwegen, Schweden oder Litauen tragen wollen. Manch bier-vergnügter Norweger bereichert das Straßenbild, ist doch die Tour nach Kiel ein, in mehrfacher Sicht, lohnender Wochenend-Tripp bei den Alkoholpreisen zuhause –ich gönne es ihnen.

Mit teils wenig erquickenden Streckenabschnitten arbeite ich mich Süd westwärts. Ab Itzehoe folge ich wieder auf kleinen Straßen dem verwundenen kleinen Fluss Stör bis zur Elbfähre Glückstadt-Wischhafen und wechsle hier die Elbseite.

Bei Osten habe ich noch einmal Glück und erwische die denkmalgeschützte Schwebefähre bei einer ihrer letzten Fahrten für diesen Tag. Wundervoll langsam und leise stellt sie seit 1909 den Fährverkehr zwischen Osten und Hemmoor sicher. Über die nahe Brücke geht es sicher schneller, aber wer war mit seinem Motorrad schonmal auf einer Schwebefähre?

Lust auf mehr?

Wer eine weitere An- und Abreise hat, kann wunderbar die Tour verlängern und sich noch das Alte Land anschauen. Nahezu zeitgleich mit der Rapsblüte findet dort nämlich die Obstblüte statt. Den passenden Artikel und die passenden GPX-Daten findet ihr hier: Zur Apfelblüte durchs Alte Land.

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Auf den Spuren der Weserrenaissance (3. Teil) https://ride4awhile.com/auf-den-spuren-der-weserrenaissance-3-teil/ Sun, 23 Apr 2023 16:15:55 +0000 http://ride4awhile.com/?p=726

Motorradtour durch das Weserbergland

Auf den Spuren der Weserrenaissance (3. Teil)

Der dritte und letzte Tag meiner Tour entlang der Straße der Weserrenaissance führt mich auf der östlichen Weserseite wieder langsam nach Norden, bevor ich über Hildesheim die Heimreise antrete. Weniger Schlösser, dafür eine Barockstadt und die letzte Ruhestätte des Dichters der deutschen Nationalhymne stehen heute auf dem Programm.

Mit dem Motorrad durch das Weserbergland

Sanft geschwungene Straßen, kulturelle Sehenswürdigkeiten wie die zahlreichen Altstädte oder auch die landschaftliche Schönheit mit sanften Hügeln und dichten Wäldern machen das Weserbergland zu einem abwechslungsreichen Reiseziel für Motorradfahrer. Die Straßen sind meist von guter Qualität und das Verkehrsaufkommen ist oft geringer als zum Beispiel im Harz.

Am letzten Tag der Tour fahre ich zunächst nach Hemeln, um mit der Fähre auf die andere Weserseite überzusetzen. Streckentechnisch macht das keinen besonderen Sinn, ich fahre einfach gerne mal mit der Fähre. Wer nicht gerade nach dem Frühstück hier ankommt, kann im Biergarten „Zur Fähre“ eine schöne Pause einlegen. Doch das Fährvergnügen bleibt mir verwehrt: Ein Schild weist mich darauf hin, dass die Fähre heute nicht fährt. Vielleicht wegen Niedrigwasser? Eine Erklärung bekomme ich nicht.

Also fahre ich die Weser wieder flussaufwärts und überquere sie über eine Brücke. Mein erster Stopp ist ein etwas versteckter Aussichtspunkt mit einem fantastischen Panorama.

Weser-Skywalk

Nahe dem Dreiländereck Nordrhein-Westphalen, Niedersachen und Hessen auf der östlichsten der Hannoverschen Klippen kann man mit einem wenige hundert Meter langen Fußmarsch die Aussichtsplattform Weser-Skywalk erreichen.

Wer lieber schon Cappuccino schlürfen möchte, wird schon in Sichtweite, am Fuße der hannoverschen Klippen fündig.

Bad Karlshafen

Die Barockstadt Bad Karlshafen hat vor einigen Jahren ihren alten Stadthafen mit einer Schleuse wieder schiffbar gemacht und bietet mit dem Rathaus die perfekte Kulisse für eine Rast.

Mein nächstes Ziel hat viel ältere Wurzeln als Barock oder Renaissance.

 

Schloss Corvey

Das 1.200 Jahre alte ehemalige Benediktinerkloster Corvey ist seit 2014 UNESCO-Weltkulturerbe und allein schon einen Besuch wert. Auch wenn es nicht direkt zur Weserrenaissance gehört, prägt es die Region seit Jahrhunderten. Hier liegt unter anderem Hoffmann von Fallersleben begraben, der Dichter der deutschen Nationalhymne. Er verbrachte hier seine letzten Lebensjahre als Bibliothekar.

Schloss Bevern

Das Schloss Bevern ist das letzte Bauwerk, das ich auf meiner Tour besuche. Es gehört zu den bedeutendsten Baudenkmälern der Weserrenaissance und wurde von 1603 bis 1612 von Statius von Münchhausen an der Stelle eines alten Herrensitzes erbaut. Spannend finde ich, dass die Fassade des Gebäudes moderner und heller gestaltet ist als der Blick in den Innenhof.

Langsam aber sicher verlasse ich das Weserbergland. Am Roten Berg kurz vor Hildesheim genieße ich noch einmal die Serpentinen, bevor ich bei Hildesheim auf die Autobahn auffahre, um schnell nach Hause zu kommen.

Hildesheim

Wer einen weiteren Heimweg hat als ich, kann in Hildesheim eine Zwischenübernachtung einlegen. Mit den UNESCO-Weltkulturerbestätten Dom und Michaeliskirche, dem tausendjährigen Rosengarten und der Altstadt kann man hier auch mehr als einen Nachmittag verbringen. Da ich aber in der Gegen aufgewachsen bin und mich hier gut auskenne, verzichte ich auf weitere Besichtigungen.

Damit ist meine Tour auf den Spuren der Weserrenaissance beendet. Wie so oft hätte ich noch ein paar Tage länger in der Gegend bleiben können. Für diejenigen, denen das Thema Weserrenaissance nicht so wichtig ist, oder die noch andere Zwischenstopps suchen, möchte ich diese noch empfehlen: Die Altstadt von Rinteln, Bad Pyrmont, Bodenwerder, das Motorradhotel und Motorradtreff „Die Tonenburg“, Höxter oder Hameln.

Lust auf mehr?

Jetzt vielleicht einmal in den hohen Norden der Republik? Dann komm mit zur Obstblüte ins Alte Land oder zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz.

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Auf den Spuren der Weserrenaissance (2. Teil) https://ride4awhile.com/auf-den-spuren-der-weserrenaissance-2-teil/ Sun, 23 Apr 2023 16:00:30 +0000 http://ride4awhile.com/?p=706

Motorradtour durch das Weserbergland

Auf den Spuren der Weserrenaissance (2. Teil)

Ca. 280 km durch das Weserbergland bis zur Weserquelle: Hannoversch Münden. Das ist in aller Kürze das Tagesziel. Wieder stehen einige Schlösser aus der Zeit der Weserrenaissance auf dem Programm, denn auch der zweite Tag folgt der Haupt- und Nebenroute der Straße der Weserrenaissance.

Motorradtour Weserbergland

Das Weserbergland ist eine Mittelgebirgsregion in Deutschland, die sich über rund 5.000 Quadratkilometer entlang der Weser erstreckt. Es liegt in den Bundesländern Niedersachsen, Nordrhein-Westfalen und Hessen. Es wird begrenzt durch Porta Westfalica im Norden und Hannoversch Münden im Süden. Das Weserbergland zeichnet sich durch eine abwechslungsreiche Landschaft mit sanften Hügeln, dichten Wäldern und malerischen Fachwerkstädten aus. Die Landschaft eignet sich hervorragend zum Wandern und Radfahren, doch diesmal zieht es mich allein mit dem Motorrad auf die sanft geschwungenen Straßen. Bis zu 530 Meter ragen die Hügel des Mittelgebirges in den Himmel.

Insgesamt eine Region, die Motorradfahrer nicht unterschätzen sollten, denn auch der Teutoburger Wald und der Naturpark Solling-Vogler sind mit dem Motorrad gut zu erkunden.

Von Bad Salzuflen führt mich die Navi-App zunächst ins nahe Lemgo zum Sitz des Weserrenaissance-Museums: Schloss Brake.

Schloss Brake

Schloss Brake hat eine lange Geschichte und wurde erst später im Stil der Weserrenaissance umgestaltet. Wer sich näher mit dem Thema beschäftigen möchte, findet im Schloss auch das Weserrenaissance-Museum, das den Besuchern zeigt, wie es im Weserraum zwischen Reformation und Dreißigjährigem Krieg zuging. Das Museum selbst habe ich bei der Tour ausgelassen, aber ich habe es schon bei anderen Gelegenheiten besucht und kann es nur empfehlen. Man muss nicht mehrere Stunden investieren und bekommt trotzdem einen bildhaften Eindruck vom Leben und auch von der Kunst zur Zeit der Weserrenaissance.

Gerade die ersten Points of Interest reihen sich dicht an dicht auf der Route des heutigen Tages und so erreiche ich nach einem kurzen Sprint das Hermannsdenkmal.

Hermannsdenkmal

Es gehört nicht zur Weserrenaissance, ist aber unübersehbar und deshalb kaum zu übersehen: Das Hermannsdenkmal bei Detmold. Die Statue des Cheruskerfürsten Armenius wurde 1875 errichtet und war damals für 10 Jahre die höchste Statue der westlichen Welt. Dann wurde die Freiheitsstatue in New York fertiggestellt.

Die Statue erinnert an Armenius den Cheruskerfürsten, der hier irgendwo, wir sind hier im südlichen Teutoburger Wald, die berühmte Schlacht gegen die Römer geführt haben soll.

Quasi einen Steinwurf vom Herrmannsdenkmal entfernt bieten die Externsteine einen Anblick, den man sich einfach nicht entgehen lassen sollte.

Externsteine

Die Externsteine eine faszinierend anzuschauende Sandsteinformation. Via Treppen und Brücken lässt sich die Formation auch aus der erklimmen. Das werde ich sicher nochmal nachholen denn bei Temperaturen nahe 30 Grad Celsius stehe ich schon nach dem Weg vom Parkplatz hierher in meiner Kombi in vollem Saft.

Die anschließende Etappe auf kleinen Sträßchen, die sich entspannt durch die Landschaft schlängeln, bringt angenehmen Fahrtwind und Fahrspaß. Um diesen nicht zu lange zu unterbrechen, steige ich am nächsten POI gar nicht erst aus.

Schloss Schwöbber

Das Schloss geht auf Hilmar von Münchhausen zurück. Dieser kam als Söldnerführer zu ungeheurem Reichtum und legte das Geld unter anderem in diesem Anwesen, aber auch in Rinteln und Aerzen an.

Heute ist Schloss Schwöbber ein Luxushotel mit angeschlossenem Golfplatz. Gerne hätte ich hier übernachtet, aber rund 250 Euro pro Nacht sind für eine Motorradtour doch etwas viel – zumindest für mich.

Für den Eisbecher am Mittag muss ich aber nicht weit fahren, denn das nächste Schloss auf meiner Route hat ein nettes Café mit Blick auf das Schloss vor der Tür.

Schloss Hämelschenburg

Als Meisterwerk der Weserrenaissance gilt das Schloss Hämelschenburg. Man kann es auch von Innen besichtigen, muss sich aber dafür einer der Führungen anschließen. Aber auch schon der Anblick vom Burggraben aus, oder eben vom Café gegenüber, ist wirklich imposant und lässt den Reichtum der Region zur damaligen Zeit erahnen.

Bad Pyrmont sollte man auch gesehen haben aber damit ich auch irgendwann meinem Tagesziel näherkomme, passiere ich die Stadt lediglich.

Schloss Thienhausen

Das in Privatbesitz befindliche Schloss Thienhausen ist für mich eines der romantischsten Schlösser der Tour. Es entstand hier ab 1606 unter Einbeziehung weiterer älterer Gebäudeteile. Auf Einladung des damaligen Schlossherrn August von Haxthausen sollen hier unter anderem die Brüder Grimm zeitweise gelebt und gearbeitet haben.

Heute ist im Schloss auch die Außenstelle eines Standesamtes untergebracht, normalerweise darf man das Gelände wohl nicht betreten. Von der Straße aus ist die Zufahrt wohl auch deshalb leicht zu übersehen.

Eine ganze Weile fahre ich nun Richtung Süden, begleitet von weiten Ausblicken in die Hügellandschaft des Weserberglandes. Kurz vor Kassel klappe ich zum vorletzten Mal für heute den Seitenständer aus.

Schloss Wilhelmsthal

Keine zehn Minuten vom Flughafen Kassel entfernt liegt das 1761 fertiggestellte Lustschloss Wilhelmsthal des Landgrafen Wilhelm VIII. von Hessen-Kassel. Es gehört zwar nicht zur Weserrenaissance, ist aber dennoch für Interessierte spannend, da es zu den bedeutendsten Rokokoschlössern nördlich des Mains zählt.

Wieder im Sattel biege ich kurz vor Kassel grob nach Nordosten ab und folge der Fulda bis Hannoversch Münden. Mein Tagesziel für heute und südliche Grenze des Weserberglandes.

Hannoversch Münden: Der Ursprung der Weser

Alexander von Humboldt soll über die Stadt gesagt haben: „eine der sieben schönst gelegenen Städte der Welt!“. Ob das wirklich stimmt oder ihm in den Mund gelegt wurde, darüber darf spekuliert werden denn es gibt wohl keine schriftlichen Quellen darüber.

Auf jeden Fall ist die Stadt sehr schön gelegen, denn hier vereinen sich Fulda und Werra und fließen ab hier gemeinsam als Weser dem Meer entgegen. Mit seiner historischen Altstadt und den vielen Fachwerkhäusern ist Hann. Münden ein idealer Ort, um einen langen Tourtag mit einem guten Essen und einer Erkundungstour ausklingen zu lassen.

Lust auf mehr?

Dann lies direkt, wie es weiter geht auf meiner Tour entlang der Straße der Weserrenaissance. Im letzten Teil geht es weiter durch das bezaubernde Weserbergland.

Oder möchtest du weiter nördlich einen Blütenzauber erleben? Dann komm mit zur Obstblüte ins Alte Land oder zur Rapsblüte in die Holsteinische Schweiz.

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Auf den Spuren der Weserrenaissance (1. Teil) https://ride4awhile.com/auf-den-spuren-der-weserrenaissance-1-teil/ Sun, 23 Apr 2023 15:10:49 +0000 http://ride4awhile.com/?p=645

Motorradtour ins Weserbergland

Auf den Spuren der Weserrenaissance (1. Teil)

Dreieinhalb Tage bin ich auf der Straße der Weserrenaissance unterwegs. Eine Motorradtour durch das Weserbergland inklusive Anreise aus Norddeutschland, denn die Themenroute führt mich von Bremen nach Hildesheim. Auf rund 800 Kilometern lerne ich einige Stationen kennen, die dieser regionalen Ausprägung der Renaissance ihren Namen gegeben haben. Die ersten eineinhalb Tage führen mich von der Hansestadt Bremen nach Bad Salzuflen.

Die Weserrenaissance

Die Weserrenaissance ist eine Kunst- und Architekturbewegung, die sich im 16. Jahrhundert als regionale Ausprägung der Renaissance entwickelte und insbesondere entlang der Weser zu finden ist. Die Weserrenaissance ist bekannt für ihre charakteristischen Stilelemente wie Erker, reich verzierte Giebel, teilweise Fachwerk, oft Ornamentik und häufig die Verwendung von regionalem Sandstein. Beeindruckende Bauwerke dieser Epoche finden sich in großer Zahl entlang der Weser, so dass es sogar die Straße der Weserrenaissance als Themenstraße gibt, an der ich mich bei der Tourenplanung weitgehend orientiert habe. Da die Themenroute aber nicht immer den schönsten Motorradstrecken folgt, habe ich die Route etwas angepasst.

Da ich in der Nähe von Bremen wohne, beginne ich meine Tour mit einem Ausflug in die quirlige Hansestadt, die sich so schön an den Fluss schmiegt, den ich mehr oder weniger 800 Kilometer hinauffahren werde.

Bremen

Die Hansestadt Bremen ist an sich schon eine Reise wert und bietet unter anderem mit dem Rathaus eines der bedeutendsten Bauwerke der Backsteingotik und der Weserrenaissance.

Das gotische Rathaus entstand um 1400 und wurde rund 200 Jahre später im Stil der Weserrenaissance umgestaltet. Ursprünglich waren die Arkaden und die großen Fenster spitzbogig. Auch der in der Mitte vorspringende Gebäudeteil mit seinem imposanten Giebel und den Fenstern entstand in seiner heutigen Form erst in dieser Zeit.

Wer schon in Bremen ist, kann sich die Böttcherstraße direkt anschauen. Obwohl nicht aus der Zeit der Weserrenaissance, ist die Böttcherstraße ein 108 Meter langes Gesamtkunstwerk und ein Highlight in Bremen.

Ermöglicht wurde das Gebäudeensemble in den 1920er und 30er Jahren durch den wohlhabenden Kaffeekaufmann Ludwig Roselius. Der mit Kaffee HAG den ersten koffeinfreien Kaffee der Welt anbot. Alle Handwerksbetriebe, Geschäfte und Institutionen, die heute hier zu finden sind, wurden handverlesen hier angesiedelt. Heute gehören die Gebäude einer Stiftung.

Wer dann noch Zeit hat, sollte sich den ältesten noch erhaltenen Teil der Stadt nicht entgehen lassen: Das Schnoorviertel mit seinen teilweisen sehr engen Gassen bietet viel Kunsthandwerk, kleine Restaurants und viel Kitsch.

Der Name Schnoor stammt aus dem Plattdeutschen und bedeutet „Schnur“ – eine Anspielung darauf, dass die kleinen Häuser hier, wie Perlen auf einer Schnur dicht an dicht aufgereiht sind.

Bis zum nächsten Ausflugsziel sind es nur wenige Kilometer aus der Stadt heraus.

Schloss Erbhof Thedinghausen

Der Erbhof Thedinghausen wurde 1619 als Lustschloss des damaligen Bremer Erzbischofs Johann Friedrich für seine Mätresse Gertrud von Hermeling-Heimbruch erbaut. Diese erlebte die Fertigstellung tragischerweise nicht mehr. Heute kann der Backsteinbau mit seinen Säulen, Bossenquadern und Giebeln aus verziertem Naturstein einmal im Monat nach Voranmeldung im Rahmen einer Führung besichtigt werden.

Von hier aus geht es weiter durch die weniger spektakuläre niedersächsische Tiefebene immer in Richtung Wesergerbland.

Kaiser-Wilhelm-Denkmal

Kaiser-Wilhelm-Denkmal an der Porta Westfalica, dem Tor nach Westfalen, dem Weserdurchbruch, ist 88 Meter hoch und wurde 1896 fertiggestellt. Ich habe Glück und kann bei strahlendem Sonnenschein die kilometerweite Aussicht genießen.

Mit der Porta Westfalica erreiche ich auch das Weserbergland und damit deutlich mehr Gelegenheiten, auch die Ränder meiner Reifen aufzurauen.

Schloss Bückeburg

Das imposante Schloss Bückeburg stammt aus dem späten 13. Jahrhundert und wurde seitdem mehrfach umgebaut. Nach einem Brand im Jahre 1732 wurde vieles erneuert und bis ins 19. Jahrhundert umgebaut. Noch heute ist es Stammsitz des Fürstenhauses Schaumburg-Lippe.

Bad Salzuflen

Nach einigen weiteren versöhnlichen Kurvenabschnitten erreiche ich mit Bad Salzuflen mein erstes Tagesziel. Der Kurort Bad Salzuflen verfügt unter anderem über ein Gradierwerk. Hier wird Sole über feine Äste geleitet. Früher wurde das Wasser auf diese Weise verdunstet und die Salzkonzentration im Wasser erhöht, um später Salz aus der Sole zu gewinnen. In der Umgebung von Gradierwerken ist die Luft feucht, kühl und salzhaltig. Heute nutzt man dies wegen der positiven Wirkung auf die Atemwege.

Sehenswert ist auch die schöne Altstadt. Das Gebäudeensemble rund um das Rathaus bspw. ist ebenfalls im Stil der Renaissance gehalten.

Lust auf mehr?

Dann lies direkt, wie es weiter geht auf meiner Tour entlang der Straße der Weserrenaissance. Im nächsten Teil tauche ich dann ein in dann Weserbergland.

Ansonsten ist der Harz auch nicht weit vom Weserbergland entfernt. Begleite mich gern auf meiner Harzreise.

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